Über 90'000 KMU müssen sich in den kommenden Jahren darum kümmern, wer in der Firma künftig das Sagen haben soll. Schaffen sie es nicht, die Nachfolge des Patrons oder der Unternehmerin zu regeln oder einen Käufer zu finden, droht der Untergang. Damit verschwinden Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und ganz viel Wissen.
Entscheidend ist der Faktor Zeit. Die Nachfolge muss rechtzeitig angepackt werden: «So ein Nachfolgeprozess kann schnell mal fünf bis zehn Jahre dauern», sagt Jörg Sennrich (49) von der Nachfolge-Plattform KMU Next. Wer sich die Zeit nicht nimmt, die Nachfolgefrage zu lange verdrängt, dessen Firma droht unterzugehen.
Kommunikation ist entscheidend
«Rund ein Drittel aller Nachfolgen scheitert», weiss Sennrich, der viele Firmen in diesen Fragen berät. Eine gelungene Nachfolge habe viel mit Kommunikation, Fairness und dem Patron zu tun. «Jeder Unternehmen muss sich zuallererst selbst klar darüber werden, wie er die Nachfolge regeln möchte», so Sennrich. Und dann eine entscheidende Frage beantworten: «Wer bin ich noch, wenn ich nicht mehr Patron bin?»
Dann beginnt der Prozess der Kommunikation. Es gehe darum, offen mit den Kindern darüber zu reden, ob sie willens und bereit sind, in die Fussstapfen der Elterngeneration zu treten. «Ich habe auch schon Väter erlebt, die nicht akzeptieren konnten, dass der Nachwuchs die Firma nicht übernehmen möchte – und das jahrelang verdrängt haben.» Zudem muss auch die Frage beantwortet werden, was diejenigen Kinder bekommen, die kein Interesse am Familienunternehmen haben. Oder ob Kinder für eine Führungsfunktion im Familienunternehmen überhaupt geeignet sind.
Gelungene Nachfolgeplanung
Ein prominentes Beispiel für eine gelungene Nachfolgeplanung ist der Schokoladenproduzent Läderach. Hier führen inzwischen drei Brüder in der dritten Generation das süsse Geschäft sehr erfolgreich weiter. Sennrich nennt weitere Beispiele: Zum Beispiel das Modehaus Goldener aus Appenzell, das in der vierten Generation von gleich vier Familienmitgliedern weitergeführt wird. Oder Mühlebach Mühle aus Würenlingen AG, eine Firma, deren Wurzeln bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Heute haben hier die Geschwister Stefan und Corinne Mühlebach aus der fünften Generation das Sagen.
In einem Interview mit dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID) verriet Corinne Mühlebach das Erfolgsrezept langlebiger Unternehmen: «In Familienbetrieben wird im Vergleich zu Konzernen offener diskutiert, manchmal auch länger um einen Entscheid gerungen. Das ist eine andere unternehmerische Kultur.»
Eine Kultur, die es zu bewahren und zu pflegen gilt – auch gerade bei der Nachfolgeplanung. Denn rund ein Drittel der grösseren Schweizer Unternehmen wird von Familien geführt oder kontrolliert. Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Generationen sichert Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Schweiz.