Es war lange fünf vor zwölf – jetzt ist es eins vor zwölf: Der chinesische Immobiliengigant Evergrande steht unmittelbar vor dem Kollaps. Zuletzt stufte neben Fitch auch Standard & Poor's (S&P) als zweite internationale Rating-Agentur die Kreditwürdigkeit von Evergrande herunter – auf Kreditausfall in einigen Bereichen und damit eine Stufe vor dem kompletten Zahlungsausfall.
Am heutigen Montag sind die Aktien vom Handel an der Hongkonger Börse abermals ausgesetzt worden. Dies teilte die Börse ohne weitere Angabe von Gründen mit. Der Aktienkurs des Immobilienentwicklers war im letzten Jahr um nahezu 90 Prozent eingebrochen. Evergrande hat Schulden von mehr als 300 Milliarden US-Dollar (274 Milliarden Franken) angehäuft.
Andere Firmen wegen Evergrande in Schieflage
Schon an Silvester machte Evergrande Schlagzeilen: Der Immo-Gigant hat erneut Zahlungsfristen ungenutzt verstreichen lassen. Wegen der herabgesetzten Kreditwürdigkeit von Evergrande sind zuletzt auch weitere chinesische Immobilienunternehmen in Schieflage geraten. Der lange boomende Markt muss in China einen Dämpfer nach dem anderen hinnehmen.
«Die ausbleibenden Zahlungen zeigen, dass es Evergrande immer noch nicht gutgeht, obwohl es Wohnungen fertigstellt», sagte Thomas Kwok, Leiter des Aktiengeschäfts von Chief Securities in Hongkong. Kollabiert der Immo-Gigant noch diese Woche? Voraussagen will das in China zu Beginn des neuen Jahres niemand, doch klar ist: Evergrande ist mittlerweile nur noch einen Schritt davon entfernt.
Auswirkungen für die Schweiz
Welchen Einfluss hätte ein Flächenbrand am chinesischen Immobilienmarkt auf die Schweiz? Experten sind sich sicher: Der Schweizer Häusermarkt steht auf einem stabilen Fundament. Nicht einmal die Corona-Pandemie konnte diesen ins Wanken bringen. Hausbesitzer müssen sich wegen Evergrande also nicht gross sorgen.
Und Kleinanleger? Klar ist, dass ein Evergrande-Kollaps unmittelbare Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hätte. Doch einen Crash wie 2008 schliessen Experten aus. 2008 seien die Banken weltweit mit eigenem Geld in den Subprime-Papieren investiert gewesen. Daraus hat man bei der UBS, Credit Suisse und Co. offenbar gelernt. Bei einem Evergrande-Kollaps dürfte sich der Schaden also in Grenzen halten. (nim/SDA)