Fast so gross wie in Deutschland
Schweizer Hypo-Markt baut bereits auf 1100 Milliarden

Neben Banken werden Pensionskassen und Hypothekenvermittler immer wichtiger. Das zeigen Zahlen, die BLICK exklusiv vorliegen.
Publiziert: 09.08.2020 um 23:05 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2020 um 14:52 Uhr
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Der Preis für ein durchschnittliches Einfamilienhaus in der Grossagglomeration Zürich ist innert drei Jahren um rund 13 Prozent gestiegen. Im Bild die Gemeinde Rüschlikon ZH.
Foto: PIUS KOLLER

Gross, grösser, Schweizer Hypothekarmarkt: Das Geschäft mit Hypotheken in der Schweiz gehört volumenmässig zu den grössten Märkten der Welt. In den vergangenen fünf Jahren wuchs der hiesige Hypo-Markt um 146 Milliarden Franken auf rund 1100 Milliarden Franken an. Alleine 2019 verzeichnete er ein Plus von 3 Prozent oder 32 Milliarden Franken. Das zeigt die neuste Studie des Hypothekenvermittlers Moneypark, die BLICK vorliegt.

Zum Vergleich: Die ausstehenden Hypothekarkredite in Deutschland sind mit 1200 Milliarden Euro (1300 Milliarden Franken) fast gleich hoch wie in der Schweiz – Deutschland ist jedoch mit 83 Millionen Einwohner rund zehnmal grösser als die Schweiz. Zudem hat Deutschland mit 50 Prozent eine deutlich höhere Eigentumsquote als die Schweiz.

Markt wächst wegen Preisanstiegen

Die Wohneigentumsquote stagniert in der Schweiz seit Jahren bei rund 40 Prozent. Das Wachstum des hiesigen Hypothekarmarkts ist denn auch vor allem auf steigende Immobilienpreise zurückzuführen.

Den Löwenanteil des riesigen Markts beherrschen die Banken. Ihr Anteil: knapp 95 Prozent. Versicherungen und Pensionskassen decken laut der Studie 5 Prozent des Markts ab.

Pensionskassen wachsen am stärksten

Die Kantonalbanken konnten 2019 mit über 15,6 Milliarden Franken Wachstum am meisten Hypothekarvolumen generieren und sind mit 4,2 Prozent auch über dem Markt gewachsen. Die Raiffeisenbanken sowie die Regionalbanken und Sparkassen wuchsen mit je 3,2 Prozent ebenfalls knapp über dem Markt.

Derweil haben Versicherungen ihr Engagement in Hypotheken 2019 reduziert. Moneypark schätzt den Rückgang um knapp 4 Prozent auf 39 Milliarden Franken. Und die Grossbanken haben sich mit einem Wachstum von 1,5 Prozent deutlich unter Markt entwickelt.

Pensionskassen profitieren von Vermittlern

Das mit Abstand grösste prozentuale Wachstum konnten die Pensionskassen erzielen: «Wir schätzen, dass diese Anbietergruppe 2019 um knapp sieben Prozent gewachsen ist», sagt Stefan Heitmann (43), CEO von Moneypark.

«Dies ist umso bemerkenswerter, da die Pensionskassen typischerweise über keine oder nur sehr limitierte eigene Vertriebskanäle verfügen», so Heitmann. Deshalb profitieren Pensionskassen stark von Hypothekenvermittler-Plattformen wie Moneypark, Hypoplus oder Valuu.

Potenzial nach oben

Die Hypothekenvermittler konnten letztes Jahr Hypotheken im Wert von insgesamt 5,8 Milliarden Franken vermitteln. Trotz starken Wachstums ist der Markt der Vermittler in der Schweiz mit 4 Prozent noch immer klein.

Andreas Dietrich (44), Experte für Digital Banking der Hochschule Luzern, schätzt den Anteil mit 2 bis 3 Prozent sogar noch etwas tiefer. «Im internationalen Vergleich ist das sehr wenig», sagt Dietrich (44). In Deutschland beispielsweise wird jährlich fast die Hälfte aller Hypothekengeschäfte über Vermittler abgewickelt.

Corona bremst Wachstum nur leicht aus

Er sieht in diesem Bereich grosses Wachstumspotenzial: «Es sind riesige Summen im Spiel.» Eine Nische reiche deshalb aus, um auf dem Markt erfolgreich zu sein.

Und daran wird laut der Studie selbst die Corona-Pandemie nichts ändern. «Der Hypothekarmarkt dürfte im zweiten Quartal zwar kaum gewachsen sein», so Heitmann von Moneypark. Das zweite Halbjahr sei jedoch sehr stark angelaufen. Insgesamt dürfte 2020 ein Wachstum von knapp 3 Prozent erzielt werden – trotz Rezession. (dvo)

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