Auf einen Blick
- Easyjet greift Swiss in Zürich mit fünf neuen Strecken an
- Der Marktanteil in der Schweiz soll weiter wachsen – zulasten der Swiss
- Die Billig-Airline beförderte letztes Jahr 14,4 Millionen Passagiere in der Schweiz
Die Billig-Airline Easyjet bläst in diesem Jahr zum Angriff in Zürich: Mit gleich fünf neuen Strecken tritt sie in direkte Konkurrenz zu Swiss, Edelweiss und anderen Airlines. Demnächst bietet Easyjet damit 14 Ziele ab Zürich an.
Das dürfte Konsumentinnen und Konsumenten freuen: Wo viel Konkurrenz herrscht, sind die Preise tief. Allerdings ist der Flugbetrieb in Zürich teurer als etwa in Basel oder Genf, weshalb Easyjet lange wenig aktiv am grössten Schweizer Landesflughafen war. Werden auch die Preise höher liegen?
Jean-Marc Thévenaz (67), seit 25 Jahren Direktor von Easyjet Switzerland, verneint dies im Gespräch mit Blick: «Die Preise werden sich in Zürich auf dem für Easyjet üblichen Niveau bewegen.» Also Lockvogeltarife im zweistelligen Franken-Bereich, danach der Nachfrage angepasste Tarife.
Zumindest auf den neuen Zürich-Strecken nach Palma de Mallorca (Balearen/Spanien), Malaga (Spanien), Faro (Portugal), Olbia (Sardinien/Italien) und Edinburgh (Schottland) bedeutet dies für Konsumentinnen und Konsumenten im kommenden Sommer wohl sehr attraktive Preise.
Optimale Nutzung von Slots macht Angriff möglich
Dass Easyjet neue Strecken lanciert, die Swiss oder Edelweiss schon betreiben, sieht Thévenaz nicht als Problem: «Es handelt sich, beispielsweise bei Palma de Mallorca, um Strecken mit sehr grossem Aufkommen – da hat es noch Platz für uns.» Thévenaz weist auch darauf hin, dass Swiss von Easyjet lancierte Strecken in Genf stark zu konkurrenzieren versucht.
Easyjet vernachlässigte Zürich aber während Jahren und fokussierte auf die anderen Schweizer Flughäfen. In Basel, wo Easyjet vor 20 Jahren erstmals Flüge aufnahm, hat die Airline einen Marktanteil von 60 Prozent. In Genf, seit 26 Jahren bedient, einen Marktanteil von 40 Prozent. Schweizweit hat Easyjet einen Marktanteil von 26 Prozent.
Mit der stärkeren Präsenz in Zürich soll dieser Marktanteil weiter wachsen. Doch dafür braucht es Slots, also festgelegte Zeitfenster, in denen ein Flugzeug starten oder landen darf. Die Swiss und die Lufthansa-Gruppe besitzt aktuell die allermeisten attraktiven Slots zu Tagesrandzeiten. Deshalb sei der Aufbau einer Basis – also das Stationieren von Easyjet-Flugzeugen – in Zürich nicht möglich.
«Wir können aber jetzt unser breites Netzwerk ausnützen und diverse Strecken tagsüber betreiben.» Beispielsweise führt Easyjet einen sogenannten W-Flug durch: Basel–Djerba–Zürich–Djerba–Basel. Oder ein in Rom stationiertes Flugzeug kommt früh nach Zürich, fliegt ab hier eine europäische Stadt hin und zurück an, und kehrt abends nach Rom zurück.
«Wir haben uns diverse attraktive Slots tagsüber gesichert», versichert Thévenaz, der früher selbst Pilot war. Das wäre theoretisch schon früher möglich gewesen, machte aber erst jetzt richtig Sinn.
Bei den Passagieren nicht mehr weit von Swiss
Ohne Slots zu Tagesrandzeiten wird der Angriff auf Swiss zwar schwierig. Doch Thomas Haagensen (52), Europachef von Easyjet, hofft auf eine positive Entwicklung: «Wir werden ein für Zürich einzigartiges Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.» Nach der Sommersaison werde Easyjet bilanzieren und entscheiden, ob weitere Routen ab Zürich dazukommen, sagt er im Rahmen eines kleinen Medienfrühstücks in Basel zu Blick. Und scherzt gleich: «Langen sie zu, wenn es bei uns gratis Frühstück gibt!»
Die Lässigkeit widerspiegelt das Selbstvertrauen, das Easyjet im Schweizer Markt inzwischen hat. 160 Ziele bieten die «Orangen» mit 1000 Mitarbeitenden unter Schweizer Arbeitsvertrag jetzt ab der Schweiz an. Letztes Jahr beförderte Easyjet 14,4 Millionen Passagiere. Zum Vergleich: Swiss beförderte 2023 rund 16,5 Millionen Passagiere.
In Basel, wo Easyjet letztes Jahr schon um 10 Prozent zulegte, rechnet Haagensen mit weiterem Wachstum. Nicht zuletzt dank des ESC im Mai, bei dem Easyjet Sponsor ist und der zu einem «spürbaren Anstieg der Ticketverkäufe» geführt habe.