Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz (61) als Helvetia-Präsident zurückgetreten
Das Raubein ist rau gelandet

Pierin Vincenz wollte dem Paradeplatz beweisen, dass er als Regionalbanker Grosses leisten kann. Jetzt ist er wieder zurück in der Bündner Regionalliga.
Publiziert: 18.12.2017 um 22:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 02:10 Uhr
Pierin Vincenz hat am Montag sein letztes Amt in der Finanzbranche abgegeben. Die Finma ermittelt gegen den einstigen Lieblingsbanker der Schweiz.
Foto: Daniel Kellenberger
Harry Büsser, Vinzenz Greiner

In der Finanzkrise war er zum Lieblingsbanker der Schweiz aufgestiegen, jetzt ist er selber in die Krise geraten. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat ein Verfahren gegen Pierin Vincenz (61) eingeleitet. Seit gestern ist er nicht mehr Präsident der Versicherung Helvetia. 

Der Spätzünder zeigt es dem Paradeplatz

Vincenz war eigentlich Spätzünder. Er begann sein Wirtschaftsstudium erst mit 26 Jahren. Auch sein Aufstieg auf der Karriereleiter dauerte. Zuerst war er in niederen Chargen beim Bankverein und bei einem Rollladen-Hersteller. Erst bei  Raiffeisen hob er ab: 1996 wurde er Finanzchef, nur drei Jahre später CEO.

Das Raubein zentralisierte die regional geprägte Bauernbank. Von der Finanzkrise und Steuerklagen blieb Raiffeisen weitgehend verschont.

Vincenz nutzte die Krise der anderen, übernahm die Bank Wegelin, die am Steuerstreit mit den USA zerbrach und heute Notenstein La Roche heisst. Später beteiligte er sich an der Derivate-Boutique Leonteq, dem damals heissesten Start-up der Finanzszene.

Mit Zukäufen und Beteiligungen schuf er die drittgrösste Bank der Schweiz. Der Hüne aus dem Bündner Bergdorf Andiast hatte es dem Paradeplatz gezeigt.

Raubeinig auf Konventionen pfeifen

Wo er auftrat, war sein Bündner Schalk dabei. Markige Sprüche gegen das Bankgeheimnis machten ihn zum beliebtesten Banker der Schweiz. 

Sein Hemd steckte er zwar in Anzughosen, pfiff aber auf Konventionen. Seine zweite Frau, die er bei Raiffeisen traf, stieg dort zur Rechtschefin auf. Kritik konterte er gelassen: Wenn man alles Compliance-Regeln unterordne, gebe es keine Beziehungen mehr am Arbeitsplatz.

Unordnung im Raiffeisen-Universum

Zwar ist er seit 2015 nicht mehr Raiffeisen-Chef, aber seine Zeit bei der Bank holte ihn ein. Die Finma prüft, ob er als CEO an Firmen beteiligt gewesen war, bevor Raiffeisen diese übernahm – und ob er daraus finanzielle Vorteile zog. Kurz: Die Finma klärt, ob Vincenz einmal zu viel auf Konventionen pfiff.

Mit dem Helvetia-Präsidium gibt er sein letztes Amt in der Finanzindustrie ab. Übrig bleiben Bündner Provinzmandate: bei der Weinfirma Plozza und beim Energieversorger Repower.

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