Viele Menschen diversifizieren ihr Portfolio und investieren dabei in Immobilien, Aktien, Bargeld und Sachwerte. Unter den Sachwerten sind Edelmetalle wie Gold oder Silber die Favoriten. Dabei wird oft übersehen, dass auch Münzen eine beliebte Anlageformen im Bereich der Sachwerte sind. Der Kauf von Münzen ist eine einfache und schnelle Methode, um eine Portfoliodiversifizierung umzusetzen.
Die deutsche Numismatikerin, Historikerin und Publizistin Ursula Kampmann sagt gegenüber cash.ch, dass es dem Münzenmarkt «ausgezeichnet» gehe. Dies ist primär auf das Sicherheitsbedürfnis der Menschen zurückzuführen, die in Münzen eine sichere Wertanlage sehen. Kampmann betont jedoch auch, dass man eine klare Unterscheidung vornehmen müsse, woher die Nachfrage nach Münzen komme.
Dieser Artikel wurde erstmals auf «Cash.ch» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.cash.ch.
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Es gibt tatsächlich verschiedene Gruppen von Menschen, die Münzen kaufen. Da gibt es einmal die traditionellen Münzensammler, die es seit der Renaissance gibt. Sie kaufen Münzen, weil sie geschichtsinteressiert sind und die Münzen als Zeugnisse der Vergangenheit sehen.
Dass Münzen als Investition genutzt werden, gehört erst in die Zeit nach dem Jahr 1971, als die Goldbindung des Dollars aufgehoben wurde. Steigende Silber- und Goldpreise erhöhten das Interesse vor allem an der zeitgenössischen Münzprägung. Mittlerweile haben die Investoren aber auch die historischen Prägungen entdeckt.
Daher existieren eigentlich zwei Käufergruppen, die um Münzen buhlen: Sammler und Investoren. Während die Gruppe der Sammler über Jahrzehnte meist gleich gross bleibt, vergrössert sich die Gruppe der Investoren, sobald die Preise in die Höhe schiessen. Dadurch wird die Konkurrenz grösser und die Preise steigen.
Neun der zehn teuersten Münzen stammen aus den USA
Während der Markt für Schweizer Münzen zum grössten Teil noch sammlergetrieben ist, gibt es andere Märkte, auf denen klar die Investoren dominieren. Das beste Beispiel sind US-Münzen. Neun der zehn teuersten Münzen weltweit stammen aus den USA.
Die teuerste versteigerte Münze ist laut der von Ursula Kampmann geführten MünzenWoche der Double Eagle (St. Gaudens) von 1933: Die 20-Dollar-Goldmünze der Vereinigten Staaten, gestaltet vom Bildhauer Augustus Saint-Gaudens, ist aufgrund ihrer Seltenheit hoch bewertet. Es gibt nur ein einziges legalisiertes Exemplar im Handel, das 2021 für 18,9 Millionen Dollar verkauft wurde. Die Goldmünze stammte ursprünglich aus der Sammlung von König Faruq von Ägypten.
Dahinter folgt ein Flowing Hair Silberdollar 1794, der erste herausgegebene US-Dollar. Ein Direktverkauf im Januar 2022 erzielte einen Preis von 12 Millionen Dollar. Die Plätze drei bis sechs gehen ebenfalls an die USA: Brasher Dublone 1787 für 9,4 Millionen Dollar, Capped Bust Half Eagle 5 Dollar 1822 für 8,4 Millionen Dollar, Draped Bust Silberdollar 1804 für 7,7 Millionen Dollar und der Double Eagle 20 Dollar mit dem Paquet-Revers 1861 für 7,2 Millionen Dollar.
An siebter Stelle folgt ein Gold-Dinar des Kalifen Yazid II. (Reich der Umayyaden), geprägt im Jahr 722 in Damaskus. Die Münze wurde im Jahr 2011 für gut 6 Millionen Dollar versteigert. Sie gilt als eine der seltensten muslimischen Goldmünzen. Die Plätze acht bis zehn sind wiedeer US-Münzen: Der Turban Head Eagle 10 Dollar von 1804 für 5,3 Millionen Dollar, der Liberty Head Nickel von 1913 für 5 Millionen Dollar und der ST- Gaudens Double Eagle 20 Dollar mit Hochrelief von 1907 für 4,8 Millionen Dollar.
Der Liberty Head Nickel ist eine Fünf-Cent-Münze aus den USA. Sie wurde in sehr begrenzter Stückzahl hergestellt und ist eine der wertvollsten und bekanntesten US-Numismatikmünzen. Auf der Vorderseite der Münze ist Libertas abgebildet, die römische Göttin der Freiheit. Sie trägt eine Krone und einen Lorbeerkranz. Die Rückseite zeigt die römische Zahl V den Wert der Münze. Zudem lässt sich der lateinische Buchstabe V erkennen, der das Victory-Zeichen symbolisiert.
Münzen in den USA als Altersversorge
Die hohen Preise für US-Münzen sind für die Numismatikerin Kampmann naheliegend. Viele Amerikaner investieren für die Altersvorsorge nebst in Aktien, Immobilien und auch in Münzen. Dadurch hat sich in den USA ein transparenter und liquider Markt entwickelt. Es gibt Unternehmen, die ausschliesslich den Erhaltungsgrad von US-Münzen bewerten und die Echtheit garantieren. Es gibt auch Zeitschriften, die den Sammlern alle zwei Wochen den aktuellen Durchschnittspreis für jede einzelne Münze mitteilen. Die bekannteste ist das Greysheet.
Derzeit ist der US-Markt stark überhitzt. Viele Anleger weichen daher auf andere Münzen aus. Doch auch die Preise für klassische Münzen, wie antike römische oder britische Münzen, sind deutlich gestiegen. «Im ersten Corona-Jahr, als die Nachfrage nach Münzen enorm stieg, erzielte ‹Una and the Lion› innerhalb eines einzigen Jahres vier Mal einen neuen Höchstpreis», sagt Kampmann. «Una and the Lion» ist eine britische Goldmünze mit dem Porträt der jugendlichen Victoria, die wegen ihrer besonders schönen Rückseitendarstellung vor allem in Japan sehr geschätzt wird. Von ihr existieren nur 400 Stück. 2020 lagen die Preise zwischen 855'000 Euro und 984'000 Euro. 2023 wurde ein weiteres Stück dann schon für 1,3 Millionen Euro zugeschlagen.
«Der grösste Hype im Moment liegt meiner Meinung nach in den USA, wo der Markt für Münzen ein Allzeithoch verzeichnet», sagt Kampann. Die Märkte für chinesische und russische Münzen sind etwas zurückgegangen, während das Interesse für britische Münzen stark zugenommen hat. Besonders gefragt sind antike Münzen mit nachweisbarer Herkunft aus alten Sammlungen. Diese Münzen erzielen ein Vielfaches der Preise, die exakt die gleiche Münze in der gleichen Erhaltung ohne eine gute Provenienz bringt.
Schweizer Münzmarkt mit Potenzial
In Europa gibt es derzeit Märkte, die unterbewertet sind. Wo ein starker Sammlermarkt vorhanden ist, steigen gerne Investoren ein. Ein Beispiel dafür sind die Münzen der ehemaligen Tschechoslowakei. Dort gibt es viele Sammler, die alles kaufen, was in Prag geprägt wurde. Münzen aus Graz dagegen, die genauso selten sind und zum Teil genau dieselben Motive zeigen, werden wesentlich günstiger gehandelt.
Der Schweizer Markt wird noch nicht stark vom internationalen Markt wahrgenommen. «Die Schweiz hat ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft», sagt Kampmann, es sei - in anderen Worten - noch immer ein Markt vorwiegend für Sammler. Es liegt also noch Potenzial brach. Über die begehrtesten und wertvollsten Schweizer Münzen hat cash.ch hier berichtet.