Es geht mächtig ins Geld
Der Kampf der UBS ums Geschäft mit den CS-Pensionskassen

Im Geschäft mit institutionellen Kunden kann die Grossbank nicht einfach Fonds zusammenlegen. Sonst muss sie sich neu bewerben. Die Handelszeitung beleuchtet die Herausforderungen für die UBS.
Publiziert: 24.10.2024 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2024 um 18:12 Uhr
In der Vermögensverwaltung bei Profikunden steht die UBS vor einer heiklen Integrationsaufgabe.
Foto: PantherMedia / Valerio Rosati

Auf einen Blick

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Holger Alich
Handelszeitung

Wenn die UBS nächste Woche ihre Ergebnisse zum dritten Quartal vorlegt, dürfte Bank-Chef Sergio Ermotti mal wieder mit Eigenlob nicht sparen. Das Management sieht sich schon jetzt in Sachen CS-Integration sechs Monate vor dem eigenen Zeitplan. Der öffentliche Fokus liegt dabei auf dem Schweiz-Geschäft sowie dem Kern der Bank, der Vermögensverwaltung für vermögende Privatkunden.

Eine der heikelsten Integrationsübungen aber läuft derzeit in einer Sparte, die selten im Blickpunkt steht: dem Assetmanagement. Das ist das Geschäft mit Publikumsfonds und Mandaten für Profikunden wie Pensionskassen und Versicherungen. «Im Assetmanagement ergibt eins und eins niemals zwei», sagt ein ranghoher Bankmanager. Denn besonders heikel sind Doppelungen, sprich, wenn die Fusionspartner UBS und Credit Suisse Produkte mit dem gleichen Anlageuniversum anbieten. 

Knackpunkt sind die Doppelungen bei Mandaten

Dabei gibt es Unterschiede: Publikumsfonds mit vergleichbarem Anlageschwerpunkt kann die UBS zusammenlegen oder umbenennen – so geschehen zum Beispiel bei den Strategiefonds beider Banken. «Doch bei Mandaten für institutionelle Kunden geht das nicht», sagt die Auskunftsperson. 

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Denn eine Pensionskasse kauft bei einem Vermögensverwalter nicht einfach einen Fonds, sondern vereinbart haarklein den Investmentprozess. Gibt es bei diesen Mandaten dann irgendwelche Änderungen, etwa im Fondsmanagement, muss die Pensionskasse den Auftrag neu ausschreiben – mit der Gefahr, dass die UBS das Mandat verliert. 

Behält die UBS dagegen alle Fondsmanager im Haus, um keine Mandate zu riskieren, vergibt die Grossbank eine Möglichkeit, Kosten zu senken. «Man steht hier vor einem Zielkonflikt», so der Manager eines Konkurrenten, «wenn ich entschlossen die Kosten senke, verliere ich Umsatz. Bewahre ich den Umsatz, bleibe ich auf hohen Kosten sitzen.» Eine Gratwanderung.

UBS trennt sich von Fondsmanagern

Doch wie gross ist das Problem der Produktdoppelungen? Die UBS selbst nennt dazu keine Zahlen. Der Datenanbieter Morningstar Direct hat für die «Handelszeitung» die Produktpalette von UBS und CS im Assetmanagement unter die Lupe genommen. Demnach gibt es einige Doppelungen, etwa in den Anlageklassen Mischfonds, Aktien und Anleihen. Laut Branchenkennern stellt das Volumen der Überlappungen bei Publikumsfonds eine recht gute Annäherung dar, wie gross das Problem bei den Profimandaten ist. 

Daher schreiben die Morningstar-Analysten in ihrem Rating-Bericht zur UBS im April: «Während die Übernahme einige ergänzende Fähigkeiten im Bereich thematische Aktien, Rohstoffe, Hochzinsanleihen und besicherte Kredite mit sich bringt, welche UBS AM fehlten, gibt es auch erhebliche Überschneidungen in anderen Bereichen, die das Unternehmen zu reduzieren beabsichtigt.» 

Ein UBS-Sprecher entgegnet, dass das übernommene Assetmanagement der Credit Suisse «sehr komplementär» sei. Das Problem der Doppellungen sei kleiner, als die Morningstar-Daten glauben machen würden, da diese Daten auch Fonds der Sparte Global Wealth Management beinhalten würden.

Viele Mandate im Schweizer Markt verfügbar

Insgesamt wolle die UBS den Grossteil der Fonds der CS beibehalten und in UBS-Fonds umtaufen. Bis Ende Jahr sollen 80 Prozent dieser Aufräumarbeiten abgeschlossen sein. Der Investmentprozess sei zudem bereits integriert. Der Grossteil der Kostensenkungen käme überdies nicht vom Fondsmanagement, sondern vom Backoffice. So heisst es aus Finanzkreisen, dass sich die UBS im Zuge der Integration bisher nur von einer kleinen Zahl von Fondsmanagern getrennt hat.

Also alles kein Problem? Interessanterweise hat die UBS just in jenen Anlageklassen, in denen Morningstar Doppelungen ortet, Kundengelder verloren. Laut dem jüngsten Quartalsbericht verlor die Grossbank etwa im Geschäft mit Aktienprodukten im ersten Halbjahr 5 Milliarden Dollar. Bei Mischfonds hat sich der Abfluss im zweiten Quartal beschleunigt und erreichte 2,1 Milliarden Dollar. Unter dem Strich hat die UBS im ersten Halbjahr 6 Milliarden Dollar Kundengelder im Assetmanagement verloren – in dieser Rechnung sind Geldmarktfonds herausgerechnet, da hier die erratischen Zu- und Abflüsse das Bild verzerren. 

Bei den Profimandaten hat die Übernahme von CS AM offenbar Bewegung gebracht. So berichtet ein grosser Schweizer Wettbewerber, dass derzeit mehr Mandate als gewöhnlich am Schweizer Markt ausgeschrieben seien. «Marktereignisse wie die Fusion von UBS und Credit Suisse können dazu führen, dass gewisse Mandate vorzeitig neu ausgeschrieben werden», bestätigt Florian Küng, Finanzchef der Pensionskasse BVK. Nach seinen Angaben hat seine Kasse drei Mandate bei UBS und CS. Ob davon welche neu ausgeschrieben sind, dazu macht er keine Angaben. 

«Dank ihrer Grösse erhält die BVK bei ihren Ausschreibungen auch viele Offerten von internationalen Banken und Vermögensverwaltern und ist deshalb nur bedingt von Schweizer Anbietern abhängig», so Küng. So berichtet ein Kenner der Schweizer Assetmanagement-Szene, dass derzeit US-Anbieter versuchen würden, mit Kampfpreisen Mandate an sich zu ziehen, die im Zuge der CS-Integration neu ausgeschrieben würden. «Der Prozess ist gerade angelaufen und wird wohl noch einige Monate dauern», so die Auskunftsperson. 

Zusammenschlüsse im Assetmanagement gelten als schwierig

Aus diesem Grund gelten Fusionen und Übernahmen im Assetmanagement als schwierig. Für Branchenkenner machen sie primär in zwei Fällen Sinn: «Ein Assetmanager kauft sich mit einer Übernahme Anlage-Know-how ein, das er vorher nicht hatte. Oder er sichert sich über einen Zukauf neue Vertriebswege», erklärt ein ranghoher Bankmanager. Als Paradebeispiel für die erste Fallkonstellation gilt der Zukauf von Barclays Global Investors und deren Fondsmarke Ishares durch Blackrock im Jahr 2009. Mit dem Deal wurde Blackrock mit einem Schlag einer der Platzhirsche im boomenden Geschäft mit passiven Fonds. 

Das Zusammenführen zweier ähnlicher Fondshäuser gilt dagegen als extrem schwierig, eben, weil viele Kundengelder verloren zu gehen drohen. «Im Schnitt bringt ein Deal keinen Zusatzwert», sagte einmal George Walker, Chef des Assetmanagers Neuberger Berman, «der einzige Gewinner ist der Verkäufer.» 

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