Nix da mit «Zurich, 12 Points»! Die SRG hat Genf und Basel in den engeren Kandidatenkreis der Austragungsorte des Eurovision Song Contests (ESC) 2025 in der Schweiz genommen. Zürich und das Gespann Bern/Biel gehen leer aus.
In Zürich ist die Ernüchterung besonders gross. Michael Böhler (50), Präsident des Zürcher Hotellerie-Vereins (ZHV), sagt: «Wir bedauern diesen Entscheid ausserordentlich.» In Chat-Foren hätten sich ZHV-Mitglieder bereits ausgetauscht.
Nach Nemo's ESC-Triumph im Mai waren in diversen Zürcher Hotels Vorausbuchungen für Mai 2025 eingegangen. Quantifiziert wurde das nicht. Das spielt auch keine grosse Rolle mehr: Der ZHV geht davon aus, dass in den kommenden Tagen die im Hinblick auf den ESC getätigten Buchungen grösstenteils storniert werden. Erste Stornierungen lägen bereits vor.
Basel ist allerdings nur 45 Minuten von Zürich entfernt, sodass die Zürcher Hotellerie – sollte letztlich Basel gewinnen – doch noch etwas mitprofitieren könnte. Bei einer Austragung in Genf sähe das anders aus. «Wir werden gemeinsam mit Zürich Tourismus dafür sorgen, dass die grösste ESC-Party in Zürich steigt», gibt sich Böhler kämpferisch.
3000 Basler Hotelbetten allein für die SRG
In Basel herrscht hingegen Freude über den Platz auf dem Zweierticket neben Genf: «Es wäre eine grosse Ehre, den weltgrössten Musikanlass in Basel zu hosten», sagt Letizia Elia (42), Chefin von Basel Tourismus. Doch könnte das knappe Bettenangebot zum Problem werden? Und für sehr hohe Preise sorgen?
Laut Elia verfüge die Stadt Basel über rund 5000 Hotelbetten: «Zählt man das Umland in 20 Minuten Fahrdistanz vom Stadtzentrum dazu, kommt man auf 9500 Betten, wovon rund 10 Prozent in Deutschland liegen», so Elia. Mit dieser Zahl hat sich Basel für die ESC-Austragung beworben – und das genügt offenbar.
Wo die Nachfrage hoch und das Angebot knapp ist, steigen die Preise rasch an. Elia weiss, dass dynamische Preise da und dort für Preisanstiege sorgen könnten. Sie versichert aber: «Wir haben für die Organisatorin SRG Kontingente zu sehr guten Konditionen sicherstellen können.» Laut Franz-Xaver Leonhardt (54), Präsident von Hotelleriesuisse Basel & Region, wurden der SRG 3000 Hotelbetten zugesichert. Das sind 60 Prozent der Betten in der Stadt!
Leonhardt ergänzt: «Sollte Basel den ESC beherbergen, wird es für Neubuchungen gewiss noch einen Preisschub geben.» Um den Preisdruck zu mildern, würde man zusätzliches Angebot schaffen: mit Hotelschiffen oder Pop-ups wie zum Beispiel Zeltplätzen. Das Ziel sei, insgesamt faire Preise zu bieten. «Trittbrettfahrer, die überrissene Preise fordern, können wir natürlich nicht verhindern», schliesst Leonhardt.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis in Basel sei im Vergleich zu anderen Schweizer Standorten sehr attraktiv, glaubt Elia. Grössere Preisexzesse sind ihr zufolge bei dieser einmaligen Veranstaltung nicht zu erwarten. Weiter könne Basel auf rund 2000 Betten von Airbnb-Anbietern zählen. Diese helfen, Kapazitätsengpässe zu überwinden.
Preiserhöhungen teils schon längst umgesetzt
Ein Blick auf die Website von Booking.com zeigt zwischen gestern und heute für drei Übernachtungen für zwei Personen Mitte Mai 2025 keine preislichen Unterschiede. Im Basel Hotel Marriott beispielsweise kosten die drei Nächte unverändert 1911 Franken. Oder im Self-Check-in-Hotel Merian kosten sie 2558 Franken.
«Wir haben bereits im Mai, als sich Nemos Sieg am ESC abzeichnete, für Mai 2025 eine Preiserhöhung vorgenommen, um Kapazitäten für Partner freizuhalten und zu schauen, was weiter noch passieren wird», erklärt Sonja Hofstetter (41) von B Smart, die das Merian betreibt. Dieses verfügt über 64 Zimmer, wovon 10 für Mai 2025 direkt nach Nemos Sieg reserviert wurden. Diese Preise sind garantiert. Aktuell seien noch keine weiteren Buchungen hinzugekommen.
Leonhardt weiss von Basler Hotels, die bereits im Mai nach Nemos Sieg 80 Prozent ihrer Betten verkauft hatten. Aktuell sei die Lage ruhig. Doch bei einem Sieg Basels würde schnell Bewegung in die Sache kommen.