Seit einem Jahr ist CEO Mark Schneider nun am Steuer des Super-Tankers Nestlé. Und er versucht, ihn auf einen neuen Kurs zu bringen. Weniger Süsses, weniger Ungesundes, stattdessen sollen lokale, gesunde und biologisch hergestellte Produkte eine goldene Zukunft für den Konzern sichern.
Doch sein erstes Jahresergebnis, das er heute Donnerstag präsentiert, ist nur wenig erbaulich: Der Gewinn ist im letzten Jahr wegen einer Wertminderung der Sparte Hautgesundheit und Restrukturierungskosten um 15,8 Prozent auf 7,2 Milliarden Franken gesunken.
Mit einem organischen Wachstum von 2,4 Prozent fiel Nestlé hinter die Werte der Vorjahre zurück. Beim organischen Wachstum werden Wechselkurseffekte, Käufe und Verkäufe herausgerechnet.
Das organische Wachstum liege wegen einer schwachen Umsatzentwicklung Ende des Jahres unterhalb der Erwartungen, begründet Nestlé-Chef Mark Schneider. Während die Umsatzentwicklung in Europa und Asien erfreulich gewesen sei, verhielten sich die Märkte Nordamerika und Brasilien schwierig.
Magere 0,4 Prozent auf 89,8 Milliarden Franken nahm das Wachstum in Franken zu. Dämpfend hätten sich auch die Verkäufe von Unternehmensteilen ausgewirkt, heisst es im Communiqué.
Da der neue Konzernchef in seinem ersten Jahr die Restrukturierungen beschleunigte, nahmen die Restrukturierungskosten und Aufwendungen um 900 Millionen auf 1,5 Milliarden zu. Das operative Ergebnis sank in der Folge um 3,4 Prozent auf 13,2 Milliarden Franken.
Das Rückgang der operativen Gewinnmarge um 60 Basispunkte auf 14,7 Prozent entspreche den Erwartungen. Die bereinigte operative Marge stieg dagegen auf 40 Basispunkte auf 16,4 Prozent. Nestlé peilt bis 2020 eine bereinigte Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent an.
Schneider sieht sich auf Kurs diese Marge bis dann zu erreichen. Für nächstes Jahr erwartet er ausserdem eine Verbesserung beim organischen Wachstum.
Die zahlreichen Verkäufe wie etwa das US-Süsswarengeschäft sowie Käufe beispielsweise des kanadischen Vitaminherstellers Atrium sollen Nestlé zu einem margenstärkeren Portfolio verhelfen.
Bereits kündet Nestlé den nächsten möglichen Verkauf an - des Gerber Lebensversicherungsgeschäfts, das 840 Millionen Franken Umsatz erzielt und 2007 von Novartis übernommen wurde.
Für die rund 23-prozentige Beteiligung am französischen Kosmetikkonzern L ?Oréal will sich Nestlé alle Optionen offenhalten. Laut Mitteilung soll daher das im März auslaufende Aktionärsabkommen mit der Familie Bettencourt nicht verlängern werden. Die Beteiligung bleibe jedoch eine wichtige Anlage.
In seinem ersten Jahr hat Schneider mit 7,45 Millionen Franken deutlich weniger verdient als sein Vorgänger Paul Bulcke mit 9 Millionen Franken. (kst/SDA)