Chef Mark Schneider setzt Lebensmittel-Gigant auf Diät
Mehr Vitamine und Bio für Nestlé

Der grösste Nahrungsmittelkonzern muss sich im digitalen Zeitalter neu erfinden. Globale Marken sind keine Erfolgsgaranten mehr. Smarten Brands mit einer Ausstrahlung von Natur und Bio gehört die Zukunft.
Publiziert: 14.02.2018 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:50 Uhr
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Mark Schneider ist seit rund einem Jahr Nestlé-Chef. Sein Ziel: Den Lebensmittelgiganten wieder fitter trimmen.
Foto: Bloomberg
René Lüchinger

In jungen Jahren wollte er McKinsey-Berater werden. Nach dem letzten Gespräch in der Zentrale in New York wurde ihm beschieden, er sei smart, aber kein Consultant. Als ihm später ein Chef riet, für eine Sanierung Berater beizuziehen, meinte er, das mache er lieber selber.

Selber macht es Mark Schneider (52) auch jetzt. Seit einem Jahr ist er nun Nestlé-Chef, heute präsentiert er der Öffentlichkeit erstmals seine Bilanzzahlen. Und in Umrissen ist auch bereits erkennbar, wohin er den 90-Milliarden-Koloss Nestlé (siehe Box) mit seinen weltweit über 300'000 Mitarbeitern steuern will.

Die vierte Häutung

Es ist so etwas wie die vierte Häutung der über 150-jährigen Firma mit Schweizer Wurzeln und globalem Aktionsradius. Zunächst produzierte Nestlé kalorienreiche Nahrungsmittel für eine unterernährte Bevölkerung. Helmut Maucher (90), der Architekt der modernen Nestlé und einer von Schneiders Vorgängern, baute die Firma ab den 1980er-Jahren zu einem Hotspot globaler Marken in den Bereichen Wasser, Eiscreme und Tiernahrung aus.

Nicht mehr Fabriken zur Nahrungsmittelproduktion standen im Zentrum, sondern die Nestlé-Brands. Maucher schrieb den Bestseller «Marketing ist Chefsache». Sein Nachfolger, Peter Brabeck-Letmathe (73), individualisierte das Marken-Arsenal der Nestlé in Richtung stärker personalisierter Nahrungsmittel: «Massgeschneidertes für jeden Lebensabschnitt und jeden Konsumenten vom Kleinkind bis zu den Senioren.»

Und jetzt, mit Mark Schneider als erstem extern rekrutiertem Nestlé-Chef, steht der Lebensmittelgigant möglicherweise vor seiner bedeutendsten Herausforderung.

Nestlé bekommt Konkurrenz

Globale Vertriebs- und Markenmacht sind im 21. Jahrhundert selbst für den grössten Nahrungsmittelkonzern der Welt keine Erfolgsgaranten mehr. E-Commerce und neue wendige Start-ups besetzen mit neuen Food-Produkten zunehmend Nischen, die sich rapide wandelnde Ernährungsgewohnheiten der Kunden schneller befriedigen, als dies ein grosser Tanker wie Nestlé je könnte.

Am Neuen liegt es nun, die traditionelle, auf Grösse und zentrale Markenführung angelegte Nestlé-Firmenkultur mit neuen, auf regionale und Bio-Produktion basierenden Food-Trends zu vermählen.

Naturprodukte statt Zucker

Wie das gehen kann, hat Schneider schon angedeutet. Das Nestlé-Süsswarengeschäft in den USA verkaufte er für 2,8 Milliarden Dollar an den italienischen Wettbewerber Ferrero. Den stattlichen Erlös investierte er in das kanadische Jungunternehmen Atrium, das natürlich hergestellte Vitamine und Nahrungsmittelzusätze produziert. Er tauschte Zucker gegen Naturprodukt, eine alte Food-Industrie gegen eine neue – so etwas wie die Blaupause für den anstehenden Umbau des Nestlé-Konzerns.

Erfüllt Nestlé die Erwartungen?

Seit Jahresbeginn hat Nestlé an der Börse rund acht Prozent an Wert verloren. Das ist deutlich mehr als der Leitindex SMI, der in dieser Zeit rund fünf Prozent abgegeben hat. Im Fokus stehen darum heute Aussagen von Nestlé-Chef Mark Schneider, die erklären, wo der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller künftig stärkeres Wachstum ortet. Tolle Renditen versprechen Wasser, Tierfutter, Babynahrung und Kaffee. Diese Bereiche könnte Schneider mit Zukäufen stärken. Für das letzte Geschäftsjahr erwarten Analysten, dass der Nestlé-Chef einen leicht höheren Umsatz von rund 90 Milliarden Franken rapportiert. Der Gewinn wird auf 9,6 Milliarden geschätzt. Ulrich Rotzinger

Seit Jahresbeginn hat Nestlé an der Börse rund acht Prozent an Wert verloren. Das ist deutlich mehr als der Leitindex SMI, der in dieser Zeit rund fünf Prozent abgegeben hat. Im Fokus stehen darum heute Aussagen von Nestlé-Chef Mark Schneider, die erklären, wo der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller künftig stärkeres Wachstum ortet. Tolle Renditen versprechen Wasser, Tierfutter, Babynahrung und Kaffee. Diese Bereiche könnte Schneider mit Zukäufen stärken. Für das letzte Geschäftsjahr erwarten Analysten, dass der Nestlé-Chef einen leicht höheren Umsatz von rund 90 Milliarden Franken rapportiert. Der Gewinn wird auf 9,6 Milliarden geschätzt. Ulrich Rotzinger

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