Sollte die Schweiz im kommenden Winter wirklich ein Energieproblem haben, werden auch die SBB stark gefordert sein. Der Bahnverkehr ist ein grosser Stromverbraucher, wie SBB-CEO Vincent Ducrot (60) bei der Präsentation der Halbjahresbilanz betont hat.
Muss radikal Strom gespart werden, könnten die SBB in Absprache mit dem Bund ihr Angebot um 30 Prozent reduzieren. «Auf diese Weise würden wir 15 Prozent des Verbrauchs einsparen», sagt Beat Deuber (46), Leiter der SBB-Notfall-Taksforce. Würde man das Angebot stärker ausdünnen, könne die Netzstabilität nicht mehr garantiert werden. «Solche Angebotskürzungen können wir jedoch nicht einfach selber entscheiden, schliesslich haben wir Transportaufträge zu erfüllen», ergänzt der Taskforce-Leiter.
Hoher Energiepreis kostet die SBB dreistelligen Millionenbetrag
Greift der Bund bei einer Energiekrise gar zu temporären, regionalen Netzabschaltungen, hätte dies auch für die Landesversorgung grosse Folgen. Der Gütertransport der SBB versorgt die grossen Städte im Land über Nacht mit wichtigen Produkten. Für diesen Fall haben die SBB gemeinsam mit den Behörden einen Notfallplan ausgearbeitet. «Wir könnten dann jedoch nur noch den Einsatz von einzelnen Güterzügen sicherstellen.» Ein grosser Teil der Landesversorgung auf der Schiene würde damit wegfallen.
Die SBB unternehmen grosse Sparbemühungen, damit ein solches Extremszenario gar nicht erst eintritt. Zudem sichert sie ihren Stromverbrauch für den kommenden Winter mit Zukäufen ab. Das Ziel sei eine Überdeckung, damit der Schienenverkehr in jedem Fall mindestens mit einem reduzierten Angebot sichergestellt werden könne. Diese Zukäufe werden die Bilanz im zweiten Halbjahr schwer belasten, wie Finanzchef Franz Steiger sagt. «Ich gehe davon aus, dass wir dadurch einen tieferen dreistelligen Millionenbetrag verlieren werden.»
SBB-PK vom 15.9.22