Elon Musk zeigt Sympathien für «Wallstreetbets»
Online-Trader nehmen es mit der Wall-Street-Elite auf

Online-Trader haben Wall-Street-Grössen diese Woche das Fürchten gelehrt. Eine Gruppe namens «Wallstreetbets» will grosse Hedgefonds bezwingen. Die Gruppe zeigt damit auf, wie manipuliert die Finanzmärkte sind – und hat es jetzt auf Silber abgesehen.
Publiziert: 31.01.2021 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2021 um 11:15 Uhr
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Das ist sich die Wall Street nicht gewohnt: von Kleinanlegern ausgespielt zu werden.
Foto: Keystone

Es ist eine weitere Demokratisierung, die das Internet bringt: War Aktienhandel früher nur über Banken und Broker möglich, geben heute Apps gebührenfrei Zugang zu Online-Trading.

Noch nicht allzu lange ists her, da waren Wall Street und führende Hedgefonds unter sich. Gang und gäbe wars, Aktienpreise zu «shorten», in den Boden zu drücken. Oft waren auch gesunde Unternehmen das Opfer.

Auch Elon Musk (49) war mit Tesla schon unter die Räder von Shortern gekommen. Um so grösser war Musks Freude, als Online-Trader vor einer Woche damit begannen, diesen Shortern das Handwerk zu legen.

Ein astromonischer «short squeeze»

Hobby- und Profi-Trader setzten auf dem Social-News-Aggregator Reddit zur Attacke gegen die «suits» an, gegen die «Schlipsträger», die seit Jahren ganz legal den Aktienpreis von Unternehmen zu drücken versuchen und damit auch ganz gut Kasse machen.

Denn Hedgfonds und Wall Street arbeiten zusammen – was ihnen jetzt zum Verhängnis wurde. Vorletzte Woche rief die Gruppe «Wallstreetbets» auf Reddit Leute dazu auf, Aktien des US-Videospielehändlers Gamestop zu kaufen. Gamestop wurde gerade massiv geshortet – in viel grösseren Mengen, als es überhaupt Aktien gibt.

Der Marktwert der Aktie würde bestenfalls um die 20 Dollar liegen. Prompt knackte Gamestop zum Wochenbeginn die 100-Dollar-Marke – und es gab kein Aufhalten mehr. Am Donnerstag touchierte das Papier 470 Dollar. Das Ziel von Wallstreetbets war erreicht: ein astronomischer «short squeeze». Zwei grosse Hedgefonds – Melvin Capital und Citron Research – mussten Positionen auflösen und Milliarden-Verluste einstecken.

Elon Musk erfreut

Wallstreetbets will mit der Aktion auch ein Zeichen setzen. Aktienspekulationen und -manipulationen haben ungeahnte Ausmasse angenommen. Kurseinbrüche sind unvermeidlich. Viele Kleinanleger werden als Verlierer zurückgelassen, ohne Bailouts, wie sie üblicherweise die Grossen erhalten.

Hocherfreut über die Wallstreetbets-Aktion zeigte sich denn auch Elon Musk. Erst tweetete er «Gamestonk!» – ein Wortspiel: «stonk» bedeutet im Englischen «schweres Bombardement». Dann schrieb er: «Man kann keine Häuser verkaufen, die man nicht besitzt. Mann kann keine Autos verkaufen, die man nicht besitzt. Aber man kann Aktien verkaufen, die man nicht besitzt!? Das ist Blödsinn – Leerverkäufe sind Betrug. Legal nur aus unerlaubten Gründen.»

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Wallstreetbets nahm es auch mit weiteren Leerverkaufsaktien auf. Rund um den Erdball ist eine Bewegung entstanden, es Wall Street zu zeigen. Doch diese Finanzelite geniesst offenbar besondere Privilegien. Nicht alle Händler sind gleich, so scheint es. Adena Friedman (52), CEO von Nasdaq, der grössten elektronischen US-Börse, brachte schon den Stopp von Handel mit Gamestop-Aktien ins Spiel, damit «Investoren ihre Positionen korrigieren» könnten.

Nächster Short-Squeeze: Silber

Gamestock schlug hohe Wellen, die sich inzwischen etwas geglättet haben. Die Aktie schloss die Woche auf 325 Dollar. Der Handel bleibt hochvolatil und nicht weniger riskant. Möglich, dass demnächst der Kurssturz einsetzt. Wallstreetbets hat es bereits auf ein nächstes Objekt der Wall-Street-Shorter abgesehen: Silber. Short-Halter sollen durch gezielte und koordinierte Käufe aus dem Markt gedrängt werden.

Der Markt für Silberbarren sei einer der am meisten manipulierten Märkte der Welt, schrieb die Gruppe auf Reddit: «Der Silberpreis sollte bei 1000 Dollar statt bei 25 Dollar liegen. Warum nicht Silber auf den realen physischen Preis drücken.» Der Silberpreis reagierte zunächst schwach auf die neue Wallstreetbets-Aktion – während sich gleichzeitig Inhaber diverser Wertpapiere und auch Kryptowährungen bei der Gruppe melden, doch bitte ihre Anlagewerte höher zu treiben.

Offenbar ist Silber bereits knapp geworden. Der Edelmetall-Händler Apmex kann «aufgrund der beispiellosen Nachfrage nach physischen Silberprodukten bis zur Öffnung der Märkte am Sonntagabend keine weiteren Aufträge annehmen». (kes)

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