Darum gehts
- Sportbahnen Braunwald kämpfen ums Überleben, Gondelbahn-Projekt wird aufgegeben
- Elektrische Minibusse als Übergangslösung für bessere Erschliessung geplant
- Seit mehreren Jahren schreiben die Sportbahnen rote Zahlen
Die Sportbahnen in Braunwald GL kämpfen seit Jahren ums Überleben. Das bei Familien beliebte Skigebiet auf 1250 bis 1900 Metern über Meer leidet unter den wärmer werdenden Wintern und ausbleibenden Gästen – es schreibt entsprechend rote Zahlen. Nur dank Aktionären, die kurzfristig 1,7 Millionen Franken einschossen, sind die Bahnen im abgelaufenen Winter überhaupt gefahren.
Schnee lag für einmal genug. Aber die Wintersportler machten sich rar: «Wir haben einfach zu wenig Frequenz», gestand VR-Präsident Richard Bolt (55) kürzlich im Gespräch mit Blick. «Von den Leuten, die hier sind, erhalten wir gutes Feedback. Doch schlussendlich brauchen wir einfach mehr Gäste in Braunwald.» Der Verwaltungsrat hat entschieden, dass die Lifte auch im Sommer laufen. «Wir mussten für das ganzjährige Personal eine Entscheidung treffen», so Bolt.
Nicht direkt zur Talstation
Die Glarner sind kreativ, wenn es darum geht, neue Einnahmequellen zu erschliessen. So wurde ein Abo-Zwang diskutiert, bei dem pro Bett ein Jahresabo der Sportbahnen gekauft werden soll. Diese Massnahme soll eine stabile Grundfinanzierung sichern. Aber eigentlich ist den meisten klar, dass nur eine neue Gondelbahn das Skigebiet retten und dessen langfristige Zukunft sichern kann. Die heutige Standseilbahn reicht nicht aus, um genügend Tagesgäste anzuziehen.
Sie bringt die Wintersportler zwar ins autofreie Bergdorf. Aber nicht direkt zur Talstation der Gondelbahn Hüttenberg-Grotzenbühl – und damit auf die Piste. Ohne die zusätzliche Erschliessung durch die Luft ist das Überleben des Skigebiets gefährdet, so der Tenor. Zu mühsam ist vielen Wintersportlern der Weg von der Standseilbahn zur Gondelbahn. Eine neue Gondelbahn bis ins Tal könnte da Abhilfe schaffen, sie wäre leistungsfähiger als die über 100-jährige Standseilbahn.
Minibusse statt Gondelbahn
Die Glarner Landsgemeinde hätte am 4. Mai über die neue Gondelbahn befinden sollen. Doch jetzt wird klar: Ein entsprechender Memorialsantrag – so werden in Glarus Anträge von Stimmberechtigten genannt, über welche die Landsgemeinde befindet – wird zurückgezogen.
Niemand von den Involvierten hat offenbar vor, die Gondelbahn an der Landsgemeinde selbst noch einmal aufs Tapet zu bringen, wie die «Glarner Nachrichten» berichten. Heisst konkret: Hoteliers, Sportbahnen und Gemeinde müssen ihren Gondelbahn-Traum beerdigen. Die Glarner Kantonsregierung hatte sich schon im Vorfeld gegen das Projekt ausgesprochen.
Die Betroffenen geben sich mit einem Kompromiss zufrieden. So sieht das neue ÖV-Gesetz vor, den Hüttenberg – die Talstation der Sportbahnen – künftig ebenfalls mit dem öffentlichen Verkehr zu erschliessen. Geplant sind elektrische Minibusse als Übergangslösung. Sportbahnen-Verwaltungsrat Toni Gisler spricht gegenüber den «Glarner Nachrichten» von einem «wichtigen Schritt in die richtige Richtung», der die gesamte Destination Braunwald stärke. Wie das bei den Touristen ankommt, wird sich schnell zeigen. Was heute schon klar ist: Der Traum von einer Gondelbahn wird auf Jahre hinaus ausgeträumt sein.