Einkaufstourismus für einmal in die Gegenrichtung
Deutsche Tanktouristen fahren für «Billig-Sprit» in die Schweiz

Schweizer ächzen unter hohen Benzinpreisen. Für unsere Nachbarn in Deutschland ist es aber noch immer günstiger, rasch über die Grenze zu fahren und in der Schweiz vollzutanken. Einkaufstourismus in die Gegenrichtung.
Publiziert: 08.11.2021 um 12:23 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2021 um 07:59 Uhr
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Autofahren strapaziert derzeit gehörig das Portemonnaie. Die Benzinpreise sind gestiegen.
Foto: Sven Hoppe
Daniel Kestenholz und Ulrich Rotzinger

Einkaufstourismus in die Gegenrichtung: Wegen wachsender Preisunterschiede rollen die Deutschen an. Und betanken ihre Automobile mit Benzin verstärkt in der Schweiz. Das meldet der «Südkurier», eine süddeutsche Regionalzeitung mit Hauptsitz in Konstanz, der Hochburg Schweizer Einkaufstouristen.

Zwar steigen die Benzinpreise auch in der Schweiz und Österreich. Für deutsche Autofahrer in Grenznähe rentiere sich die Fahrt hinüber in die Nachbarländer dennoch oft, heisst es in dem Bericht.

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Tanktouristen wollen sparen

Für viele Süddeutsche rechnet es sich jetzt, zum Tanken in die Schweiz zu fahren. Ein Tanktourist wird mit den Worten zitiert, damit spare er rund 12 Cent pro Liter Benzin, umgerechnet 13 Rappen. Der Mann hat gleich mehrere Kanister mitgebracht, die er auffüllt und zurück über die Grenze bringt. Und die Tankstellen in der Schweiz machen auch kompliziertes Umrechnen und Wechselverluste überflüssig: Die Preise sind in Euro ausgeschildert, es kann in Euro bezahlt werden.

Mitte Oktober berichtet Blick von ersten Tanktouristen, die in Basel ihren Autotank füllen. Einer von ihnen ist Mathias Braun (31). Blick traf ihn an einer Coop-Tankstelle in Basel. «Ich bin beruflich oft in Zürich, darum tanke ich immer in der Schweiz – erst recht seit der CO₂-Steuer.» Diese verteuert den Sprit in Deutschland um 8 Cent pro Liter. Nächstes Jahr kommt dann der nächste Schritt, noch mal 8 Cent. «Dann habt ihr hier nur noch Deutsche an den Tankstellen», sagt er und braust davon.

Agrola betreibt auch Tankstellen in den Grenzgebieten. «Wir nehmen dort einen gewissen Zuwachs an Kundinnen und Kunden aus dem nahen Ausland wahr», sagt Sprecherin Elisabeth Wagner zu Blick. Dieser führe jedoch nicht zu einer deutlichen Mengensteigerung an den Zapfsäulen. Zusammen mit unseren Partnern, den Betreibern der Tankstellen, beobachte Agrola die Lage weiter.

Auch Socar bestätigt: «Wir stellen an den Grenzstationen wieder eine Zunahme von Kunden aus dem grenznahen Ausland fest.» Wie sich der Zustrom aus dem Ausland kurz- bis mittelfristig weiterentwickelt, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, so ein Socar-Sprecher.

Lange Gesichter bei Tankstellen in Süddeutschland

Deutschen Tankstellen in Grenznähe bleibt das Nachsehen. Die Preise gebe der Konzern vor, wird eine Pächterin in Singen zitiert, die von günstigem Benzin in der Schweiz spricht: «Wir haben keine Möglichkeit, zu reagieren, etwa auf niedrigere Benzinpreise in der Schweiz.»

Und was ist mit den Schweizer Einkaufstouristen? Der deutsche Detailhandel in der grenznahen Region registriert noch immer weniger Schweizer Kunden als vor der Corona-Pandemie, schreibt die Regionalzeitung. Allein in Singen hat sich der Umsatzanteil von Schweizern halbiert, meldet der örtliche Einzelhandelsverband.

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