Es ist ein Ärgernis: Da hat man das Ladekabel nicht bei sich, der Akku neigt sich dem Ende zu – und der Büronachbar ist kein Apple- sondern ein Samsung-User. Die Kabel der beiden Smartphones sind nicht kompatibel. Der Saft geht unweigerlich aus.
Die EU-Kommission sagt dem Kabelsalat nun den Kampf an: Europäische Nutzer sollen in Zukunft nur noch ein Kabel zum Laden von Handys, Tablets oder Kopfhörern brauchen. Die Brüsseler Behörde hat am Donnerstag einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, nach dem die Ladebuchsen in Elektrogeräten vereinheitlicht werden sollen. Gängiger Standard soll der USB-C-Anschluss werden, den schon heute viele Firmen wie Samsung und Motorola verbauen. Vor allem für Apple mit seinem hauseigenen Lightning-Anschluss wäre die Vereinheitlichung ein Ärgernis.
«Die europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher haben sich lange genug über inkompatible Ladegeräte, die sich in ihren Schubladen anhäufen, geärgert», sagte EU-Kommissionsvize Margrethe Vestager. Zugleich profitiere die Umwelt von einer Vereinheitlichung der Ladebuchsen, weil deutlich weniger Elektroschrott entstehe. Verbraucher sollen durch den Vorschlag der EU-Kommission 250 Millionen Euro im Jahr sparen.
Apple tanzt noch aus der Reihe
Mit ihrem Vorstoss setzt die Behörde der freiwilligen Kooperation mit der Industrie nach jahrelangem Zögern ein Ende. Schon 2009 einigten sich 14 Handy-Hersteller – unter ihnen Apple – auf Druck der EU-Kommission in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Netzteile.
Bei den Buchsen in Smartphones und Tablet-Computern blieben von einst mehreren Dutzend Typen noch drei übrig: Das inzwischen veraltete Micro-USB, das neuere USB-C und die dünneren Lightning-Anschlüsse von Apple.
User brauchen noch jahrelang Geduld
Die USB-C-Buchsen sollen dem Kommissionsvorschlag zufolge in Smartphones, Tablets, Kameras, Kopfhörern, tragbaren Lautsprechern und Hand-Konsolen Standard werden. Ausserdem schlägt die Behörde vor, dass Konsumenten in Zukunft wählen können, ob sie das neue Gerät mit oder ohne Ladegerät kaufen wollen. Denn schliesslich liegen in den meisten Haushalten ohnehin Netzteile herum. Auch soll die Schnelllade-Technologie in allen Geräten vereinheitlicht werden.
Bis all dies Realität wird, dürfte es noch dauern. Zunächst müssen EU-Parlament und EU-Staaten darüber verhandeln. Anschliessend müssen die neuen Regeln in nationales Recht umgewandelt werden, ehe den Herstellern eine Übergangszeit von zwei Jahren gewährt werden soll. (SDA/sfa)