Dutzende Filialen von Vögele und Max Shoes müssen zumachen
Dem Schuhmarkt Schweiz bricht der Absatz ab

Der Abbau bei Vögele Shoes und der Schwestermarke Max Shoes geht weiter. Seit die neuen Besitzer am Werk sind, wurden über 40 Läden geschlossen. Die Corona-Situation heizt die Ausverkaufsstimmung zusätzlich an.
Publiziert: 26.06.2020 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2020 um 08:50 Uhr
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Max Bertschinger, Chef von Karl Vögele.
Foto: Philippe Rossier
Marc Iseli

Der zweitgrösste Schuhhändler der Schweiz plant einen weiteren Abbau. Karl Vögele schliesst nochmals mindestens 20 Filialen. Allein bei der Hauptmarke Vögele Shoes droht jeder zehnten Filiale das Aus.

«Jede Filiale muss kostendeckend wirtschaften können, gerade auch unter den neuen Vorzeichen im Markt», sagt Karl-Vögele-Chef Max Bertschinger (60) zu BLICK. Die Firma setzt in Zukunft «vor allem auf Stores in regionalen Ballungszentren». Dies entspreche der Strategie des polnischen Mutterhauses.

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Karl Vögele gehört seit Mitte 2018 zur osteuropäischen CCC-Gruppe. Zum Unternehmen zählen Vögele Shoes, Bingo Shoe-Discount und Max Shoes. Laut Angaben von CCC führt Karl Vögele noch 167 Läden im Land – vor zwei Jahren waren es über 200.

Abbau nach polnischer Art

Seit der Übernahme haben bereits mehr als 40 Läden dichtgemacht, der Umsatz sinkt. Den bisherigen Negativrekord erzielte Karl Vögele im ersten Quartal dieses Jahres. 61 Millionen polnische Zloty flossen in die Kassen des Schuhhändlers. Das sind umgerechnet fast 15 Millionen Franken. Im Vorjahr erzielte Karl Vögele in der gleichen Periode noch über 25 Millionen Franken.

Die Entwicklung macht dem Mutterhaus Sorgen. Die CCC-Gruppe denkt bereits über einen erneuten Verkauf nach. In der Schweiz regiert derweil der Rotstift. Die Corona-Krise hat die Situation zusätzlich angeheizt. «Es fehlen rund zwei Monate an Einnahmen. Die Mietreduktionen, die uns gewährt wurden, sind insgesamt bescheiden», so Bertschinger. «Dies drückt natürlich auf die Rentabilität und beansprucht die Liquidität intensiv.»

Ungewiss sei auch, welche Folgen die Krise langfristig hat. Ob die Leute nun weniger in Läden gehen und dafür mehr online shoppen. In den ersten Wochen nach dem Lockdown waren jedenfalls weniger Kunden in den Vögele-Stores.

Mietverträge als Problem

Um den Negativtrend zu brechen, setzt sich Karl Vögele an den Verhandlungstisch. Zur Debatte stehen die Mieten. «Ein wesentlicher Faktor, der zur Rentabilität oder eben Unrentabilität von Läden beiträgt, sind heute mehr denn je sehr hohe Mietbelastungen», sagt Max Bertschinger. «Mittelfristig streben wir deshalb neue Mietverträge an, die fairer und stärker umsatzbezogen sind.»

Das ist ein Novum in der Retail-Landschaft. Zahlreiche Mietverträge stammen noch aus Zeiten, als der stationäre Handel blühte. Heute entwickeln sich diese Abmachungen immer mehr zum Fallstrick.

Umsatzbezogene Verträge sind ein Ausweg aus der Misere – und «ein grosser Wunsch der Händler», sagt Dagmar Jenni (52), Direktorin der Swiss Retail Federation. Sie erklärt die Situation mit dem Rückgang der Kundenfrequenz und den tiefen Margen im Business. «Wenn die hohen Fixkosten bleiben – wozu insbesondere die Mieten gehören – und die Umsätze zurückgehen, schlägt das voll aufs Ergebnis durch.»

Mit Migros und Coop am Tisch

Das Problem: «Auf der Vermieterseite stösst das Konzept auf grossen Widerstand.» Jenni erwähnt die SBB. Sie hätten bei den letzten Ausschreibungen von Retailflächen auf hohe Fixanteile in den Verträgen gepocht. «Die Umsatzmiete ist ein gängiges Mietmodell im Retail- und Gastrosektor, das auch von der SBB angewendet wird», kontert die Staatsbahn. «Zu Details der Mietverträge äussern wir uns nicht.»

Zu den grossen Vermietern gehören auch Migros und Coop. Sie sind laut eigenen Angaben offen für Umsatzmieten – gehen aber nicht ins Detail. Beide betreiben gemeinsam über 100 Einkaufscenter. Der grössere Teil davon ist im Portfolio der Migros. Allein die Genossenschaft Migros Aare betreibt 27 Konsumtempel.

Karl Vögele ist in diversen dieser Shoppingcenter präsent. Für die anstehenden Verhandlungen rechnet sich der Schuhhändler gewisse Chancen aus. «Die Investoren und Besitzer von grossen Einkaufscentern wollen unbedingt auch Vögele Shoes in ihrem Portfolio behalten», sagt der Vögele-Chef.

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