Es wäre ein Bruch mit dem Wunsch von Gottlieb Duttweiler (1888-1962): An der nächsten Delegiertenversammlung im November wird diskutiert, ob künftig in Migros-Läden Alkohol verkauft werden soll. Wie die «SonntagsZeitung» unter Berufung auf verschiedene Quellen berichtet, handelt es sich um ein «grosses Anliegen gewisser Genossenschaftsleiter».
Doch was meint die Kundschaft zur Aufhebung des selbst auferlegten Alkohol-Verkaufsverbots? Die Blick-Community ist sich uneins.
«Die Migros beraubt sich ihrer Identität»
«Dutti würde sich im Grabe umdrehen», schreibt Leser Peter Bucher in der Diskussion. «Die Migros ist schon lange nicht mehr das, was sie vorgibt zu sein», findet auch Herbert Roll. Laut Martin Kalt würde der Detailhändler damit sein «Alleinstellungsmerkmal mit unternehmensgeschichtlichem Hintergrund» aufgeben. Ähnlich tönt es in unserer Facebook-Community. «Herrgott, wo sind denn die Werte geblieben?», fragt Alessandra Kälin.
Dabei geht es aber nicht einmal nur ums Prinzip. Einige Leserinnen und Leser fürchten, der Alkohol könnte andere liebgewonnene Produkte aus dem Sortiment vertreiben. Schliesslich ist die Verkaufsfläche limitiert, wie Ugo Pisello schreibt: «Dann wird das bewährte und beliebte Angebot an Eigenmarken weichen, dafür bleiben die überteuerten Markenprodukte von Multis wie Nestlé.» Auch er sieht ein, dass die Migros durch den Verkauf von Alkohol zur Konkurrenz aufschliessen könnte – «sie beraubt sich aber ihrer Identität».
«Der Denner ist eh nebenan»
Für einen Teil unserer Community ist das Alkohol-Verkaufsverbot der Migros aber sowieso nur noch eine Farce. «Ach, der Denner ist ja meistens eh gleich nebenan», schreibt Carmen Esch. Seit 2007 gehört der Discounter zur Migros. Und sowieso: «Wer Alkohol kaufen will, besucht einfach die Geschäfte, die ihn anbieten», glaubt Eva Betschart.
Letztendlich sei ein alkoholfreies Sortiment aber auch einfach nicht mehr zeitgemäss. «Das Verbot ist ein alter Hut», sagt fast die Hälfte der Community in unserem Voting. «Die Zeiten haben sich geändert, darum sollte dies auch die Migros tun», schreibt Hanspeter Schäu. Duttis Regeln hätten sich lange bewährt, gehörten nun aber abgeschafft, findet Pesche Schlatter: «Wir sind im 21. Jahrhundert, nicht mehr im Jahr 1929.»
