Düsteres Nachtessen in Davos
Investoren-Legende George Soros warnt vor Ende der Zivilisation

So viel Pessimismus gab es selten am WEF. George Soros, Philanthrop und Investorenlegende, fürchtet gar um den Fortbestand unserer Zivilisation.
Publiziert: 25.05.2022 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 25.05.2022 um 14:12 Uhr
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Malt in seiner Rede ein düsteres Bild: George Soros ...
Foto: AFP
Christian Kolbe

Die Stimmung am diesjährigen WEF in Davos ist düster, das Wetter nasskalt, Nebel wabert durch die Dorfstrassen. Düsterer geht gar nicht, ist man versucht zu denken – bis man dem traditionellen Dinner mit der Investorenlegende George Soros (91) beiwohnt. Hier steht nicht weniger als der Weltuntergang auf der Speisekarte. «Unsere Zivilisation droht unterzugehen», warnt Soros.

«Der Einmarsch der Russen in der Ukraine könnte der Beginn des dritten Weltkriegs sein.» Der Angriff habe Europa in seinen Grundfesten erschüttert. Selbst wenn die Kämpfe irgendwann aufhörten, werde die Welt nie mehr so sein wie zuvor.

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Alle anderen Probleme verdrängt

Dramatische Worte des erfolgreichen Hedgefund-Managers, der sich mit seiner Stiftung Open Society Foundation für den Erhalt offener Gesellschaften einsetzt. Soros weiss, wovon er spricht, wurde der in Ungarn geborene Jude doch von den Nazis ebenso verfolgt wie von den Kommunisten. Heute seien vor allem China und Russland die grössten Bedrohungen offener Gesellschaften.

Das grosse Problem: Der Krieg in der Ukraine und der Kampf zwischen offenen und geschlossenen – autoritären – Gesellschaften verdränge all die anderen Sorgen und Nöte der Menschheit. Der Kampf gegen Pandemien und Klimawandel, die Verhinderung eines Atomkrieges oder die Aufrechterhaltung funktionierender internationaler Institutionen trete vor diesem Kampf der Systeme in den Hintergrund. Deshalb sei es möglich, dass unsere Zivilisation nicht überleben könnte.

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Harte Kritik an Merkel

Vor allem mithilfe sozialer Medien und künstlicher Intelligenz sei es gerade China gelungen, einen autoritären Überwachungsstaat aufzubauen. Die beiden «Diktatoren» Xi Jinping (68) und Wladimir Putin (69) haben an den Olympischen Spielen im Februar eine Zusammenarbeit «ohne Grenzen» angekündigt. Das lasse nichts Gutes erahnen.

Hart ins Gericht geht Soros mit der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (67), die durch Spezialabkommen Deutschland von russischen Energielieferungen abhängig gemacht und China zum grössten deutschen Exportmarkt ausgebaut habe. Dafür bezahle nun Deutschland einen hohen Preis. Lob gibt es dagegen für andere Deutsche: Für Bundeskanzler Olaf Scholz (63) etwa, der am Ende dann doch immer das Richtige tue. Oder für EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (63), die es nach zögerlichem Start geschafft habe, dass Europa jetzt mit einer Stimme spreche.

Das Fazit von Soros an diesem düsteren Abend: «Wir müssen mit allen Kräften dafür sorgen, dass der Krieg beendet wird. Der beste und vielleicht auch einzige Weg, um unsere Zivilisation zu retten, ist es, Putin so schnell wie möglich zu besiegen.» Denn nur so sei es möglich, dass die Welt sich wieder all den anderen drängenden Problemen zuwenden könne.

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