Vor vier Wochen war Manuela Huser (49) am Boden zerstört. Sie kam nach Hause und fand ein Schreiben der Post-Tochter Direct Mail Company (DMC) im Briefkasten. Zuerst hat sie sich keinen Kopf über den Brief ihres Arbeitgebers gemacht. Beim Kochen für die Familie dann der Schock. Sie öffnet den Umschlag, 3855 Jobs werden bei der Post-Tochter abgebaut! Ihre Stelle inbegriffen.
«Es war wie ein Schlag ins Gesicht», erzählt die zweifache Mutter. Blick begleitet die Zustellerin aus Ebikon LU gut einen Monat nach der erschreckenden Mitteilung auf einer ihrer Touren. Im Gespräch wird schnell klar, dass es um mehr als nur eine Entlassung geht. Manuela Husers Augen werden feucht, als sie vom Öffnen des Briefes erzählt. Die Wunde sitzt noch tief. «Ich werde meine Arbeit extrem vermissen», sagt sie.
Mit voller Leidenschaft dabei
Und das hat seinen guten Grund. Seit dreieinhalb Jahren verteilt Manuela Huser mit viel Herzblut für die DMC. So wie praktisch alle Betroffenen des Stellenabbaus arbeitet sie in einem Teilzeitpensum. Huser hat zwei grössere Touren in ihrer Nachbarschaft. Auf diesen Routen verteilt sie das Werbemagazin «Consumo» und die Gratiszeitung «Anzeiger Luzern». «Pro Woche stelle ich über 1100 Exemplare zu», erklärt die Innerschweizerin. Einmal im Monat kommt das «Rigi-Rondell» hinzu.
Man spürt, dass Manuela Huser schon lange mit Herzblut dabei ist. Die Touren fährt sie mit ihrem privaten Auto. Kofferraum und Beifahrersitz sind mit Zeitungen vollgeladen. Sie kennt jeden Briefkasten und weiss genau, wie viele Zeitungen sie beim Aussteigen mitnehmen muss. Ihre Arbeit wird sehr geschätzt. «Vor allem die älteren Leute freuen sich extrem. An vielen Briefkästen gibt es ein kleines Gespräch», erzählt Huser. Dieses Soziale, das werde ihr enorm fehlen.
Stopp-Werbung-Kleber stürzt sie ins Elend
Der Innerschweizerin war bewusst, dass die Werbung langsam zurückgeht. «Ich habe aber nie gedacht, dass es so extrem ist», meint sie. Ein grosser Beschleuniger: die «Stopp-Werbung»-Kleber. Bei neuen Liegenschaftsbauten ist er Standard an den Briefkästen. DMC verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren einen Rückgang der Werbesendungen um ein Drittel. Die Hälfte der Abnahme schreibt die Post den Aufklebern zu.
Die Konsequenzen? Sie sind gewaltig: Knapp 4000 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Unter ihnen sind viele Pensionierte oder Leute mit einer Einschränkung. Sie verdienen sich etwas dazu, um überhaupt über die Runden zu kommen. «Rentner brauchen den Job oft, um ihre Existenz zu sichern. Für diese wird es schwierig», bedauert Huser.
Am 25. Oktober bestätigte die Post, dass die Zustellorganisation ihrer Direct Mail Company (DMC) eingestellt wird. Davon betroffen sind 3855 Stellen im Stundenlohn, sowie 72 Jobs mit höheren Pensen. Die Post wird künftig die Verteilung der verbleibenden Werbesendungen übernehmen.
Wie die Post gegenüber Blick bestätigt, wurde das obligatorische Konsultationsverfahren am Montag dieser Woche beendet. Resultate? Noch keine. Laut Sprecher Stefan Dauner nimmt die Post sich Zeit, um die Analyse sauber fertigzustellen. Man setze alles daran, um die (Noch-)Angestellten so gut es geht, zu unterstützen.
Für die Syndicom ist klar: Das Personal braucht jetzt schnell Klarheit. Matthias Loosli, Sprecher der Gewerkschaft: «Die Post steht in der Verantwortung. Wir erwarten, dass allen Betroffenen ein Stellenangebot im Konzern unterbreitet.» Robin Wegmüller
Am 25. Oktober bestätigte die Post, dass die Zustellorganisation ihrer Direct Mail Company (DMC) eingestellt wird. Davon betroffen sind 3855 Stellen im Stundenlohn, sowie 72 Jobs mit höheren Pensen. Die Post wird künftig die Verteilung der verbleibenden Werbesendungen übernehmen.
Wie die Post gegenüber Blick bestätigt, wurde das obligatorische Konsultationsverfahren am Montag dieser Woche beendet. Resultate? Noch keine. Laut Sprecher Stefan Dauner nimmt die Post sich Zeit, um die Analyse sauber fertigzustellen. Man setze alles daran, um die (Noch-)Angestellten so gut es geht, zu unterstützen.
Für die Syndicom ist klar: Das Personal braucht jetzt schnell Klarheit. Matthias Loosli, Sprecher der Gewerkschaft: «Die Post steht in der Verantwortung. Wir erwarten, dass allen Betroffenen ein Stellenangebot im Konzern unterbreitet.» Robin Wegmüller
Die Zukunft bringt Unsicherheit
Für sie ist die Situation ebenfalls nicht einfach: «Ich werde unter diesen Bedingungen keinen Job mehr finden.» Sie spricht die flexible Arbeitszeit an. «Unsere Grosseltern wohnen weit entfernt und wir wollen unsere Kinder nicht in einen Hort bringen.» Darum ist es unmöglich, eine Stelle ohne zeitliche Flexibilität anzunehmen.
Noch ist völlig unklar, wie es für Manuela Huser weitergeht. «Mitte Dezember sollte es neue Informationen für uns geben», weiss sie. Die 49-Jährige hofft, dass die Post ihr ein neues Angebot unterbreiten kann. Diese Türe hat Post-Chef Christian Levrat (53) aber praktisch zugeschlagen. Für die Zustellerin ist nur eines klar: «Ich liebe meinen Beruf. Darum werde ich den Job weitermachen, bis das letzte Consumo im Briefkasten liegt.»