Fast die Hälfte aller produzierten Pullover, T-Shirts und Kleider landen im Müll. Sie werden nie von einem Kunden getragen. Das berichtet die «NZZ am Sonntag» unter Berufung auf einen Bericht in einem Fachjournal. Ein Textilingenieur sagt zur Zeitung:«40 Prozent der produzierten Bekleidung wird überhaupt nicht verkauft und damit nicht genutzt.»
Es kommt aber noch schlimmer: Das Gros der verkauften Ware wird bereits nach wenigen Monaten weggeschmissen. Viele Klamotten werden nur einmal getragen. So landen 60 Prozent aller Kleidungsstücke spätestens nach einem Jahr im Abfall. Das ist ein Müllwagen voller Kleidung pro Sekunde.
Kaum besser sieht die Umweltbilanz der Industrie aus. 1,2 Milliarden Tonnen CO2 bläst die Branche jedes Jahr in die Luft. Das sind mehr als fünf Prozent aller globalen Emissionen – vergleichbar mit jener von ganz Russland. Nicht einmal Schifffahrt und Fliegerei zusammen schaffen es auf diesen Wert.
8000 Liter Wasser für eine Jeans
Der Grund für den grossen CO2-Ausstoss: Die Energie für Textil-Fabriken wird hauptsächlich aus Kohle gewonnen. Zudem müssen neue Modekollektionen schnell zum Kunden, bevor ein Trend vorüberzieht. Deshalb setzt die Branche auf schnelle Transportwege – vor allem auf Luftfracht.
Kommt dazu: Die Produktion ist enorm ressourcenintensiv. Man braucht Badewannen voller Wasser und Pestizide, um eine Baumwoll-Ernte einzufahren. Für ein T-Shirt werden 2000 bis 3000 Liter Wasser benötigt, für eine Jeans gar 8000 Liter. Und für das Bleichen, Färben, Waschen werden nur allzu oft Grundwasservorräte angezapft.
Modebranche ist gefordert
Das Problem betrifft auch die Schweiz. Die hiesige Konsumlust befeuert das Business. Etwa 220 Franken gibt ein Durchschnittsschweizer pro Monat für Mode und Schuhe aus. Das Durchschnittsbündel Altkleider bringt es im Schnitt auf 15 Kilo. Pro Jahr. Zu einem guten Teil handelt es sich dabei um neuwertige Textilien. Kaum ein anderes Land der Welt kann mit diesen Werten mithalten.
Der übermässige Textilkonsum sei ein Problem, das angegangen werden müsse, sagt auch Greenpeace. Sonst werde der Kleiderkonsum in den nächsten Jahren drastisch ansteigen: Von 62 Millionen Tonnen im Jahr 2017 auf 102 Millionen Tonnen im Jahr 2030, befürchtet die Organisation.
Die Modebranche ist gefordert. Sie muss für einen radikalen Wandel sorgen. Sie soll statt immer kurzlebigerer Kollektionen qualitativ bessere, haltbarere und vielseitigere Kleidung herstellen, fordert Greenpeace. (ise)