Beim Betreten der Fabrik schlägt dem Besucher warme Luft entgegen. Im Eingangsbereich verströmt ein grosser Bottich Apfelminze einen angenehmen Duft. Das Zischen von Wasserdüsen und das Rauschen der Laufbänder erfüllen die Halle. Flaschen sausen durch die Anlage – zuerst leer, dann steril, gefüllt, geschlossen und schliesslich etikettiert. Willkommen in der Produktionsstätte der Firma Holderhof in Henau SG.
Hofherr ist Christof Schenk (39). Der gelernte Bauer wuchs in Niederwil SG auf, wo er noch heute lebt. Angefangen hat er als 20-Jähriger mit Holunderblütenwein. «Scheitern war nie eine Option. In so einem kleinen Dorf hätte man das nie vergessen», sagt Schenk. Heute produziert er mit seinen 30 Mitarbeitern etwa 30 Millionen Flaschen im Jahr.
Fast keine Flasche trägt eigenes Logo
Von Sirup über Softdrinks bis zu Smoothies oder Säften, der Holderhof macht alles. Es rollen etwa 100 verschiedene Getränkesorten übers Band, eine Rezeptur nach der anderen. 6500 Flaschen sind es pro Stunde, 100'000 Flaschen am Tag. Ob Bioprodukte für Lidl, Eistee für Le Marché oder die Erfrischung fürs SBB-Bordrestaurant. Für alle werden hier Getränke produziert. Nur: Auf fast keiner der Flaschen findet man Namen oder Logo der Firma. Schenk, der heimliche Getränkekönig.
«Wir produzieren zu 95 Prozent Hausmarken für andere Firmen», sagt Schenk, «den Holderhof kennt man nicht, und das ist auch gut so.» Fast alles, was Rang und Namen hat, lässt hier Getränke herstellen. Der letzte grosse Coup: Coop. Der neue Coca-Cola-Klon, Happy Cola, kommt aus den Hallen des Holderhofs. Wie steht er dazu, dass hier Getränke nachgeahmt werden? «Die Welt ist ein Kopierladen», sagt der Unternehmer schulterzuckend.
Vom Garagenmischer zum Getränke-Guru
Die Auftragsbücher geben ihm recht. Stolz zeigt der Patron das dichte Programm der nächsten drei Wochen. Produktionspausen gibt es nur, um Tanks und Maschinen zu putzen. Seit wann läuft der Laden so gut? Christof Schenk überlegt kurz: «Der Anfang war schleppend. Ich brauchte von 2000 bis 2006, bis wir eine Million Franken Umsatz erreicht haben.» Das Geschäft zog der junge Schenk in einer Garage auf, während er auf dem Hof der Eltern mitarbeitete.
«Früher hat man unsere Vertreter als Garagenmischer zum Teufel gejagt. Nun werden wir mit offenen Armen empfangen. Und Kunden kommen mit Projekten auf uns zu», sagt Schenk. Die Maschinen laufen unterdessen sechs Tage die Woche im Drei-Schicht-Betrieb.
«Ich habe gesagt, das säuft keiner»
Erstmals richtig Erfolg hatte er in Deutschland. In der Schweiz konnte Schenk anfangs nur ein paar Beizen, Dorfläden und Drogerien überzeugen. «Hier hat man keine Chance, als Unbekannter beim Grossisten im Regal zu landen. Es ist alles zentral geregelt. Darum habe ich in Deutschland bei Supermarkt-Besitzern Klinken geputzt.» Seine Getränke fanden bei den Kunden Anklang. Das sprach sich herum. Und irgendwann stand dann Rewe – einer der grössten Detailhändler Deutschlands – vor der Tür.
«Rewe wollte eine Rhabarberschorle. Ich habe gesagt, das saufe keiner. Ihre Antwort war, dass sie nicht meine Meinung, sondern eine Rhabarberschorle wollten», erzählt Schenk. Mittlerweile schickt er jedes Jahr eine Million Flaschen Rhabarberschorle in den Norden. «Das Wichtigste ist, dass man nicht aufgibt. Nach dem zehnten Nein fragt man freundlich ein elftes Mal», sagt Schenk über seinen Erfolg.
Auch Kleinaufträge sind interessant
«Wer in Deutschland mit Lebensmitteln marktfähig ist, der hat in der Schweiz ein anständiges Leben», sagt Schenk und schmunzelt kurz. Dann wird er wieder sachlich. «Wir mussten auch viel dazulernen, um im Ausland mithalten zu können», so der Unternehmer. Erst nach sechs Jahren Holderhof konnte der Patron den ersten Pflock im eigenen Land einschlagen: mit einem grossen Auftrag für Landi. Unterdessen sind alle Grossisten dabei – ausser Volg. «Den gewinne ich hoffentlich auch noch für mich», sagt Schenk.
Aber der stämmige St. Galler nimmt nicht nur Grossaufträge entgegen. Schon ab 100 Liter ist man dabei. «Ich habe schon Wahlkampf-Getränke gemacht. Eine knallrote Himbeerschorle für SP-Kandidaten. Der Kundenkontakt war sehr angenehm, aber die Mitarbeiter ziehen mich heute noch auf, weil das sicher nicht meine politische Linie ist», sagt Schenk.
Wachsender Familienbetrieb
Profitieren auch die Mitarbeiter vom Erfolg der Firma? «Wir zahlen überdurchschnittliche Löhne. Und wenn das Jahr gut gelaufen ist, gibt es neben dem 13. Monatslohn noch einen Bonus im Januar.» Im letzten Jahr habe genau ein Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. «Und das war nicht wegen der Arbeit, das hatte andere Gründe», fügt Christof Schenk an. Zum guten Arbeitsklima trägt auch Schenks Frau bei. Sie leitet das Personalwesen und macht auch die Buchhaltung.
Was sind die Zukunftspläne des heimlichen Getränkekönigs? «Ich bin kein König. Wohin die Reise geht, bestimmen eigentlich die Kunden mit ihren Projekten und Ideen», sagt der Patron. Aber die Firma ist für die Zukunft gerüstet. Im September eröffnet Schenk eine zweite Produktionshalle.
«Dann können wir über eine Million Flaschen pro Woche produzieren», sagt der Unternehmer. Die nächste Geschäftsidee hat der Macher auch schon: «Pflanzenmilch», sagt Schenk mit einem Funkeln in den Augen, «Ich will Soja-Milch aus Schweizer Rohstoffen. Das macht noch niemand.»
Happy Cola hat eine unglückliche Vorgeschichte. Coca-Cola liess im Winter in der Schweiz seine Flaschen auf 0,45 Liter schrumpfen, ohne die Preise zu senken. Das brachte Coop zum Schäumen – und dazu, im April die Eigenmarke Happy Cola zu lancieren. Die Coop-Cola kostet 15 Rappen weniger als das Original des US-Getränkeriesen.
Die helvetische Brause scheint beim Konsumenten gut anzukommen. «Wir haben Coca-Cola mit unserem Happy Cola bereits ein Drittel am Halbliter-Flaschen-Absatz abgejagt», freute sich Coop-Sprecher Urs Meier im Juni. Die kleine Coca-Cola-Flasche sei aber weiter sehr beliebt und bleibe im Regal.
Happy Cola hat eine unglückliche Vorgeschichte. Coca-Cola liess im Winter in der Schweiz seine Flaschen auf 0,45 Liter schrumpfen, ohne die Preise zu senken. Das brachte Coop zum Schäumen – und dazu, im April die Eigenmarke Happy Cola zu lancieren. Die Coop-Cola kostet 15 Rappen weniger als das Original des US-Getränkeriesen.
Die helvetische Brause scheint beim Konsumenten gut anzukommen. «Wir haben Coca-Cola mit unserem Happy Cola bereits ein Drittel am Halbliter-Flaschen-Absatz abgejagt», freute sich Coop-Sprecher Urs Meier im Juni. Die kleine Coca-Cola-Flasche sei aber weiter sehr beliebt und bleibe im Regal.