Kurz nach 8.30 Uhr fährt Urs E. Schwarzenbach in einem dunklen BMW gestern am Bezirksgericht Bülach ZH vor. Der Dolder-Besitzer kam mit Anwalt und mit seinem PR-Berater Sacha Wigdorovits. Der Milliardär will die Deutungshoheit gewinnen über seinen mutmasslichen Kunstschmuggel.
Die Oberzolldirektion hat den Milliardär mit vier Millionen Franken gebüsst. Die Strafverfügung vom Oktober 2016 listet 123 Fälle auf, in denen der Geschäftsmann Kunstwerke geschmuggelt haben soll. In 27 weiteren Fällen soll er die Gegenstände mit einem zu tiefen Wert angegeben haben. Schwarzenbach wehrt sich gegen den Vorwurf und die Busse.
«Mir gehört gar nichts»
Bei der Befragung durch den Richter gibt Schwarzenbach das Opfer. Wie der «Tages-Anzeiger» aus dem Gerichtssal berichtet, erklärte der Milliardär, die Steuerverwaltung habe den grössten Teil seiner Aktien am Fünf-Sterne-Haus Dolder beschlagnahmt, der Rest sei vom Zoll gesperrt worden. «Mir gehört gar nichts», sagte Schwarzenbach im Gerichtssaal.
Weiter gab er an, lediglich AHV-Bezüger zu sein. «Im Grossen und Ganzen geht es mir finanziell sehr schlecht», lamentierte Schwarzenbach.
Eine ziemlich gewagte Aussage für einen Kunstsammler, dessen Vermögen das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» auf zwischen einer und 1,5 Milliarden Franken schätzt.
«Keine Ahnung»
Neben jener des Opfers hatte Schwarzenbach noch die Rolle des Unschuldslamms auf Lager.
Als der Richter vom Dolder-Besitzer erfahren wollte, warum Kunstwerke, die dieser im Ausland gekauft habe, später in der Schweiz aufgetaucht seien – ohne dass sie verzollt worden wären, sagte Schwarzenbach laut «Tages-Anzeiger»: «Keine Ahnung. Dazu kann ich nichts sagen. Ich weiss nicht, wie die Bilder dorthin gekommen sind.»
Er habe lediglich einzelne Kunstwerke als Hausrat in die Schweiz gebracht, als er von England in die Schweiz zog. Aber die müsse er nicht deklarieren, «ich muss ja meine Unterhosen auch nicht verzollen», sagte Schwarzenbach dem Richter.
Auch andere Fragen des Richters beantwortete Schwarzenbach knapp mit «keine Ahnung». (grv)