Deutsche Kollegen streiken
So gross ist der Frust bei Schweizer Lokführern

Die deutschen Lokführer wollen massiv mehr Lohn. Und dafür drei Stunden weniger arbeiten. Auch in der Schweiz sind die Lokführer unzufrieden.
Publiziert: 16.11.2023 um 14:54 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2023 um 17:24 Uhr
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Schweizer Lokführer bereitet vor allem die Vereinbarkeit ihres Jobs mit dem Privatleben Sorge.
Foto: Keystone

Die deutschen Lokführer sind sauer! Sie wollen 555 Euro mehr Lohn im Monat. Und drei Stunden pro Woche weniger arbeiten – bei vollem Lohn. Deshalb stehen heute die meisten Züge still. Bis zu 80 Prozent der Verbindungen im Fernverkehr sollen ausfallen. Auch grenzüberschreitende Züge in die Schweiz sind betroffen.

In der Schweiz ist ein Streik der Lokführer undenkbar. Doch die Stimmung war auch hierzulande schon besser. «Wir haben in der Schweiz eine gut funktionierende Sozialpartnerschaft, deshalb muss man Gott sei Dank nicht auf solch drastische Massnahmen wie Warnstreiks zurückgreifen», sagt Matthias Hartwich zum «Tages-Anzeiger». Er ist Präsident der Gewerkschaft des Schweizerischen Verkehrspersonals (SEV). 

Das Privatleben leidet

Und doch: Auch in der Schweiz ist die Unzufriedenheit bei Lokführerinnen und Lokführern gross. Sie kritisieren die Arbeitsbedingungen. «Durch die vorgegebenen Arbeitspläne fühlen sich viele in ihrem Privatleben beschnitten», sagt Hanny Weissmüller, Präsidentin des Schweizerischen Lokpersonals (LPV), im Bericht.

Viele würden über Müdigkeit, Frustration, unregelmässige Ernährung und ein schwieriges Sozialnetz klagen. Der Personalmangel sei immer noch stark zu spüren. Kurz: Das Privatleben der Lokführer leidet. Die Situation bleibt angespannt. So haben die SBB, der mit fast 4000 Lokführerinnen und Lokführer mit Abstand grösste Arbeitgeber, die Touren von neun Stunden auf zehn und 10,5 Stunden verlängert, um weniger Personal einsetzen zu müssen. 

Lohnverhandlungen laufen

Auch mit den Löhnen sind viele unzufrieden. Weissmüller bringt es auf den Punkt: «Die Löhne sind nicht marktgerecht. Sie berücksichtigen die besonderen Umstände wie Nachtarbeit, Sonntagsarbeit und lange Anfahrtswege zum Einsatzort zu wenig.» Vor allem Frauen schrecke das ab, den Beruf der Lokführerin zu wählen, sagt sie dem «Tages-Anzeiger».

Auch in der Schweiz laufen dieser Tage Lohnverhandlungen mit den SBB und weiteren Bahnunternehmen. Eine Einigung liegt noch nicht auf dem Tisch. Hartwich trocken: «Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.» (pbe)

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