Kinder-Verbot im Hotel? Für viele ein Traum, die keine Lust auf Quängeleien in den Ferien haben. Hotel-Doyen und Ski-Legende Art Furrer (79) erfüllt ihn in seinem Hotel Royal auf der Riederalp VS. Kinder unter zwölf Jahren haben hier keinen Zutritt. «Ich bin aber kein Kinderfeind!», erklärt der Patron.
50 Meter weiter, im Hotel Art Furrer und in der Alpenrose, sind Familien willkommen. «Es gibt aber Gäste, die etwas Anderes suchen», so Furrer. «Wir als grosses Hotel können Nischen nutzen und kombinieren.»
Das ist nötig. Denn im Bergtourismus herrscht laut Furrer «Notstand». So bricht ihm im Sommer allmählich die Hauptkundschaft weg: einheimische Familien.
«Seit Jahren kommen im Sommer weniger Familien»
Ein Pärchen Anfang 50 schaukelt in der Gondel nach oben auf die Riederalp. Neben ihnen zwei Kinderwagen. Nein. Es sind Golftaschen auf Rädern: Die Wollmützli wärmen keine Kinder-Köpfe, sondern sitzen auf Golfschlägern.
Kinder gibt es zur Zeit wenige auf der Riederalp. Denn in der Sommersaison fahren Schweizer mit ihren Sprösslingen in den Ferien weniger in Berghotels in der Heimat. Sondern in günstigere Badeferien auf den Balearen oder die Kanaren.
«Seit mehreren Jahren kommen im Sommer weniger Schweizer Familien zu uns, obwohl Schweizer übers Jahr gesehen, 50 bis 60 Prozent unserer Kundschaft ausmachen», erklärt Furrer.
«Unsere Gäste wollen Ruhe auch von anderen haben»
Um die leeren Betten zu füllen, hat er sich eine neue Nische gesucht: Gäste aus Fernost. China, Hong Kong, Japan: Im letzten Jahr verzeichnete das Resort 4500 Logiernächte von Asiaten. Alleine in diesem Sommer rechnet Furrer mit über 1000 Übernachtungen aus China. Künftig werden wohl Gäste aus Korea, Malaysia und Singapur wichtiger.
Furrer sitzt im verglasten Restaurant des Hotel Royal. Draussen knipst eine chinesische Reisegruppe emsig den Golfplatz und das Bergpanorama. Rein dürfen sie nicht. Sie logieren und essen woanders. Denn: Furrer trennt die Gäste.
«Natur und Ruhe sind ein Luxusgut und unser absolutes Aushängeschild. Und diese Ruhe wollen unsere Gäste auch von anderen haben», sagt Furrer. So essen etwa Schweizer Gäste nicht mit chinesischen Gruppen im selben Raum, weil sie sich von den Essgewohnheiten der Asiaten gestört fühlen könnten.
Weil Chinesen auch gerne mal nachts um eins duschten, werden sie von Europäern getrennt untergebracht – und wenn möglich auch nicht im gleichen Gebäude wie Japaner. «Wir müssen auf ihre Kriegsvergangenheit Rücksicht nehmen», erklärt Furrer. Auch Festland-Chinesen und Gäste aus Hong Kong versuche er möglichst zu trennen, weil sie sich nicht gut miteinander verstünden.
«Eintopfgericht» Schweizer Tourismus
«Kein Bauer steckt Milchkühe und Ziegen in einen Stall, weil sie sich dann nicht mehr wohlfühlen», sagt Art Furrer lachend. «Daran sollten wir Hoteliers uns ein Beispiel nehmen.»
Furrer ist im Schweizer Tourismus, der bisher meist allen Gästen Ähnliches anbietet, ein Einzelfall. «Wir müssen uns viel besser auf die Bedürfnisse der Gäste einstellen», fordert der Patron. Der Schweizer Tourismus sei zu oft «ein Eintopfgericht».
Auf der Speisekarte sieht man, wie ernst es Furrer meint. So wird für die Touristen aus Fernost extra gekocht: viel Reis, Poulet, weniger Salz und Pfeffer, dafür sehr süsse Desserts. «Man kann einen Chinesen nicht auf Fondue Chinoise umschulen», sagt Furrer.
Die Gondel sinkt wieder ins Tal, rauscht über einen Stall hinweg. Davor grasen Ziegen. Keine Kuh. Nirgends.
Kommentar von Peter Röthlisberger, Chefredaktor BLICK
Was darf man sagen? Was nicht? Skiakrobat und Bergsteiger Art Furrer gehört nicht zu den ängstlichen Gemütern. Im Wallis, wo die Menschen extrem vom Tourismus abhängig sind und ihren Eigensinn als regionale Spezialität hochhalten, haben auch schräge Ideen Platz. Als BLICK vor drei Wochen schrieb, dass Furrer in einem seiner Hotels keine Kinder duldet, bekam er von den Lesern kräftig auf den Deckel.
Im sensiblen Geschäft mit Gästen sind klare Ansagen rar. So rar wie einheimische Gäste im Sommer. Trotzdem doppelt Furrer nach und erklärt sein Touristentrennsystem zum Erfolgsmodell für den Schweizer Tourismus. Er macht das, woran in vielen digitalen Geschäftsfeldern, etwa den Medien, intensiv gearbeitet wird: massgeschneiderte Lösungen für Kunden und Konsumenten. Gut, wenn Furrers Hotelierkollegen den Schuss vor den Bug verstanden haben, wenn sie sich bewegen. Gut, wenn sie die Cowboy-Methoden von der Riederalp in einer für sie massgeschneiderten Variante kopieren.
Kommentar von Peter Röthlisberger, Chefredaktor BLICK
Was darf man sagen? Was nicht? Skiakrobat und Bergsteiger Art Furrer gehört nicht zu den ängstlichen Gemütern. Im Wallis, wo die Menschen extrem vom Tourismus abhängig sind und ihren Eigensinn als regionale Spezialität hochhalten, haben auch schräge Ideen Platz. Als BLICK vor drei Wochen schrieb, dass Furrer in einem seiner Hotels keine Kinder duldet, bekam er von den Lesern kräftig auf den Deckel.
Im sensiblen Geschäft mit Gästen sind klare Ansagen rar. So rar wie einheimische Gäste im Sommer. Trotzdem doppelt Furrer nach und erklärt sein Touristentrennsystem zum Erfolgsmodell für den Schweizer Tourismus. Er macht das, woran in vielen digitalen Geschäftsfeldern, etwa den Medien, intensiv gearbeitet wird: massgeschneiderte Lösungen für Kunden und Konsumenten. Gut, wenn Furrers Hotelierkollegen den Schuss vor den Bug verstanden haben, wenn sie sich bewegen. Gut, wenn sie die Cowboy-Methoden von der Riederalp in einer für sie massgeschneiderten Variante kopieren.