Der Schweizer Telekom-Markt stagniert
Kein Wachstum unter dieser Nummer

Die Telekom-Firmen kommen nicht vom Fleck. BLICK erklärt, wieso. Und wie Sie von der Marktsituation profitieren können.
Publiziert: 28.08.2017 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:15 Uhr
Mit SMS und MMS machen die Telekom-Firmen kaum mehr Geld, schliesslich gibt es die Gratis-Alternative Whatsapp.
Foto: martin-dm
Michael Bolzli

Die Umsätze in der Telekom-Branche kommen nicht vom Fleck – im Gegenteil. Im ersten Halbjahr 2017 haben Swisscom (–1,4 Prozent), UPC (–1,5) und Sunrise (–3,6) weniger umgesetzt als im Vorjahreshalbjahr. Salt veröffentlicht keine Zahlen, doch Branchenkenner sind sich einig: Auch hier ziehen die Umsätze nicht an.

Woher kommt das? In einer Zeit, wo Smartphones und Internet nicht mehr wegzudenken sind, sollte doch die Branche ein Hoch erleben.

Wandel im Markt

Das Problem: Der Markt ist gesättigt. Ein Smartphone hat heute fast jeder, einen Internet-Anschluss daheim ebenso. Kommt dazu, dass das Bevölkerungswachstum in den letzten Jahren abgeflacht ist. Und: «Viele traditionelle Telekom-Bereiche sind rückläufig», sagt Stefan Meyer (53), Aktienanalyst bei der UBS. 

SMS oder MMS, die früher viel Geld einbrachten, gibts heute geschenkt. Kein Wunder, die Technik ist in Zeiten von Whatsapp überholt. Weiter sind die Roaming-Preise stark gesunken. Beispiel Swisscom: Roaming ist bereits in jedem neuen Abo enthalten, wer zusätzliche Pakete kauft, zahlt deutlich weniger als noch vor fünf Jahren.

Die Konsequenz: 2016 hat der blaue Riese mit den Auslandsgebühren 100 Millionen Franken weniger umgesetzt als im Vorjahr. Und für dieses Jahr rechnet die Swisscom mit einem Rückgang von 50 Millionen. Auch die Konkurrenz hat die Roaming-Preise gesenkt.

Kunden freuts, Anbieter weniger

Meyer sagt zudem: «Heute gibt es viele günstige Angebote. Dadurch entsteht Preisdruck.» Beispiel Flatrate-Abos: Wer vor sechs Jahren mit dem Handy unlimitiert surfen und telefonieren wollte, der fand nur ein einziges Angebot auf dem Markt. Die Swisscom verlangte 169 Franken pro Monat.

Heute ist das Bild anders. Flatrate-Abos bieten alle an, selbst Nischenanbieter wie Coop Mobile oder Aldi. Und die kosten immer weniger. Letzte Woche hat Sunrise den neusten Preisknaller lanciert. Für 50 Franken, bald sogar für 40, gibt es Telefonie, SMS und Internet unbegrenzt. Das freut die Kunden, die Anbieter verlieren jedoch an Marge.

Ein weiteres Problem: «Bei der Netzqualität kommen sich die Telekom-Konzerne immer näher», sagt Experte Meyer. Das zeigen auch die Netztests der IT-Zeitschriften «Connect» und «Chip». Beim einen Test gewinnt Sunrise, beim anderen die Swisscom. Fazit jeweils: Im europäischen Vergleich sind die Schweizer Netze alle spitze.

Sport als Alleinstellungsmerkmal

Welche Alleinstellungsmerkmale gibt es also noch? Oliver Zadori (34), Telekom-Experte vom Vergleichsportal Dschungelkompass, sagt: «Mit schnellen Internet-Angeboten kann man sich heute kaum noch von der Konkurrenz abheben.»

Mit Sport ist das dagegen noch möglich. UPC lanciert im September mit Mysports einen eigenen TV-Sender – und streitet sich unter anderem vor Gericht mit der Swisscom um Fussball- und Eishockeyrechte (BLICK berichtete).

Eine andere Möglichkeit, Kunden an sich zu binden, sind Bündel-Angebote. Vorteil für den Kunden: TV, Handy, Festnetz und Internet kommen aus einer Hand. Dafür gibts Vorzugspreise. Der Nachteil: Die Angebote sind schlecht vergleichbar, da jeder Provider andere Pakete schnürt.

Kaum Wachstum in Zukunft

Zumindest diese Angebote wachsen: Die Bündelverträge zogen bei der Swisscom im ersten Halbjahr um fast 13 Prozent an. Auch Sunrise One, das neue All-in-One-Paket, zeige «starkes» Wachstum.

Trotzdem: «Im Telekom-Bereich wird auch künftig Wachstum schwierig sein», glaubt Zadori. Auch UBS-Analyst Meyer erwartet eine «flache Umsatzentwicklung». Potenzial sehen beide vor allem in neuen Geschäftsbereichen. «Wachsen könnten die Telekom-Firmen mit Zusatzdienstleistungen wie Cloud-Diensten oder Kooperationen mit IT-Firmen.» 

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