Der mächtigste gegen den reichsten Menschen der Welt
US-Präsident Joe Biden legt sich mit Amazon-Bezos an

Amazon-Mitarbeiter in Amerika dürfen erstmals über die Bildung einer Gewerkschaft abstimmen. Präsident Joe Biden setzt sich für die Angestellten ein und ärgert damit Jeff Bezos. Es ist ein Kampf der Giganten – mit einer Priese Ironie.
Publiziert: 08.03.2021 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 16:53 Uhr
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US-Präsident Joe Biden, der mächtigste Mensch der Welt, legt sich mit ...
Foto: AFP
Nicola Imfeld

Vorhang auf für den Kampf des Jahres! Joe Biden (78) gegen Jeff Bezos (57) – oder der mächtigste gegen den reichsten Menschen der Welt. Schauplatz der grossen Widersacher ist ausgerechnet das beschauliche Bessemer im ländlichen Bundesstaat Alabama.

Dort geht es um Historisches. Biden mischt sich in der Kleinstadt in einen Arbeitskampf zwischen Bezos' Amazon und den Gewerkschaften ein. Ein Streit, den noch kein US-Präsident führen wollte. Weder Franklin D. Roosevelt (1882–1945) während der schweren Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren noch Barack Obama (59) in der Weltfinanzkrise 2008 haben je direkt Partei für die Gewerkschaften ergriffen.

Biden bricht ein Tabu

Biden aber bricht jetzt mit dem Tabu – und weiss genau, was er tut. Er möchte der «gewerkschaftsfreundlichste Präsident sein, den man je gesehen hat», sagte er im Wahlkampf gegen Donald Trump (74). Nun macht sich Biden lautstark an, eben dieses Versprechen einzulösen.

Keiner würde sich da besser als Gegenspieler eignen als Jeff Bezos. Der Amazon-Chef führt seit der Gründung vor 27 Jahren einen harten Oppositionskurs gegen die Gewerkschaften. Jegliche Versuche, die Belegschaft zu organisieren, wurden von seinem Regime erschlagen.

Kommt die nationale Amazon-Gewerkschaft?

Doch jetzt kommt Gewerkschafter Joe. Im Auge hat der US-Präsident das Verteilzentrum in Bessemer. Die Amazon-Mitarbeitenden klagen dort, wie ihre Kollegen im ganzen Land auch, über tiefe Löhne, Überstunden und Sicherheitsrisiken. Doch in Bessemer ist die Corona-Pandemie die Lage nun vollends eskaliert. Motiviert durch die Black-Lives-Matter-Proteste im vergangenen Frühling gingen die Mitarbeiter auf die Barrikaden.

Was folgte, waren die üblichen Bezos-Spielchen. Sein Unternehmen reagierte schnell, ordnete obligatorische Belegschaftsversammlungen an, wo jeder Versuch zur Organisierung als kontraproduktiv zurückgewiesen wurde. Doch die Mitarbeiter blieben hartnäckig und konnten eine Urabstimmung erzwingen. Bis Ende März können sie nun wählen, ob sie eine Gewerkschaft etablieren wollen.

«Es darf keine Einschüchterung, keinen Zwang, keine Drohungen und keine Anti-Gewerkschafts-Propaganda geben», sagt Biden in Richtung Amazon, dem ebensolches vielfach von Aktivisten vorgeworfen wird. «Jeder Arbeitnehmer sollte die freie und faire Wahl haben, einer Gewerkschaft beizutreten.»

Joe Biden macht den Fall Bessemer also zu einem nationalen Präzedenzfall. Sollten sich die Amazon-Angestellten durchsetzen, ist das auch ein Sieg für den US-Präsidenten. Und Bezos müsste sich die Ironie gefallen lassen, dass ausgerechnet jener Mann, den er als Verleger der «Washington Post» im Wahlkampf lautstark unterstützt hatte, ihm eine empfindliche Ohrfeige verpasst.

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