Um die Pandemie in den Griff zu bekommen, kann man testen. Damit man Corona aber langfristig zurückdrängen kann, braucht es die Impfung. Oder besser: zwei Impfungen. Zumindest im Fall von Pfizer/Biontech und Moderna.
Wegen der knappen Verfügbarkeit der Vakzine wird aber weltweit darüber diskutiert, ob sich die zweite Impfung hinauszögern lässt. Zuerst hiess es, dass man die sogenannte Booster-Impfung innerhalb von drei bis vier Wochen benötige. Später wurde im Ausland als erlaubte Zeitdauer auch sechs Wochen genannt.
In Grossbritannien geht man mittlerweile noch weiter. Die Regierung denkt darüber nach, bis zu zwölf Wochen zwischen den zwei Impfungen zu erlauben. Das Ziel: Insgesamt mehr Personen einen Schutz mit einer ersten Impfung zu bieten.
Eine Studie aus Israel unterstützt dieses Vorhaben. Forscher berichten, dass eine Dosis von Pfizer nach der Impfung zu 85 Prozent wirksam war, um eine symptomatische Erkrankung zu verhindern. Die zweite Impfung soll die Wirksamkeit nur noch um 10 Prozentpunkte auf insgesamt 95 Prozent steigern.
Kommt die 1-Piks-Strategie in Amerika?
Diese Erhebungen sorgen nun auch in Amerika für Aufsehen. Dort haben einige Wissenschaftler und Politiker einen Strategiewechsel gefordert. Damit das Tempo der Impfungen beschleunigt wird, sollen die Bürger nur noch einen statt zwei Pikse erhalten.
Sieben ärztliche Mitglieder des US-Kongresses haben einen Brief dafür geschrieben. Adressat: Der amtierende Gesundheitsminister Norris Cochran (50). Die Forderung: Eine abgeänderte Notfallgenehmigung für den Pfizer- und Moderna-Impfstoff. Diese soll es möglich machen, dass künftig auch eine Impfdosis ausreicht.
Doch bislang lehnt die Regierung von Joe Biden (78) ein solches Vorhaben ab. «Sie würden blind fliegen, wenn sie nur eine Dosis verwenden würden», sagte ein leitender Wissenschaftler und Berater des US-Präsidenten zum «Wall Street Journal». Es gehe um die langfristige Wirksamkeit, die nur mit zwei Dosen bewiesen sei, nicht aber mit lediglich einer Impfung.
Ueli Maurer verzichtete auf zweite Dosis
Die Schweiz will von einer 1-Piks-Strategie bislang nichts wissen. Der Bundesrat hat mehrfach darauf hingewiesen, dass bei Moderna und Pfizer zwei Impfungen notwendig seien. Die Heilmittelbehörde Swissmedic empfiehlt weiterhin eine Zeitdauer von drei bis vier Wochen bis zur Booster-Impfung.
Eine prominente Gegenstimme gibt es aber auch hierzulande: Ueli Maurer (70). Der Finanzminister hat im Februar bekannt gegeben, dass er auf den zweiten Piks verzichtet hatte.
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission, bezeichnete den Verzicht als unnötiges Risiko. «Der Schutz durch die erste Dosis ist vorübergehend recht gut – die Wahrscheinlichkeit einer Infektion nimmt aber zu, wenn nicht innert sechs Wochen die zweite folgt.» (nim)