Der Euro zeigt Schwäche, der Franken ist im Hoch
Stürmen die Einkaufstouristen wieder über die Grenze?

Günstige Ware bei Aldi, Lidl, Edeka oder DM: Mit der neuen Euro-Schwäche wird das Einkaufen ennet der Grenze wieder attraktiver. Die Schweizer zeigen aber weiterhin eine gewisse Vorsicht.
Publiziert: 20.10.2021 um 13:51 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2021 um 15:36 Uhr
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Einkaufen in Deutschland: Da gibt es mehr Milch für den Franken.
Foto: zVg

Der Euro zeigt Schwäche, der Franken dagegen präsentiert seine Muskeln. Vor drei Monaten noch lag der Wechselkurs bei 1,10 Franken je Euro. Dann fiel der Kurs auf unter 1,07 Franken je Euro.

Der Tanz des Devisenpaars macht das Einkaufen auf der anderen Seite der Grenze wieder sehr attraktiv. Aber sind die Einkaufstouristen zurück in Konstanz, Lörrach und Singen, nur weil der Euro jetzt wieder billiger ist? Ist die Corona-Baisse überwunden?

Von Einzelhändlern in Süddeutschland seien derzeit unterschiedliche Einschätzungen zu hören, berichtet die «NZZ». «Die Besuche von Schweizern sind immer noch weniger zahlreich als vor Corona», sagt etwa der Geschäftsführer eines süddeutschen Möbelhauses. «Die Besucherfrequenzen liegen bei vielleicht 80 Prozent des Vorkrisenniveaus.»

Corona-Delle bleibt

Anders soll es bei Lebensmittelhändlern sein. Unter Berufung auf Inhaber von deutschen Supermärkten berichtet die «NZZ», dass wieder ähnlich viele Autos mit Schweizer Kennzeichen vor den Läden stünden wie vor der Krise.

Was gilt jetzt? Aufschluss geben Kreditkartendaten, gesammelt und aufbereitet von HSG-Ökonomen. Diese deuten stark darauf hin, dass das Niveau von vor der Krise noch nicht erreicht ist. Der Umsatz der Einkaufstouristen summiert sich demnach auf schätzungsweise 85 Prozent des Vorkrisenniveaus.

Zum Kauf von Lebensmitteln fahren Schweizer laut den Daten wieder recht häufig über die Grenze. Dagegen ist bei Non-Food-Artikeln die Differenz gegenüber der Vorkrisenzeit grösser. Das deckt sich mit den Erfahrungsberichten.

Kaufkraftabfluss hält sich in Grenzen

Unterm Strich liegt der Kaufkraftabfluss 15 Prozent tiefer als vor Corona. Das klingt zunächst nach wenig und dürfte Schweizer Detailhändler freuen.

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Aber in absoluten Zahlen wird das Ausmass durchaus sichtbar: 2019 belief sich der Kaufkraftabfluss wegen Einkaufstouristen auf ungefähr 8 Milliarden Franken. 15 Prozent sind 1,2 Milliarden Franken im Jahr – oder über 3 Millionen im Tag.

Bald steht das für den hiesigen Detailhandel wichtige Weihnachtsgeschäft bevor. Ob die Umsätze in der Schweiz bleiben oder ins Ausland abwandern wird auch von der weiteren Schwäche des Euro-Kurses abhängen.

Vieles ist noch offen und hängt auch von der Entwicklung der Pandemie ab. Zwar braucht es kein Covid-Zertifikat, wenn man für höchstens 24 Stunden nach Deutschland zum Einkaufen fährt.

Aber es herrscht weiterhin Maskenpflicht in den Geschäften, und für den Besuch im Restaurant gilt die 3G-Regel. (ise)

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