Dem Aarauer Bäcker Martin Meier (50) verbrennen die Gewinne
«Ich zahle für den Strom künftig das Doppelte»

Die massiv steigenden Strompreise treffen die Bäckereien besonders hart: Die Öfen fressen Strom und schmelzen so die Gewinne weg. Der Aarauer Bäcker Martin Meier muss für seinen Strom künftig fast das Doppelte auf den Tisch legen.
Publiziert: 06.09.2022 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2022 um 18:11 Uhr
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Manuela (48) und Martin Meier (50) müssen in ihrer Bäckerei in Mägenwil AG künftig fast doppelt so viel für den Strom bezahlen.
Foto: Zvg
Martin Schmidt

Bäcker Martin Meier (50) kennt sich mit Rekorden aus, mit schönen und ärgerlichen. Der Bäcker-Konditormeister backte einst die wohl grösste Rüeblitorte der Welt: Fünf Meter Durchmesser und mehr als 500 Kilogramm schwer. Damals schlugen sich in Mägenwil AG alle die Bäuche voll. Doch nun stehen härtere Zeiten vor der Tür. «Mit meiner Bäckerei bezahle ich für den Strom im nächsten Jahr fast doppelt so viel. Wir werden den Gürtel sicher enger schnallen müssen», sagt Meier.

Bäckereien treffen die Strompreiserhöhungen härter als andere Kleinbetriebe: Die Backöfen fressen reichlich Strom - und verheizen nun Meiers Marge. Der Bäcker zahlt mit seiner Meier Bäckerei Confiserie ab nächstem Jahr statt wie bisher 6000 Franken neu 11'000 Franken pro Monat allein für Strom. «Für den Aufschlag könnte ich theoretisch eine zusätzliche Person einstellen», sagt Meier konsterniert.

Bäcker muss Brotpreis anheben

Dabei ist Meiers Bäckerei eigentlich ein voller Erfolg. Er hat sie vor sieben Jahren übernommen und beschäftigt mittlerweile 40 Personen. Der Betrieb ist für seine Spezialitäten weit über den Dorfrand hinaus bekannt. Täglich gehen bei ihm rund 600 Kundinnen und Kunden ein und aus. «So etwas habe ich in dieser Zeit aber noch nie erlebt», betont der Bäcker.

Er will im Kampf gegen den hohen Strompreis an allen möglichen Stellschrauben drehen. «Doch wir werden sicher auch die Preise erhöhen müssen», so Meier. Der Bäcker-Konditormeister hofft darauf, dass er seine Kunden dank Qualität und Service bei der Stange halten kann.

Die massiven Preissteigerungen belasten die Bäckerei-Betriebe «schwer», sagt Urs Wellauer-Boschung (58), Direktor Schweizerischer Bäcker-Confiseurmeister-Verband. Die Bäckereien sind derzeit jedoch nicht alle gleich stark betroffen, wie Wellauer-Boschung betont.

Verbandsdirektor sieht Bundesrat in der Pflicht

Bäckereien, die weniger als 100'000 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, beziehen ihren Strom nach wie vor aus der Grundversorgung und kommen deutlich glimpflicher davon. Grössere Betriebe kaufen den Strom auf dem freien Markt ein. Am stärksten betroffen sind jene Bäckereien, die ihre Verträge mit den Anbietern in diesem Jahr erneuern müssen – so wie es bei Bäcker Martin Meier der Fall war.

In Deutschland treiben die hohen Strompreise immer mehr Bäckereien in den Konkurs. Damit der Pleitegeier nicht auch in der Schweiz seine Runden zieht, hat Wellauer-Boschung klare Forderungen an die Regierung: «Eine Strompreis-Stabilisierung durch den Bundesrat ist unter den gegebenen Umständen wichtig. Das heisst, es muss für Unternehmen im freien Markt möglich sein, in die Grundversorgung zu wechseln, und die Möglichkeit bestehen, die Laufzeit der bestehenden Verträge zu verlängern.»

Die Bäckereien würden zudem versuchen, ihren Stromverbrauch zu reduzieren, so der Verbandsdirektor. Damit nehme die Branche «ihre Verantwortung auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht ernst».


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