Die Anleger sind zwar etwas skeptisch, doch Gleichstellungsbeauftragte dürfen jubeln. Novartis setzt eine Frau an die Spitze der mit Abstand umsatzstärksten Sparte des Konzerns. Die neue Pharmachefin heisst Marie-France Tschudin, ist 47 Jahre alt, Schweizerin und Mutter von zwei Kindern im Alter von fünf und sechs Jahren.
Das ist das richtige Rezept für Gleichberechtigung. Denn die Westschweizerin ist das perfekte Vorbild für Frauen, die Beruf und Familie vereinbaren und trotz Kindern Karriere machen wollen. Tschudin hat alles unter einen Hut bekommen. Die Managerin spricht sechs Sprachen, hat unter anderem in den USA und an der Kaderschmiede IMD in Lausanne studiert.
Grosse Pharmaerfahrung
Das Pharmageschäft hat die gebürtige Französin, die mit Mann und Kindern in Lausanne wohnt, von der Pike auf gelernt. Wie die «NZZ» schreibt, begann sie ihre Karriere als Aussendienstmitarbeiterin für eine Schweizer Pharmafirma in Portugal. Bevor sie 2017 zu Novartis kam, sammelte sie zehn Jahre Führungserfahrung beim Pharmaunternehmen Celgene. Und bekommt nun ihre Chance, da Vorgänger Paul Hudson (51) als Konzernchef zur Novartis-Konkurrenz Sanofi nach Paris wechselt.
Novartis-Chef Vas Narasimhan (43) schwärmt in den höchsten Tönen von der neuen Pharmachefin: «Marie-France hat in der Vergangenheit immer wieder kommerzielle Spitzenleistungen erbracht und gefördert.» Zudem betont er, dass sie in der Geschäftsleitung «neue und vielfältige Perspektiven» einbringen werde.
Neue Führungskultur
Die neue Pharmachefin sagt im besten PR-Slang, sie wolle «die Medizin zusammen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für möglichst viele Menschen neu denken». Tschudin steht für eine neue Firmenkultur bei Novartis, die auf grosse Selbständigkeit der Mitarbeitenden setzt.
Dieser Kulturwandel zeigt sich auch in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Ab 1. Juli können Männer beim Pharmariesen in der Schweiz einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von 18 Wochen beziehen. Das Ganze nennt sich Elternauszeit - und gilt auch für beide Geschlechter. Arbeiten beide Eltern bei Novartis, dann übernimmt der Konzern die vollen Kosten.