«Das Ganze ist und bleibt eine Schweinerei»
Das «Wunderharz» bringt bloss Ärger

Die Plattform Kelmo.ch vertreibt ein angebliches Allheilmittel. Es gibt Beschwerden über lange Lieferfristen und ausbleibende Rückerstattungen.
Publiziert: 10.10.2024 um 16:56 Uhr
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Das Allheilmittel verursacht bei vielen Kunden eine Menge Ärger.
Foto: kelmo.ch

Auf einen Blick

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Fabienne Niederer
Fabienne Niederer
Beobachter

Müdigkeit, Verdauungsprobleme, Konzentrationsstörungen oder schlechte Haut – das alles und noch mehr soll das sogenannte Shilajit effektiv bekämpfen können. Das harzartige Produkt, auch Mumijo genannt, gilt in der indischen Medizin als regelrechtes Allzweckmittel. Eine Wirkung gemäss westlichen medizinischen Standards ist nicht belegt.

In der Schweiz ist der Onlinehändler Kelmo.ch auf den Trend aufgesprungen und bietet Shilajit an. Doch Vorsicht: Der Shop macht sich aktuell nicht wegen seines Angebots einen Namen, sondern vor allem wegen zahlreicher Beschwerden. Eine davon kommt von Petra Baumann. In einer Rabattaktion bestellte sie gleich mehrere Dosen Shilajit, doch nach der Bezahlung passierte zunächst gar nichts.

Auf ihre Nachfragen bei Kelmo.ch wurde sie immer wieder mit Standardantworten vertröstet. Nach mehreren Wochen verlor sie schliesslich die Geduld: «Ich schrieb eine E-Mail, dass ich das Produkt nun gar nicht mehr haben wollte.» Daraufhin kam plötzlich doch eine richtige Rückmeldung des Shops: Das Shilajit sei bereits auf dem Weg zu ihr. Dennoch dauerte es nochmals mehrere Wochen, bis Baumann das Paket bei sich zu Hause hatte.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Petra Baumann, die eigentlich anders heisst, ist mit ihrer Erfahrung nicht allein. Auf der Bewertungsplattform Trustpilot finden sich 37 Rezensionen zum Onlineshop – allesamt negativ. So heisst es von einem User beispielsweise: «Im Onlineshop wird der Eindruck erweckt, dass es sich um ein in der Schweiz verarbeitetes Produkt handelt. Später merkt man, dass es billige Dropshipping-Ware aus China ist.»

Weitere User klagen über bestellte Ware, die nie geliefert wurde, und über einen Kundendienst, der seine Kundschaft ignoriere. Ein Nutzer schreibt: «Warte seit über 2 Monaten.» Tatsächlich wird auf der Website Kelmo.ch versichert: «Deine Bestellung ist innerhalb von 4–6 Werktagen bei dir und Versand sowie Rückversand ist kostenlos.» Ein Versprechen, das offensichtlich nicht gehalten wird. 

Kelmo.ch ist ein sogenannter Dropshipping-Anbieter. Bei dieser Art von Onlinehandel verkaufen Anbieter Produkte, die sie selbst gar nicht lokal auf Lager haben. Stattdessen wird das bestellte Produkt direkt vom Hersteller zur Kundin versandt. In den meisten Fällen hat dieser seinen Standort im Ausland, oftmals in China. Mittlerweile hat sich auch die Stiftung für Konsumentenschutz eingeschaltet und warnt auf ihrer Website vor unseriösen Onlinehändlern, darunter auch Kelmo.ch.

Kein Geld erhalten

Ein genaues Impressum oder nähere Informationen zu den Betreibern des Onlineshops gibt es auf Kelmo.ch nicht, die angegebene Firmenadresse liegt in einer Wohnsiedlung in Thun. An diese sandte Petra Baumann die Ware zurück – ungeöffnet und eingeschrieben.

Zuerst behaupteten die Betreiber, das Paket sei nie angekommen. «Dabei hatte ich ja eine Empfangsbestätigung angefordert, die beweist, dass es entgegengenommen wurde.» Mittlerweile sagen die Betreiber des Onlineshops, das Paket sei aufgetaucht und die Rückerstattung längst veranlasst. Von ihrem Geld, fast 80 Franken, hat Petra Baumann allerdings noch immer nichts gesehen.

«Lediglich einzelne Fälle»

Auf Anfrage des Beobachters bleiben die Betreiber von Kelmo.ch vage. So ist von laufenden «Optimierungsprozessen» die Rede, die die Probleme der Käuferinnen und Käufer lösen sollen. Zudem handle es sich lediglich um «einzelne Fälle», in denen «Bestellungen aufgrund von Problemen bei den Versanddienstleistern oder fehlerhaften Adressangaben nicht zugestellt werden konnten». In der Stellungnahme gegenüber dem Beobachter beteuern die Betreiber: «Alle berechtigten Rückforderungen werden selbstverständlich erstattet.» 

Ob das Geld nun tatsächlich noch überwiesen wird, bleibt abzuwarten. Baumann hat ihr Vertrauen aber längst verloren: «Selbst wenn das Geld irgendwann auf meinem Konto zurück ist – das Ganze ist und bleibt einfach eine Schweinerei.»

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