Darum ist OVS-Chef Stefano Beraldo in der Schweiz gescheitert
Manager-Rockstar räumt die Bühne

Nach weniger als zwei Jahren ist dem Modekonzern OVS in der Schweiz das Geld ausgegangen. Für Star-Manager Stefano Beraldo ist das eine Blamage.
Publiziert: 31.05.2018 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:45 Uhr
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OVS-Chef Stefano Beraldo wollte den Schweizer Modemarkt im Sturm nehmen, ist aber gescheitert.
Foto: Thomas Meier
Guido Schätti

Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» nannte ihn «Stefano, der Markteroberer» und einen «ziemlich coolen Hund». Schliesslich spielt Stefano Beraldo (61), Chef des italienischen Modekonzerns OVS, auch ganz ordentlich Gitarre. «Musik ist meine wahre Passion», wurde Beraldo zitiert.

Den Schweizer Modemarkt erobern? Für Beraldo ein Kinderspiel. In Italien hatte er mit OVS Top-Marken wie Zara und H&M abgehängt. Das wollte er in der Schweiz wiederholen.

Im Herbst 2016 kaufte OVS den maroden Schweizer Traditionskonzern Charles Vögele. «Wir können mit einem hohen Marktanteil starten», sagte Beraldo, als ihn BLICK vor einem Jahr in Mailand (I) besuchte. «Die Schweiz ist ein attraktiver Markt, der im Fashionbereich nicht so stark umkämpft ist.»

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Die Lage der Charles Vögele-Nachfolgegesellschaft OVS hat sich dramatisch zugespitzt. Sie geht in die Nachlassstundung. In der Schweiz sind 1150 Angestellte betroffen. Ihnen droht der Jobverlust.
Foto: Thomas Meier

Der Ladenumbau verschlang das ganze Geld

Eine katastrophale Fehleinschätzung. In nicht mal einem Jahr ist der Schweizer OVS-Tochter das Geld ausgegangen. Die Firma ist in Nachlassstundung, die 1150 Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs.

Beraldos Rezept war simpel: Er entfernte aus den Vögele-Filialen alles, was an Vögele erinnerte, und setzte auf dasselbe Segment wie in Italien. Dann würden die Kunden von allein in die Läden strömen, so die Hoffnung. «In Sachen Fashion können die Schweizer von Italien lernen», sagte Beraldo.

Doch die Kunden kamen nicht. Denn Beraldo hatte die wichtigste Lektion für den Schweizer Markt nicht gelernt: dass der Preis wichtig ist, aber die Qualität noch wichtiger.

Als er es kapiert hatte, war es zu spät. Mit dem Ladenumbau hatte er sein gesamtes Kapital von 40 Millionen Franken verpulvert. «Für Werbung und Marketing blieb nichts mehr übrig», sagt ein Insider.

Beraldo hatte viel zu gewinnen, aber wenig zu verlieren

Ein Eroberer ist Beraldo also nicht, ein schlauer Hund aber schon. Denn seine OVS hatte nur gerade 20 Millionen Franken für ihre Vögele-Anteile gezahlt. Die übrigen 40 Millionen schossen zwei italienische Familien und die Sandoz-Erben ein. Beraldo hatte eine Kaufoption für deren Aktien.

Im Nachhinein erklärt das einiges: Wäre sein Plan aufgegangen wäre, hätte Beraldo viel gewonnen. Beim Scheitern hält sich sein Verlust hingegen in Grenzen. Ein Insider schätzt, dass sich OVS insgesamt etwa 50 Millionen ans Bein streichen muss.

Noch ist die Schlussrechnung aber nicht gemacht. Von den 140 Filialen rentieren nur 30 bis 40. Der Rest dürfte kaum einen Käufer finden. Das bedeutet, dass mindestens 700 Mitarbeiter ihre Stelle verlieren könnten.

Die Gewerkschaft Unia will für sie kämpfen. «Wir verlangen finanzielle Entschädigungen und flankierende Massnahmen bei der Stellensuche», sagt Sprecherin Leena Schmitter. Für Beraldo könnte es teuer werden. 

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