Credit Suisse verliert 7,3 Milliarden, Kunden flüchten, Aktie stürzt ab
Eine Bank sieht rot

Das Jahr des Schreckens für die Credit Suisse geht weiter: Die Kunden laufen davon, die Aktie stürzt nach Bekanntgabe des Milliardenverlustes ab. Auch in diesem Jahr sind rote Zahlen angesagt.
Publiziert: 09.02.2023 um 20:30 Uhr
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Rote Zahlen für die Credit Suisse: Die Bank schreibt 2022 einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken.
Foto: AFP
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Sie ist der letzte stabile Pfeiler im morschen Gebäude der einst stolzen Credit Suisse: Die Schweizer Bank schreibt als einzige Einheit der Grossbank noch schwarze Zahlen, verdient aber auch viel weniger als in den Vorjahren. Sonst blinkt es überall rot: Die Investmentbank schreibt schon seit vielen Quartalen nur Verlust, das Geschäft mit den institutionellen Anlegern läuft nicht.

Besonders bitter: Auch in der Vermögensverwaltung, dem künftigen Rückgrat der «neuen» Credit Suisse, blinken die Zahlen tiefrot. Die Bilanz des «schrecklichen Jahres» – wie CS-Präsident Axel Lehmann (63) das Jahr 2022 nennt: Ein Verlust von 7,3 Milliarden Franken, noch mieser war die Bank nur in der Finanzkrise 2008 dran. Allerdings hatten damals alle Banken zu beissen, heute steht die CS mit ihren Problemen ziemlich alleine da.

Kunden laufen davon

Vor allem mit dem Problem, dass ihr die Kunden in Scharen davonlaufen. Alleine im letzten Quartal haben sie über 110 Milliarden Franken von ihren Konten bei der CS abgezogen, im Gesamtjahr sind es sogar über 123 Milliarden Franken. Der Abfluss sei zwar mehr oder weniger gestoppt, macht CS-Chef Ulrich Körner (60) etwas Hoffnung, doch auch 2023 wird die Grossbank nicht aus den roten Zahlen rauskommen. «Die CS wird in diesem Jahr einen noch grösseren Verlust einfahren als bislang erwartet. Das hat damit zu tun, dass noch mehr Kundengelder abgeflossen sind, als bisher erwartet wurde», sagt Andreas Venditti (50), Analyst bei der Bank Vontobel.

Der nächste Milliardenverlust bei der CS ist also schon vorprogrammiert. «Die CS kündigt für das erste Quartal schon jetzt neue Verluste im Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung an. Das ist kein gutes Zeichen.» Und Besserung ist vorerst nicht in Sicht. «Die Vermögensverwaltung muss aus dem Retourgang rauskommen, um der ersehnte Wachstumsmotor zu werden. Das ist bis jetzt noch nicht passiert», so Venditti.

Denn durch die Abwanderung der Kunden ist die Summe der verwalteten Vermögen der Bank um fast 20 Prozent geschrumpft: «Dieser Abfluss von Kundengeldern schmälert die künftige Ertragsbasis empfindlich», erklärt Venditti. Es wird für die Bank dadurch noch schwieriger, künftig wieder einmal Geld zu verdienen.

Aktie stürzt ab

Deshalb versucht die Bank nun mit aller Kraft, neue Kunden dazu und alte zurückzugewinnen. Den Verdacht, den einen oder anderen dabei zu bevorzugen, weist Körner zurück: «Wir kaufen keine Assets zurück, aber wir müssen kompetitiv sein.» Analyst Venditti hat da so seine Zweifel: «Was heisst schon kompetitiv? Körner möchte es nicht als ‹zurückkaufen› bezeichnen, aber einigen Kunden muss man wahrscheinlich schon Sonderkonditionen bieten, damit sie zur CS zurückkommen.»

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Nicht nur die Kunden, auch die Aktionäre laufen der Bank weg. Der Aktienkurs der CS stürzt nach Verkündung des Jahresergebnisses regelrecht ab. Am Ende des Tages schliessen die Titel bei 2.77 Franken – ein Minus von fast 15 Prozent. Selbst die Beteuerungen von Konzernchef Körner, dass die Bank im Jahr 2024 wieder profitabel sein soll, können die Aktionäre nicht davon abhalten, die Aktie zu verkaufen.

Kein Bonus für die Chefs

Für dieses Katastrophenjahr 2022 gibt es in der Teppichetage keinen Bonus. Weder für Konzernchef Körner noch für die anderen zehn Frauen und Männer in der Geschäftsleitung. Das ist aber immer noch besser als das Schicksal der rund 9000 CS-Angestellten, die zwecks Kostenreduktion ihren Job verlieren – davon rund 2500 in der Schweiz.

Nur einer hat an diesem Donnerstag Grund zum Lachen: Der ehemalige CS-Verwaltungsrat Michael Klein, der als Chef der künftigen Credit Suisse First Boston im Investmentbanking in den USA das grosse Rad drehen soll. Er hat seine Finanzboutique Klein Group für viel Geld an die CS verkauft und sitzt künftig in der Geschäftsleitung der Grossbank.

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