In der MEM-Industrie hängen rund 80 Prozent der Erträge am Export. Der Zugang zu den ausländischen Märkten ist für die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM) daher überlebensnotwendig.
Doch dieser Zugang vor allem zur EU befand sich im zweiten Quartal 2020 wie so vieles andere auch Corona bedingt im Lockdown. Der Verband Swissmem spricht von «massiven Beeinträchtigungen». Und «drastischen» Folgen.
Die MEM-Industrie spricht auch von einem massiven Einbruch bei Umsatz und Auftragseingängen von April bis Juni. Auftragseingänge gegenüber der Vorjahresperiode: –19,5 Prozent. Umsätze: –19,7 Prozent. Exporte: –24,6 Prozent. Die Auslastung der Kapazitäten sank rapide. Grossfirmem und KMU erfuhren im Durchschnitt denselben Einbruch.
«Wenig Optimismus», «grosse Unsicherheiten»
«Die Kapazitätsauslastung ist auf das Niveau der Finanzkrise von 2009
abgesunken», sagt Swissmem-Sprecher Ivo Zimmermann zu BLICK. Sein Verband zeichnet an der Halbjahreskonferenz am Mittwoch ein düsteres Bild für die Beschäftigungslage in der Industrie.
Bitter: Im zweiten Quartal 2020 arbeiteten 319'600 Personen in der MEM Branche. Im ersten Quartal zählte man noch 322'800 Personen. Das sind 3200 Stellen weniger in nur drei Monaten! Laut Swissmem begannen erste Firmen schon vor dem Lockdown mit dem Abbau.
8000 Personen Opfer von Massenentlassungen
Die Abbauwelle rollt nicht nur in der Industrie: Wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) auf Anfrage von BLICK bekannt gibt, gingen zwischen März und Juni 139 Meldungen von Massenentlassungen ein. Das Seco zählt rund 8000 Angestellte, die ihren Job verloren.
Die Zahlen für Juli und August gibt das Amt Anfang September bekannt.
Stellenabbau geht im Herbst weiter
Zurück zur Industrie: Hier kommt es knüppeldick. «In den kommenden Monaten hat die Pandemie zweifellos weitere Konsequenzen auf die Zahl der Beschäftigten unserer Industrie», heisst es bei Swissmem. «Wenig Optimismus», «grosse Unsicherheiten», sind Schlagworte, die an der Pressekonferenz fallen.
Stefan Brupbacher (52), Direktor Swissmem, ist besorgt: «Wir befürchten in
den nächsten zwölf Monaten einen deutlichen Stellenabbau.» Über dessen Ausmass könne man heute noch nichts sagen. Das hängt auch von der Kurzarbeit ab. «Sie dämpft den unmittelbaren Druck, Stellen abzubauen.» Wie viele der Branche derzeit in Kurzarbeit sind, kann Swissmem nicht beziffern. Bei der letzten Erhebung im April hatten 80 Prozent der MEM-Firmen Kurzarbeit beantragt.
Brupbacher spricht den Betrieben trotz allem Mut zu. Er weiss: «Die Schweizer MEM-Firmen haben in den letzten Jahren mehrere Krisen gemeistert.»