Nicht erst seit Corona steht fest: Digitale Fähigkeiten sind gefragt. «Wir sehen, dass in der Schweiz digitale Skills im Jobmarkt eine grosse Rolle spielen», sagt Davide Villa (52), CEO von JobCloud, einem Unternehmen, das das Portal Jobs.ch betreibt. «Es etablieren sich auch neue digitale Berufsprofile.»
Neue Jobtitel sind beispielsweise «Scrum Master», eine Tätigkeit in der Softwareentwicklung. Auch neu dabei: «Growth Hacker», die in Unternehmen dafür sorgen, dass dank Social Media der Absatz steigt. Auch Roboter-Entwickler werden vermehrt in Stellenangeboten gesucht.
Corona gibt der Digitalisierung einen weiteren Schub. Jetzt geht es darum, sich fit für die Zukunft zu trimmen. Aber was genau braucht man eigentlich und welche Angebote sind die richtigen? BLICK hat bei Experten nachgefragt.
Wissen, was man will
«Die besten Chancen haben Leute, die Kurse im Rahmen einer Weiterbildung belegen, die sie konkret für eine Aufgabe oder Stelle vorbereiten», sagt Manuel Nappo (48), Digitalisierungs-Guru und Studienleiter für Digital Business an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ).
Der Kurs muss also auf den Wunschjob abgestimmt sein. Das kann alles sein: eine eintägige Einführung in die Videochat-Plattform Microsoft Teams. Oder ein zweijähriger Masterkurs in Digital Business an der Hochschule.
Für die meisten digitalen Berufsprofile gibt es laut Nappo bis dato noch keine formalen Ausbildungen. Daher sei es wichtig, dass Arbeitnehmende selber die Initiative ergreifen.
Beispiel: ein Mitarbeiter aus dem Bereich Rechnungswesen. Das sei laut Nappo eine Person, die analytisches Arbeiten bereits gewohnt ist. Die perfekte Voraussetzung also, um sich im Bereich «Machine Learning» weiterzubilden. Dabei lernt der Mitarbeiter ein künstliches System zu entwickeln, das anhand unterschiedlicher Beispiele eigene Lösungen erarbeiten kann.
Weiterbildung gibt es nicht umsonst
Erfahrungen in Sachen Weiterbildung hat auch Cornelia Diethelm (48). Sie ist die Gründerin des Centre for Digital Responsibility, eines Think Tanks für digitale Ethik. Diethelm hat schon drei Weiterbildungskurse hinter sich – zuletzt ein Master in Digital Business an der HWZ vor zwei Jahren.
«Der Arbeitsmarkt verändert sich gerade im Digitalen ständig. Da muss man sich einfach fit halten», sagt Diethelm. Die Weiterbildung kostet aber Zeit und Geld.
Die Kosten hat ihr damaliges Unternehmen, die Migros, bezahlt. Die Zeit musste sie sich selber nehmen: Von Montag bis Donnerstag war sie an ihrem Arbeitsplatz, freitags und samstags ging es in die Hochschule. Am Sonntag arbeitete sie an ihrer Masterarbeit. «Man muss ambitioniert und motiviert sein, um das durchzuziehen», sagt sie. «Aber es lohnt sich.»
Menschliche Skills muss man auch schulen
Bei all der Digitalisierung stehe der Mensch aber weiterhin im Mittelpunkt, sagt Experte Nappo. Neugierde, Vision, Eigeninitiative und Flexibilität seien die beste Voraussetzung für den Erfolg in der digitalen Welt, sagt er.
Neben technischen Skills sind demnach auch Organisation, Leadership, Kreativität sowie kritisches und analytisches Denken sehr wichtig. Auch für diese Fähigkeiten kann man Weiterbildungskurse belegen.
Das Alter spielt keine Rolle
Deshalb sei «digitale Weiterbildung» keine Frage des Alters, sagt Nappo. Die Kursteilnehmer 50+ verstehen die Bedeutung der neuen Technologie für die Gesellschaft als Ganze häufig sogar besser. Dank ihrer Lebenserfahrung sind sie den Digital Natives sogar teilweise voraus.
Diesen Umstand beobachtet er sogar bei sich zu Hause. «Mein Sohn spielt häufig das Computerspiel «Fortnite» und beherrscht schnell den Umgang mit den neuen Apps», sagt Nappo über seinen 16-jährigen Sohn. «Das heisst aber noch lange nicht, dass er weiss, wie man diese Technologie am besten einsetzt und welchen Einfluss sie auf die Gesellschaft hat.»
Es klingt beinahe wie eine Drohung: «Angesichts von Digitalisierung, wachsender Konkurrenz und niedrigen Zinsen werden die Banken auch in den kommenden Jahren ihre Geschäftsmodelle weiter anpassen», skizziert Daniel Hunziker (46), Präsident des Zürcher Bankenverbands, die Zukunft des Berufes im Bankwesen.
Was das für die Banker heisst, ist klar: Ihr Job wird sich radikal ändern. Tendenziell braucht es weniger von ihnen, der Wettbewerb um die Stellen wird schärfer. Das heisst: Ohne Weiterbildung wird es schwierig, die sogenannte Arbeitsmarktfähigkeit zu behalten.
Das gilt bereits für Banker ab rund 40 Jahren, denn die Arbeitswelt ändert sich stetig. Hierarchien werden abgebaut, neue Kompetenzen sind plötzlich gefragt. Das zeigt eine Studie des Verbandes in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur ZH.
Richtung der Weiterbildung festlegen
Nur, wie packt man das Unterfangen «Weiterbildung» am besten an? «Die üblichen Qualifikationsgespräche greifen da zu kurz», sagt Anita Sigg (54), Spezialistin für Bankpersonalfragen an der ZHAW. «Es braucht eine umfassende Standortbestimmung, um herauszufinden, in welche Richtung Weiterbildung Sinn macht.»
Das Wort «Standortbestimmung» bedeutet allerdings in den Ohren der meisten Banker nichts Gutes, war es doch in der Vergangenheit oft gleichbedeutend mit der Kündigung.
«Das muss sich schnell ändern, es braucht eine Art neuen psychologischen Vertrag zwischen der Bank und den Angestellten», ist Sigg überzeugt. «Es muss klar definiert sein, wer bei der Personalentwicklung welche Rolle zu übernehmen hat.»
Weiterbildung auch anwenden
Bis anhin war es meist so, dass die Bank den Karriereweg vorspurte. Doch nun ist die Selbstverantwortung der Banker gefragt. Es gehe darum, die Standortbestimmung einzufordern, so Sigg, und nicht darauf zu warten, dass sie einem angeboten werde. Denn dann ist es meist zu spät!
Sigg sitzt auch im Bankrat der Zürcher Kantonalbank. Weiss um die Bereitschaft der Banken, Weiterbildung grosszügig zu unterstützen. Doch damit ist es nicht getan: «Es braucht eine Weiterbildungsvereinbarung, in der klar geregelt ist, wie die Mitarbeiter ihre neuen Kompetenzen auch einsetzen können.»
Nur so lässt sich vermeiden, dass die dank Weiterbildung erworbenen Fähigkeiten nicht sofort wieder veralten – und das Geld dafür nicht einfach zum Fenster hinausgeworfen wurde!
Es klingt beinahe wie eine Drohung: «Angesichts von Digitalisierung, wachsender Konkurrenz und niedrigen Zinsen werden die Banken auch in den kommenden Jahren ihre Geschäftsmodelle weiter anpassen», skizziert Daniel Hunziker (46), Präsident des Zürcher Bankenverbands, die Zukunft des Berufes im Bankwesen.
Was das für die Banker heisst, ist klar: Ihr Job wird sich radikal ändern. Tendenziell braucht es weniger von ihnen, der Wettbewerb um die Stellen wird schärfer. Das heisst: Ohne Weiterbildung wird es schwierig, die sogenannte Arbeitsmarktfähigkeit zu behalten.
Das gilt bereits für Banker ab rund 40 Jahren, denn die Arbeitswelt ändert sich stetig. Hierarchien werden abgebaut, neue Kompetenzen sind plötzlich gefragt. Das zeigt eine Studie des Verbandes in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur ZH.
Richtung der Weiterbildung festlegen
Nur, wie packt man das Unterfangen «Weiterbildung» am besten an? «Die üblichen Qualifikationsgespräche greifen da zu kurz», sagt Anita Sigg (54), Spezialistin für Bankpersonalfragen an der ZHAW. «Es braucht eine umfassende Standortbestimmung, um herauszufinden, in welche Richtung Weiterbildung Sinn macht.»
Das Wort «Standortbestimmung» bedeutet allerdings in den Ohren der meisten Banker nichts Gutes, war es doch in der Vergangenheit oft gleichbedeutend mit der Kündigung.
«Das muss sich schnell ändern, es braucht eine Art neuen psychologischen Vertrag zwischen der Bank und den Angestellten», ist Sigg überzeugt. «Es muss klar definiert sein, wer bei der Personalentwicklung welche Rolle zu übernehmen hat.»
Weiterbildung auch anwenden
Bis anhin war es meist so, dass die Bank den Karriereweg vorspurte. Doch nun ist die Selbstverantwortung der Banker gefragt. Es gehe darum, die Standortbestimmung einzufordern, so Sigg, und nicht darauf zu warten, dass sie einem angeboten werde. Denn dann ist es meist zu spät!
Sigg sitzt auch im Bankrat der Zürcher Kantonalbank. Weiss um die Bereitschaft der Banken, Weiterbildung grosszügig zu unterstützen. Doch damit ist es nicht getan: «Es braucht eine Weiterbildungsvereinbarung, in der klar geregelt ist, wie die Mitarbeiter ihre neuen Kompetenzen auch einsetzen können.»
Nur so lässt sich vermeiden, dass die dank Weiterbildung erworbenen Fähigkeiten nicht sofort wieder veralten – und das Geld dafür nicht einfach zum Fenster hinausgeworfen wurde!