Coop-Vize-Chef Wyss fährt Migros an den Bio-Karren
«Alle anderen sind Trittbrettfahrer!»

Coop will seine Stellung als Bio-Experte zementieren und provoziert die Migros an seiner Bilanz-Medienkonferenz fadengrad. Die Jahreszahlen ansonsten: gut.
Publiziert: 15.02.2018 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:15 Uhr
Coop will sich als Bio-Pionier positionieren.
Foto: Coop

Die Wogen gingen kurz vor Weihnachten hoch. Der damalige Migros-Chef Herbert Bolliger (64) gab sein Abschieds-Interview im BLICK und sagte: «Bio ist nicht ressourceneffizient.» Und: «Wenn alle Menschen Bio wollen, hat ein grosser Teil der Bevölkerung nichts mehr zu essen. Die Preise würden massiv steigen. Wir hätten gravierende Verteilungskämpfe.»

Konkurrent Coop nahm diesen Ball dankbar auf und zeuselte: «Bei Coop gibt es ausschliesslich Bio-Produkte mit der Knospe von Bio Suisse.» Es ist eine Anspielung darauf, dass Bolliger nicht konsequent auf Bio setzen will, sondern die weniger umweltfreundliche integrierte Produktion IP bevorzugt. Oder Produkte aus dem EU-Raum vertreibt, welche nach weniger strengen Bio-Richtlinien hergestellt wurden.

Der stellvertretende Coop-Chef Philipp Wyss.
Foto: Sabine Wunderlin

Jetzt giesst Coop weiter Öl ins Feuer: An seiner Bilanzmedienkonferenz heute Morgen teilt der Konzern ein Papier zu seiner Bio-Strategie aus. «Wir haben den Bio-Markt zum Erfolg geführt. Alle anderen sind Trittbrettfahrer», steht darin. Es ist ein abermaliger klarer Gingg ans Schienbein der Migros.

So fährt Coop der Konkurrenz an den Karren.

Gute Zahlen 

Die Zahlen dazu: Coop hat für 1,4 Milliarden Franken Bio-Produkte verkauft, das ist ein Plus von über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Zudem sagt Coop-Vize-Chef Philipp Wyss während der Pressekonferenz: «Ich bin felsenfest überzeugt, dass wir bis 2025 zwei Milliarden Franken Umsatz mit Bio machen.»

Die Zahlen, die Coop ansonsten präsentiert, sind gut: Der Umsatz der ganzen Gruppe wächst um gute 3,1 Prozent auf 29,2 Milliarden. Der Gewinn kann da nicht mithalten und wächst um nur zwei Prozent auf 485 Millionen. Der Umsatz bei den Supermärkten stagniert jedoch bei 10,3 Milliarden Franken.

Online wächst

Marktanteile gewonnen hat Coop nach eigenen Angaben unter anderem bei den Supermärkten, insbesondere im Frischebereich. Zugelegt hätten auch die Heimelektronik-Fachformate. Zudem boomte der Onlinehandel weiter, vor allem bei Microspot und Coop@home.

Nach einem harzigen Vorjahr legte Coop nun auch beim gewichtigen Detailhandel wieder zu: Dort stieg der Nettoerlös um 1,4 Prozent auf 17,4 Milliarden Franken, nach 17,2 Milliarden Franken im Vorjahr. Coop leidet wie andere Schweizer Detailhändler unter dem starken Franken und dem damit verbundenen Preisdruck.

Die Sparte Grosshandel und Produktion legte insgesamt um 6,2 Prozent zu und erreichte damit einen Nettoerlös von 13,0 Milliarden Franken. Akquisitionsbereinigt betrug das Plus noch 4,9 Prozent. Auf die Transgourmet-Gruppe entfiel davon ein Nettoerlös von 9,1 Milliarden; während die Produktionsbetriebe 4,3 Milliarden beisteuerten.

Coop expandierte 2017 im Detailhandel auch räumlich weiter und baute in diesem Bereich die Zahl der Verkaufsstellen um 41 Läden auf 2295 aus. Mit 86'318 Mitarbeitenden beschäftigte die ganze Gruppe Ende 2017 neu 1317 Personen mehr als im Vorjahr. In der Schweiz kamen 298 Stellen hinzu, insgesamt waren so hierzulande 55'375 Personen für Coop tätig. (kst/SDA)

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