Der neue Kabinenpersonal-Chef der Swiss, Martin Knuchel (57), schwört sein Team auf die kommenden Aufgaben ein. «Die Herbstferien kommen, es wird nicht leichter», sagt er in einem internen Video, das Blick vorliegt. Sein Appell richtet sich an die 3600 Flugbegleiterinnen und -begleiter der Swiss.
Knuchel ist seit Juli im Amt. 1995 startete er seine Karriere in der Luftfahrt als Flugbegleiter bei der Swissair. Auch heute fliegt er noch regelmässig Einsätze als Maître de Cabine. Sein Wort hat Gewicht.
Erst recht, wenn es ums Thema Sicherheit geht und Knuchel sich mit eindringlichen Worten an seine Kolleginnen und Kollegen wendet. «Ich habe Hinweise, dass beim Thema Safety viele überfordert sind. Und dass das Thema Sicherheit ab und zu etwas zu kurz kommt. Das beschäftigt mich!», sagt er. «Dabei ist Sicherheit das A und O in der Flugindustrie, das muss ich euch nicht sagen. Ohne Safety läuft gar nichts!»
Den Kabinen-Mitarbeitenden kommt in Sachen Sicherheit eine zentrale Rolle zu. So sind sie in Notfällen die Ersten, die eingreifen. Etwa um Erste Hilfe zu leisten, das Flugzeug zu evakuieren, auf Brände an Bord zu reagieren oder medizinische Notfälle zu bewältigen. Oder mit Reisenden umzugehen, die die Sicherheit anderer Fluggäste gefährden. Sie müssen zudem bei Turbulenzen die Passagiere beruhigen und die Sicherheitsinstruktionen vor dem Start verkünden. Ganz schön viel Verantwortung also.
Spezielle Aufmerksamkeit gefordert
Mitarbeitende, die in Sachen Sicherheit nicht auf der Höhe sind, sollte man deshalb melden. Knuchel wird deutlich: «Ich ermutige euch alle, ob Crew-Meber, Maître de Cabine oder Instruktor: Bitte achtet speziell auf Safety-Themen. Schreitet ein, wo nötig. Werdet aktiv! Ein Feedback oder eine tiefe Bewertung des Sicherheitswissens ist kein fatales Element, das dem Crew-Mitglied schadet. Es zeigt uns aber auf, wo wir unterstützen müssen.»
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Dann wendet sich Knuchel an die Kader: «Es kann aber auch sein, dass ihr den letzten Schritt machen und ein Crew-Member von einer Rotation ausladen müsst. Mit dem Hinweis: Da braucht es noch mehr Unterstützung. Ich ermutige euch! Ihr habt die Unterstützung der Linie, das garantiere ich euch.» Deutlicher könnte Knuchel nicht werden.
Viele Neue brauchen Zeit und Nerven
Ein weiteres Problem: Die vielen Neuen, die eingesetzt werden – vor allem viel schneller auf der Langstrecke als früher. Während der Corona-Krise hat sich die Swiss von zahlreichen Angestellten getrennt. Die fehlen nun. Und müssen schnellstmöglich ersetzt werden.
Das braucht Zeit und kann die Nerven der Erfahrenen strapazieren. «Der hohe Intake von neuen Kolleginnen und Kollegen wird künftig garantiert nicht zurückgehen. Wir schulen, instruieren, bringen auf die Strecke. Das ist streng und nicht immer nur zufriedenstellend. Wir alle gemeinsam werden das packen», ermutigt er.
Was sagt die Swiss zum Video mit den deutlichen Ansagen an die Kabinen-Crew? Blick hat nachgefragt. «Weil sich die Swiss nach wie vor im Aufbau befindet und wir viele Neueintritte haben, kann es vorkommen, dass Kabinen-Mitarbeitende rascher als noch vor Corona nach ersten Erfahrungen auf der Kurzstrecke auch auf der Langstrecke eingesetzt werden», sagt Swiss-Sprecherin Silvia Exer-Kuhn. Das habe aber keinerlei Einfluss auf die Sicherheit.
2023 seien 1000 neue Kabinenmitarbeitende gesucht und auch problemlos gefunden worden. Neue Mitarbeitende würden auf ihren ersten Flügen Unterstützung von erfahrenen Kollegen brauchen. «Dies führt in gewissen Fällen zu einer etwas höheren Arbeitsbelastung für die Kollegen, die Einführungen an Bord geben», so die Swiss-Sprecherin.
Mehr als nur servieren
Weiter führt sie aus: «Martin Knuchel wendet sich regelmässig mit Führungsbotschaften an das Kabinenpersonal. Da es bei über 3500 Kabinenmitarbeitenden nicht möglich ist, regelmässig persönlich mit allen in Kontakt zu treten, erfolgen Kommunikationen mehrheitlich über den schriftlichen Weg oder über Videobotschaften.» Das Thema Sicherheit sei zentral. Jedes Crew-Mitglied werde in einem jährlichen, dreitägigen Wiederholungskurs geschult.
Steve Broghammer, Mediensprecher der Gewerkschaft Kapers, betont: «Es ist nichts Besonderes, dass das Thema Sicherheit angesprochen wird.» Das Video sei bei den Angestellten mehrheitlich gut angekommen. Der Job sei weit anspruchsvoller, als «nur zu servieren». Das Personal sei in Sachen Sicherheit aber bestens ausgebildet, um mit verschiedensten Situationen umgehen zu können. Und natürlich mache es einen Unterschied, ob eine Crew nur aus Erfahrenen bestehe, oder ob auch Junge eingearbeitet werden müssten.