Charles-Vögele-Retterin OVS steht vor Pleite, Verkäufer konsterniert
«So schlimm hatten wir es nicht erwartet»

Das Ende des Charles-Vögele-Retters OVS ist nahe. Gestern hat die Betreiberin Sempione Retail verkündet, dass sich das Unternehmen in Nachlassstundung befinde. Für Mitarbeiter kommt das schnelle Ende überraschend.
Publiziert: 31.05.2018 um 15:59 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:10 Uhr
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Die Lage der Charles Vögele-Nachfolgegesellschaft OVS hat sich dramatisch zugespitzt. Sie geht in die Nachlassstundung. In der Schweiz sind 1150 Angestellte betroffen. Ihnen droht der Jobverlust.
Foto: Thomas Meier

Die OVS-Zukunft sieht düster aus. Die Betreiberfirma Sempione des Charles-Vögele-Retters ist fast pleite (BLICK berichtete). Gestern Abend hat die italienische Modekette bekannt gegeben, dass sich Sempione Retail in Nachlassstundung befindet. Nun stellt sich die Frage, wie es weitergeht.

In den nächsten vier Monaten – so lange dauert die provisorische Stundung – wird Sempione Fashion versuchen, den Betrieb der OVS-Filialen aufrechtzuerhalten. «In dieser Zeit soll ein Liquidationsverkauf der Waren durchgeführt werden, um damit das bestmögliche Ergebnis für sämtliche Gläubiger, auch die Mitarbeitenden, zu erzielen», sagt Sprecher Edwin van der Geest.

Gewusst, dass es nicht gut läuft

Gleichzeitig werden Verhandlungen geführt, um einen Teil der Verkaufsfilialen zu verkaufen. Anschliessend soll das restliche Unternehmen geordnet liquidiert werden. Die Löhne für die OVS-Mitarbeitenden sind noch vier Monate lang gesichert. Danach ist unklar, wie es weitergeht.

Die 1150 Schweizer Angestellten haben die Schock-Meldung ebenfalls erst am Mittwochabend erhalten. Stephanie P.* erfuhr die Neuigkeit per Telefonkonferenz. «Ich war überrascht, obwohl wir natürlich wussten, dass es nicht gut läuft», sagt die OVS-Mitarbeiterin gegenüber BLICK. «So schlimm hatten wir es aber nicht erwartet. Wir dachten, dass nur kleine Filialen schliessen und wenigstens die grösseren überleben würden.»

Risiken waren da

Anna K.*, Filialleiterin einer Ostschweizer OVS-Filiale, sagt: «Niemand hat damit gerechnet, dass alle 140 Filialen betroffen sind.» Sie sei enttäuscht. Man habe aber geahnt, dass es bald zum Knall kommt. «Meinen Mitarbeitenden habe ich schon vorsorglich Zwischenzeugnisse ausgestellt.»

Gefasst reagiert ein älterer Mitarbeiter in einer anderen Filiale, der kurz nur noch ein paar Jahre hätte arbeiten müssen. Man habe gewusst, dass es schlecht aussieht. «Wenn ein Unternehmen 140 Filialen auf einmal übernimmt, dann gibt es Risiken», sagt Marcel N.* Nun dürfe man nicht ins Jammertal fallen, blickt er tapfer nach vorne.

Die rund 140 OVS-Geschäfte in der Schweiz entstanden aus den ehemaligen Filialen von Charles Vögele, die im Dezember 2016 an OVS verkauft worden waren. Die Vögele-Läden wurden für 40 Millionen Franken komplett umgebaut, in OVS umbenannt und neu ausgerichtet. Doch auch das half nichts. (jfr/lub)

* Namen geändert

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