Cargo sous terrain vor dem Aus
Auch diese Schweizer Mega-Projekte sind gescheitert

Das Grossvorhaben Cargo sous terrain soll den Güterverkehr revolutionieren. Jetzt steht das Tunnel-Projekt vor dem Aus. Blick stellt dir fünf weitere Schweizer Luftschlösser vor, die an der Realität gescheitert sind.
Publiziert: 27.06.2024 um 18:18 Uhr
|
Aktualisiert: 27.06.2024 um 19:45 Uhr
1/6
Das Projekt Cargo Sous Terrain wird wohl nie realisiert.
Foto: Cargo Sous Terrain
RMS_Portrait_AUTOR_243.JPG
Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Ein riesiger Tunnel, der vom Genfersee an den Bodensee reicht – und die Schweiz unterirdisch mit Waren versorgt. Das 2016 lancierte Megaprojekt Cargo sous terrain (CST) sollte nichts weniger als die Revolution des Güterverkehrs sein. Doch nun dürfte der Traum geplatzt sein, CST verkommt zum Luftschloss. Die Geschäftsleitung ist weg, Mitarbeitende müssen gehen. Und die Hauptaktionärin Post steht vor dem Absprung.

Die Schweiz rühmt sich, ein Land des Pioniergeists zu sein – wohl zurecht. Doch wer gross denkt, scheitert auch mal. So gibt es hierzulande weitere angedachte Prestige-Projekte, die irgendwann in einer verstaubten Schublade verschwunden sind. Blick stellt dir fünf Beispiele vor.

Seilbahn über dem Zürichsee

2017 lancierte die Zürcher Kantonalbank (ZKB) medienwirksam ihr Seilbahn-Projekt. Pünktlich zum 150-Jahr-Jubiläum der Bank sollten ab 2020 Gondeln das rechte mit dem linken Zürichseeufer der grössten Stadt der Schweiz verbinden. Vom Zürichhorn geht es 1400 Meter mit 14 Gondeln für je 35 Personen über den See zur Landiwiese, so die Idee. Doch von links-grüner Seite regte sich Widerstand, die Gegnerschaft zog vor Gericht. Nach zwei juristischen Niederlagen zog die ZKB ihrer Seilbahn-Idee den Stecker.

105-Meter-Hotelturm auf der Davoser Schatzalp

Hochhäuser werden schnell zu Wahrzeichen einer Stadt, stossen hierzulande aber oft nicht auf Begeisterung. Diese Erfahrung hat man auch in Davos gemacht. Auf der Schatzalp sollte ein 105 Meter hoher Hotelturm entstehen – 2003 von den Star-Architekten Jacques Herzog (74) und Pierre de Meuron (74) entworfen, die inzwischen für Roche den Basler Himmel erobert haben. Die Davoser befürworteten das Projekt bei einer Abstimmung knapp, aber Landschaftsschützer gingen auf die Barrikaden. Die Konsequenz: Niemand wollte die nötigen 200 Millionen Franken aufbringen, das Bauvorhaben darbt seither als Luftschloss vor sich hin.

U-Bahn für Zürich und die Agglo

Was London kann, kann Zürich auch! Schon nach Eröffnung der U-Bahn in der britischen Hauptstadt 1863 geisterten ähnliche Bestrebungen durch die Limmatstadt. Gut 100 Jahre später sollte die Vision dann Realität werden. Die Idee: Ein U-Bahn-Netz, das die Stadt Zürich mit der Agglo verbindet. Die erste Linie hätte von Dietikon über Schlieren, den Zürcher Hauptbahnhof, Oerlikon und Opfikon zum Flughafen Zürich führen sollen. Doch der anfängliche Optimismus verflog schnell. Die Stimmberechtigten des Kantons Zürich beerdigten das Projekt im Mai 1973 mit einem klaren Nein an der Urne.

Badesee in Winterthur

Winterthurer blicken oft etwas neidisch in Richtung grosse Schwester Zürich. Die Limmatstadt hat nämlich einen See. Dieser fehlt aber in Winterthur. Eine Initiative sollte dies ändern, angestossen vom lokalen Künstler Erwin Schatzmann (69). Die Idee: Die Stadt baut nördlich des Eschenbergwaldes einen Badesee, den der Mattenbach mit Wasser speist. Nur war die Winterthurer Bevölkerung vom Vorhaben nicht überzeugt und schickte dieses 1999 bei einer Abstimmung klar bachab. Und badet halt weiterhin im «Schwümbi» oder in der Töss – oder im Zürichsee.

Grossstadt im Mittelland

In den späten 1960er-Jahren erfasste eine grosse Wachstumseuphorie die Schweiz. Viele Gemeinden rechneten mit einem starken Bevölkerungswachstum. In dieser Hochstimmung entstand die Utopie von Aarolfingen. Die Idee, deren Namen sich aus den Städten Aarau, Olten und Zofingen zusammensetzt, sah eine Zentrumsstadt vor – als Gegenpol zu Basel, Bern, Luzern und Zürich. Neben den drei genannten Städten sollten weitere 15 Gemeinden aus Solothurn und 18 Gemeinden aus dem Aargau zu einer Grossstadt mit 330'000 Einwohnern fusionieren. Der Grossteil der Lokalbevölkerung war wenig begeistert. Und so verschwand das Stadtprojekt im Giftschrank.


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.