Einem Einkaufszentrum im Tessin blieb nur die Schliessung. Das Stücki in Basel muss radikal umbauen, und die Mall of Switzerland in Ebikon LU sucht 2019 mit einem neuen Chef den Weg in die Zukunft. Fest steht: Shoppingcenter müssen sich verändern, sonst macht ihnen der Online-Boom den Garaus. Dabei gehen Einkaufszentren in aller Welt ganz unterschiedliche Wege, wie folgende Beispiele zeigen.
1991 wurde das Einkaufszentrum Schenefeld im gleichnamigen Ort bei Hamburg (D) eröffnet. Noch bis vor 10 oder 15 Jahren lief es bestens. Das Haus sei komplett vermietet gewesen, erklärte Managerin Mercan Songül Aksu kürzlich dem «Hamburger Abendblatt». Doch nun wird die Auswahl an Geschäften kleiner und kleiner. Zuletzt sprang eine grosse Elektronikkette ab. Der Verlust des Ankermieters schmerzt besonders.
Im Shoppingcenter und doch zu Hause
Aber die Betreiber lassen sich etwas einfallen: Im ersten Obergeschoss ersetzen immer mehr Büros Geschäfte. Die Umnutzungen seien gefragt. «Wir müssen umdenken, auch mal offen für Neues sein und das eine oder andere wagen», sagt die Center-Managerin. Das jüngste Beispiel ist aktuell in der Testphase: Lisa, der «Live Shopping Assistent», macht das Einkaufen im Shoppingcenter von zu Hause auf dem Sofa aus möglich. Laut Webseite gibts dabei eine persönliche Shopping-Assistentin und individuelle Beratung.
Die Riem Arcaden in München (D) dagegen setzen auf Veranstaltungen und Attraktionen. Am «Eventcharakter» des Hauses soll weiter gebaut werden. Zielgruppe sind Familien.
Neu positioniert haben sich auch die Berliner Gropius Passagen. Sie setzen auf einen neuen Mietermix und internationale Topmarken wie Primark, heisst es in der Medienmitteilung von letzter Woche.
Brot backen in Singapur
Sogar in der Shoppingstadt per se, Singapur, sinken die Besucherzahlen in den Einkaufszentren. Auch dort will man den Ausfall mit mehr Aktivitäten ausgleichen. Konkret wird man in Zukunft im Center Clarke Quay Indoor-Mini-Golf spielen können und nach dem Umbau der Funan Mall dort lernen, Brot zu backen und süsse Köstlichkeiten herzustellen. Was es brauche, seien qualitativ hochstehende Shoppingerlebnisse und emotionale Verbindungen, erklärte der CEO der Betreibergesellschaft laut Bloomberg.
Sterbende Malls sind auch in den USA ein grosses Thema. Phillips Edison & Company, Herr über 339 US-Shoppingcenter, setzt auf Supermärkte als Rezept gegen das Verschwinden. Wie für Fitnesscenter, Coiffeure, Nagelstudios und Restaurants gebe es auch dafür noch keinen richtigen Ersatz in der Online-Welt.
Es müssen nicht unbedingt Läden sein
Das Tysons Corner Center im Bundesstaat Virginia unweit von Washington D.C. bringt on- und offline näher zusammen. Unternehmen, die bisher vor allem im Netz zu finden sind, sollen sich dort temporär den Shoppingcenter-Besuchern präsentieren können. Die sogenannte Brand-Box teilen sich zum Anfang sechs Firmen. Bereits planen die Betreiber der Mall, das Konzept auch in andere Center zu bringen.
In Grossbritannien sehen Experten über 200 Einkaufszentren in der Krise. Auch die Briten setzen auf Attraktionen wie Indoor-Skipisten oder Aquarien. Doch vielleicht müssen die Shoppingcenter noch kreativer werden. Als mögliche Mieter sieht der Center-Eigentümer Bibliotheken, Arztpraxen oder sogar Schulen.