Kaum mehr als ein Jahr nach Eröffnung steht das zweitgrösste Shoppingcenter der Schweiz bereits vor einem Umbau. Dieser betrifft zunächst das Management der Mall of Switzerland in Ebikon LU. Die Organisation wird schlanker, Direktor Jan Wengeler (40) verlässt die Mall. Mit Peter Triner (60) übernimmt ein Manager die Leitung, der noch nie ein Einkaufszentrum geführt hat (BLICK berichtete).
Peter Triner kennt sich als früherer Manager beim Wäschehersteller Triumph bestens im Textilbereich aus, dieser sei eine wichtige Branche für die Mall, sagt ein Sprecher. Doch ist es der Mode- und Kleiderbereich, der im Detailhandel gerade massive Umsatzeinbrüche verzeichnet.
«Shoppingcenter, die stark auf Modegeschäfte ausgerichtet sind, müssen nun Federn lassen», weiss Shoppingcenter-Experte Marcel Stoffel (55). Er ist überzeugt: «Es wird in nächster Zeit noch einige Anpassungen am Konzept und bei den Mietern der Mall geben.»
Neuer Mall-Chef schweigt
Gerne hätte BLICK mit dem designierten Mall-Direktor Triner gesprochen. Doch dieser ist erst nach Antritt im Januar für ein Gespräch bereit. Laut Stoffel werde man künftig vermehrt «radikale Einschnitte» wie beim Basler Einkaufszentrum Stücki sehen.
Über Jahre war der Konsumtempel in Kleinhüningen nahe der Deutschen Grenze das Sorgenkind im Portfolio der Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site (SPS). Weniger Besucher als kalkuliert, leere Gänge unter der Woche, Ladenmieter, die kein Geld machten und dem Center den Rücken kehrten.
Um die wirtschaftliche Pleite abzuwenden, wird das Stücki seit einem Jahr radikal umgebaut. Oder wie es Christian Mutschler (48), der das Stücki führt, formuliert: «Wir wandeln uns zunehmend von einem reinen Einkaufszentrum zu einem neuen Wirtschaftsstandort.» Dabei wurde laut Mutschler die Verkaufsfläche «markant» reduziert. Bis 2023 soll im Stücki Park ein neues Zentrum für Innovation, Erlebnis, Gesundheit, Gastronomie und Einkauf entstehen. Ob das Stücki durch die Neuausrichtung nun abheben wird, muss sich noch zeigen.
Niedergang der Shoppingcenter
Die Zukunft der Shoppingcenter in der Schweiz ist für einige Center düster, sagt Marcel Stoffel. Der Experte erwartet, dass bis 2023 rund 25 Prozent aller Ladenflächen verschwinden und umgenutzt werden. Auch werde es nicht bei dem ersten leer stehenden Einkaufszentrum im Tessin bleiben: «Wir werden ein Dutzend leer stehende Shoppingcenter haben.» Zeithorizont: bis spätestens in drei Jahren.
Betroffen seien hier Einkaufszentren in mittlerer Grösse. Solche, die wichtige Ankermieter wie Migros und Coop verloren hätten. «Und es verpasst haben, sich auf die neuen Kundenbedürfnisse auszurichten», sagt Stoffel.