Auf dem Bau zu arbeiten ist ein harter Job. Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter müssen bei Schnee und Regen krampfen, schwer schleppen und haben oft extrem lange Arbeitstage. So ist es bereits nach 18 Uhr vor dem Zürcher Volkshaus, als die Büezer Stephan Hölzl (42) aus Rapperswil SG und Heinz Töngi (57) aus Winterthur ZH Zeit für ein Treffen mit Blick haben. Um 5.15 Uhr in der Früh hat sie der Wecker geweckt. Jetzt kommen sie direkt von der Baustelle. Sie wirken müde und wären eigentlich lieber auf dem Heimweg. Doch heute ist ihnen etwas anderes wichtiger.
Denn für Hölzl, Töngi und ihre Kollegen auf dem Bau steht viel auf dem Spiel: Ihre Arbeit könnte künftig ein noch grösserer Krampf werden. Gemäss Gewerkschaften fordern der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) in den Verhandlungen für den neuen Landesmantelvertrag (LMV) eine maximale Arbeitszeit (inklusive Anreise zur Baustelle) von 58 Stunden pro Woche. «Wenn das wirklich so kommt, werden wir bei den Bauarbeitern reihenweise Scheidungen haben. Ein Familienleben ist jetzt schon schwierig und wäre dann nicht mehr möglich», sagt Töngi. Er hat einen mittlerweile erwachsenen Sohn.
Die Sozialpartner auf dem Bau wollen eigentlich das Gleiche: Eine bessere Vereinbarkeit der Bauberufe mit dem Familienleben und das Verbleiben älterer Arbeitskräfte auf der Baustelle. Trotzdem setzen Baumeister und Gewerkschaften auf ganz unterschiedliche Wege, um diese Ziele zu erreichen.
Flexiblere Arbeitszeitplanung und zeitgemässe Arbeitszeitmodelle, so lassen sich die Forderungen der Baumeister auf den Punkt bringen. Das heisst, wenn das Wetter zu kalt, regnerisch oder zu heiss ist oder andere Faktoren den Bau verzögern, dann sollen sich die Arbeitsstunden der Bauarbeiter kurzfristig verschieben lassen. Zudem brauche es «zeitgemässe Arbeitsmodelle, um ältere Mitarbeitende und Fachkräfte generell halten zu können», schreibt der Baumeisterverband.
Die Gewerkschaften dagegen fordern mehr «Planbarkeit, um die Gesundheit und das Familienleben zu schützen». Zudem soll künftig auch die gesamte Reisezeit zur Baustelle zur Arbeitszeit zählen. Dazu fordern sie Lohnerhöhungen, «die die Teuerung und die Leistung der Bauarbeiter berücksichtigen».
Die Sozialpartner auf dem Bau wollen eigentlich das Gleiche: Eine bessere Vereinbarkeit der Bauberufe mit dem Familienleben und das Verbleiben älterer Arbeitskräfte auf der Baustelle. Trotzdem setzen Baumeister und Gewerkschaften auf ganz unterschiedliche Wege, um diese Ziele zu erreichen.
Flexiblere Arbeitszeitplanung und zeitgemässe Arbeitszeitmodelle, so lassen sich die Forderungen der Baumeister auf den Punkt bringen. Das heisst, wenn das Wetter zu kalt, regnerisch oder zu heiss ist oder andere Faktoren den Bau verzögern, dann sollen sich die Arbeitsstunden der Bauarbeiter kurzfristig verschieben lassen. Zudem brauche es «zeitgemässe Arbeitsmodelle, um ältere Mitarbeitende und Fachkräfte generell halten zu können», schreibt der Baumeisterverband.
Die Gewerkschaften dagegen fordern mehr «Planbarkeit, um die Gesundheit und das Familienleben zu schützen». Zudem soll künftig auch die gesamte Reisezeit zur Baustelle zur Arbeitszeit zählen. Dazu fordern sie Lohnerhöhungen, «die die Teuerung und die Leistung der Bauarbeiter berücksichtigen».
Schweizweit gehen Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter gegen die Forderungen der Baumeister auf die Strasse. Am letzten Samstag waren es die Walliser, am Dienstag folgen die Kollegen aus der Nordwestschweiz. In Zürich ist der Protesttag für den Freitag, 11. November, angesetzt.
Fahrt vom Firmensitz zur Baustelle wird nicht gerechnet
«Auch künftig soll die wöchentliche Höchstarbeitszeit im Bauhauptgewerbe 48 Stunden betragen», sagt SBV-Direktor Bernhard Salzmann (42). Aktuell sind 45 Stunden plus maximal 3 Stunden Überzeit erlaubt.
Der SBV möchte diese Überzeit in die normale Arbeitszeit hineinpacken. Und beim SBV werden die maximal 10 Stunden Reisezeit pro Woche aktuell nicht zur offiziellen Arbeitszeit gerechnet. Das wurde vom Bund schon beim laufenden LMV nicht für allgemeingültig erklärt. Zählt man die Fahrten hinzu, würden die Büezer neu täglich ohne Überzeit bis zu 11 Stunden und 36 Minuten arbeiten – inklusive der Fahrt von der Bude zur Baustelle und zurück.
Reisezeiten von zwei Stunden sind auf dem Bau ganz üblich: Hölzl und Töngi arbeiten derzeit auf Baustellen, die über eine Stunde vom Firmensitz entfernt sind. Auf dem Bau geht heute die erste halbe Stunde Wegzeit zulasten der Büezer, erst dann wird aufgeschrieben. Für Temporärangestellte gilt diese Regelung ebenfalls, doch vielen wird gar nichts bezahlt.
Arbeiten bei Regen und Schnee
Die Büez auf dem Bau ist schon in den letzten Jahren härter geworden. «Der Druck auf dem Bau ist viel höher als früher», sagt Hölzl. Er und Töngi arbeiten seit mehreren Jahrzehnten als Schaler und Maurer und wissen, wovon sie reden. Gemütlichere Phasen gebe es nicht mehr. Die enge Terminplanung führe zu Akkordarbeit und schlechterer Qualität. Und für die praktische Lehrlingsausbildung bleibe oft keine Zeit. «Man muss immer am Limit arbeiten. Darunter leidet auch die Stimmung unter den Arbeitern», sagt Hölzl.
Töngi musste am Montag trotz Wind und Dauerregen auf einer Hochhausbaustelle in 80 Meter Höhe werken. Komplett durchgeregnet, wie er sagt: «Früher wäre man an einem solchen Tag nach Hause gegangen, doch heute gibt es das nicht mehr.» Wegen des Klimawandels sei auf dem Bau mittlerweile das ganze Jahr über «volle Pulle» angesagt.
Die Arbeit setzt aber auch ohne Wind, Regen oder Schnee zu: «Je älter ich werde, umso mehr bin ich am Wochenende kaputt. Mittlerweile brauche in den ganzen Samstag zur Erholung und schlafe bis gegen Mittag», sagt Töngi.
Das Risiko als Temporärer
Hölzl ergeht es, obwohl er 15 Jahre jünger ist, kaum besser. Unter der Woche ist er um 18.30 Uhr daheim und spielt ausgelaugt noch mit seinem dreijährigen Sohn. Erst sobald der Kleine schläft, isst und duscht er. Daraus hat er nun Konsequenzen gezogen und sein Pensum auf 80 Prozent reduziert. «Ich will mitbekommen, wie mein Sohn aufwächst, das ist mir wichtiger als Geld», sagt er.
Der körperliche Verschleiss bei den Bauarbeitern ist gross. Töngi hat zwar ein künstliches Kniegelenk, ist für sein Alter aber trotzdem noch sehr fit. Ansonsten hätte er als Temporärer ein Problem. «Ich arbeite bewusst als Temporärer, weil ich dann gehen kann, wenn es mir nicht mehr passt.» Töngi und Hölzl sind mit ihren aktuellen Arbeitgebern sehr zufrieden, wie sie sagen.
Das können jedoch nicht alle Bauarbeiter über ihre Arbeitgeber sagen. Viele hätten beispielsweise lieber eine Festanstellung. Doch die Baufirmen stellen immer mehr Temporäre ein, damit sie diese im Winter auf die Strasse stellen können.
Älteren Büezern blühen tiefere Löhne
Die Gewerkschaften beklagen, dass die Baumeister in den aktuellen Verhandlungen nun auch noch den Kündigungsschutz der älteren Büezer angreifen. Sie sollen leichter kündbar sein und im Alter auch in tiefere Lohnklassen abgestuft werden können. «Ich könnte verstehen, dass die Arbeitgeber älteren Mitarbeitern mit körperlichen Beschwerden keine Lohnerhöhungen mehr geben», sagt Töngi. Schliesslich seien die Firmen bei den Margen enorm unter Druck. «Dass man älteren Leuten aber den Lohn kürzen will, geht gar nicht.» Diese hätten schliesslich Jahrzehnte lang ihre Knochen für die Firmen hingehalten.
SBV-Direktor Bernhard Salzmann sagt dazu: «Der SBV will ältere Fachkräfte im Arbeitsmarkt halten und nicht deren Arbeitsbedingungen verschlechtern. Das ist gerade beim aktuellen Fachkräftemangel wichtig zu betonen.» Etwas weniger diplomatisch äusserste sich zu diesem Thema zuletzt der Solothurner Baumeisterverband: Mit der Möglichkeit, ältere Büezer in eine tiefere Lohnklasse einzustufen, könnten Arbeitsplätze garantiert werden, argumentierte der Kantonalverband in der «Solothurner Zeitung».
Töngi geht in etwas mehr als zwei Jahren in Pension. «Darüber bin ich inzwischen aber nicht mehr traurig», sagt er. Trotzdem hofft er, dass die Arbeitsbedingungen im Bausektor in Zukunft wieder besser und damit attraktiver für junge Arbeitskräfte werden.