Schon Millionen in neue Software-Lösung gesteckt
Orell Füssli investiert in E-ID – obwohl Bund das nicht will

Orell Füssli hat die Software für die neue E-ID schon bereit. Der Bund dagegen will lieber eine eigene Lösung entwickeln. Hat Orell Füssli fehlinvestiert?
Publiziert: 14.11.2023 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2023 um 13:25 Uhr
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Ein Tochterunternehmen von Orell Füssli hat eine Software für die E-ID entwickelt.

Die Orell Füssli AG druckt sowohl die Schweizer Banknoten als auch den Pass und den Führerausweis. Nun will das Unternehmen auch bei der E-ID mitmischen. 

Das Tochterunternehmen Procivis hat eine neue E-ID-Software-Lösung entwickelt, wie Orell Füssli am Dienstag mitteilte. Die Software mit dem Namen Procivis One erfülle sämtliche Anforderungen für die künftige Schweizer E-ID.

Zu einer möglichen Zusammenarbeit mit dem Bund schreibt Orell Füssli in der Mitteilung jedoch nichts. Und dieser hat schliesslich die Entscheidungsmacht in Sachen E-ID. 

Bund will eigene Lösung

Der Bund möchte die Software weitgehend selbst entwickeln. Das sagte Rolf Rauschenbach, Informationsbeauftragter E-ID vom Bundesamt für Justiz, gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Dabei soll das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation den Grossteil der Software erarbeiten. Einen Grossteil der Projektkosten von 25 bis 30 Millionen Franken will der Bund deshalb intern ausgeben. Angekündigt ist die E-ID für Anfang 2026. 

Das hat Orell Füssli aber nicht davon abgehalten, Millionen in die neue Software-Lösung zu investieren. Procivis wurde allein dafür gekauft – der Kaufpreis ist nicht bekannt. Seit einem Jahr arbeiten 20 Mitarbeitenden an der neuen Software. 

«Uns ist bewusst, dass der Staat die künftige E-ID herausgeben und die Infrastruktur dazu betreiben wird. Wir sehen uns als Technologie-Dienstleisterin, die für den Bund Softwarekomponenten für die technische Umsetzung des künftigen E-ID-Systems liefern möchte», sagt Desirée Heutschi gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Sie ist Verwaltungsrätin bei Orell Füssli. Zudem biete Orell Füssli die Software-Lösung auch in anderen Ländern an – erste Gespräche seien bereits im Gang. 

Firmen und Kantone als Kunden

Aber auch in der Schweiz gibt es neben dem Bund, noch einen Markt zu bedienen. Die Software könne auch an Firmen, Kantonen und Gemeinden verkauft werden, die auf der E-ID aufbauend eigene elektronische Nachweise entwickeln.

Jetzt wird sich zeigen, ob der Bund von der eigenen Lösung überzeugt sein wird. Wenn nicht, steht Orell Füssli bereits in den Startlöchern. (kae)

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