Bruno Brechbühl (61) bekämpft Vorurteile gegen Ü50-Stellensuchende
«Wir wissen, wie man richtig arbeitet»

Die Vorurteile gegenüber älteren Stellensuchenden halten sich hartnäckig. Dagegen wehrt sich der Verkaufsmanager Bruno Brechbühl (61), der eben erst einen neuen Job gefunden hat.
Publiziert: 15.05.2019 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:07 Uhr
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Gemäss einer Umfrage fühlen sich 86 Prozent der älteren Stellensuchenden auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt.
Foto: Keystone
Christian Kolbe

Ältere Arbeitnehmer sind eine wertvolle Ressource für die Wirtschaft. In Zeitalter von Fachkräftemangel und immer weniger Jungen, die in den Arbeitsmarkt eintreten, kann es sich die ressourcenarme Schweiz nicht leisten, auf die Ü50 zu verzichten.

Trotzdem fühlen sich viele ältere Arbeitsuchende in der Schweiz benachteiligt (BLICK berichtete). In einer Umfrage der Adecco-Tochter LHH teilen 86 Prozent der Befragten diese Einschätzung.

Entmutigende Vorurteile

Eine Einschätzung mit fatalen Folgen für die Jobvermittlung, wie Andreas Rudolph, Managing Director bei LHH, erklärt: «Sehr viele Kandidaten im Outplacement schrauben schon nach kurzer Zeit ihre Erwartung an die neue Beschäftigung massiv herunter.»

LHH gehört zu den führenden Outplacement-Firmen in der Schweiz. Die Firma kommt dann zum Zug, wenn es bei Unternehmen zu Jobabbau in grösserem Stil kommt. 

So wie es auch Bruno Brechbühl (61) passiert ist, der jahrelang industrielle Drucker im grafischen Bereich verkauft hat: «Die Stelle bei meinem alten Arbeitgeber habe ich wegen eines Sparprogramms verloren. Die Firma hat mir die Frühpensionierung angeboten, doch ich wollte weiterarbeiten.»

Weiterbildung lohnt sich 

Dem Vorurteil, ältere Arbeitnehmer seien weniger wert, widerspricht der gelernte Elektrotechniker vehement, kommt auf die Marktvorteile der Ü50-Generation zu sprechen: «Wir ältere Arbeitnehmer wissen, wie man richtig arbeitet. Wir sind diszipliniert und loyal zur Firma. Ein Jobwechsel aus Karrieregründen ist in meinem Alter kein Thema mehr.»

Der Zürcher Unterländer hat sich weitergebildet, verkauft heute anstatt 2-D-Drucker hochmoderne 3-D-Grossformat-Drucker für ein israelisches Start-up in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Eine Investition in Weiterbildung, die sich für beide Seiten lohnt. Denn selbst als 61-Jähriger ist für Brechbühl noch lange nicht Schluss: «Das Alter war bei den Bewerbungsgesprächen kein Thema. Vielmehr ging es um die Frage, ob ich auch bereit wäre, länger als 65 zu arbeiten.» 

Das Netzwerk nutzen

Geholfen, einen neuen Job zu finden, habe ihm vor allem sein grosses Netzwerk, sagt Brechbühl. Ein weiterer Vorteil, den ältere gegenüber jüngeren Jobbewerbern haben. Das zeigt auch die LHH-Umfrage: «Die Befragten erkennen klar, dass sie in die Entwicklung neuer Kompetenzen sowie in Netzwerke investieren sollen», meint Rudolph. Auch wenn es im Schnitt etwas länger dauert, bis ältere Stellensuchende wieder einen Job finden, zum alten Eisen gehören sie deswegen noch lange nicht!

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