Das Feuer auf einem mit etwa 4000 deutschen Autos der VW-Gruppe auf dem Atlantik führerlos treibenden Frachter «Felicity Ace» soll nun doch möglichst vor dem Abschleppen des Schiffes gelöscht werden. Bisher war geplant, das Schiff erst zu einem Hafen abzuschleppen und dann das Feuer zu löschen. Doch das Schiff hat leichte Schlagseite und es wird befürchtet, dass giftige Stoffe ins Meer gespült werden – oder im schlimmsten Fall gar auf den Grund des Atlantiks sinken könnte.
Doch die Löscharbeiten sind extrem kompliziert. Der Einsatz von Wasser würde das Gewicht des Frachters weiter erhöhen und damit auch die Gefahr, dass er sinkt. Doch auch die Fracht erschwert die Löscharbeiten. Bei vielen der geladenen Autos handele es sich um E-Modelle, deren Batterien das Löschen noch etwas komplizierter gestalteten, erklärte João Mendes Cabeças, der Hafenkapitän von Porto da Horta auf der Azoren-Insel Faial. «Die Löscharbeiten müssen sehr langsam erfolgen», sagt er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Lithium-Ionen Batterien in den Elektroautos halten das Feuer an Bord am Leben.
Bordwand stellenweise geschmolzen
Auf Videoaufnahmen, die die Besatzung des portugiesischen Patrouillenbootes «Setúbal» am Sonntag auf Twitter postete, war zu sehen, wie dicker Rauch vom Bug bis zum Heck über dem Schiff aufsteigt. Die Bordwand war bereits stellenweise geschmolzen.
Derzeit sind mehrere Spezialschiffe zur Brandbekämpfung unterwegs zum Unfallort 170 Kilometer südlich der Azoren. Das erste Schiff ist am Sonntag eingetroffen, ein zweites wird für Montag erwartet. Zudem steuert ein Hochseeschlepper aus den Niederlanden die Unfallstelle an und soll dort am Mittwoch oder Donnerstag ankommen. Zudem hat das Bergungsunternehmen SMIT Salvage bereits seit einiger Zeit ein 16-köpfiges Spezialistenteam vor Ort.
Umweltschützer fürchten, dass der Frachter sensible Biotope schädigen könnte. Ein Sprecher der Schiffsreederei MOL Ship Management teilte dem «Wall Street Journal» am Samstag mit, dass aktuell kein Öl aus dem Schiff austrete. Aufgrund einer Umweltschutzzone dürfe das Schiff nicht an seinen Azoren-Hafen geschleppt werden, so João Mendes Cabeças. Deswegen wird vermutet, dass das Bergungsteam das Schiff auf die Bahamas oder an einen europäischen Hafen schleppen muss.
Besatzung in Hotel untergebracht
Der 200 Meter lange Frachter mit Luxusfahrzeugen unter anderem der Marken Porsche, Audi, Bentley und Lamborghini an Bord treibt derweil weiter auf dem Atlantik.
Gemäss der Eigentümerin des Schiffs befindet sich die Besatzung mittlerweile in einem Hotel auf den Azoren. Die 22 Besatzungsmitglieder waren von der Luftwaffe Portugals schon bald nach Ausbruch des Feuers in Sicherheit gebracht worden.
Volkswagen bestätigte auf Anfrage, dass das Schiff – das Berichten zufolge auf dem Weg von Emden nach Davisville im US-Bundesstaat Rhode Island unterwegs war – Neuwagen der VW-Gruppe transportierte. Nicht bestätigen wollte ein Sprecher Medienberichte, dass es sich unter anderem um etwa 1100 Porsche sowie einige Bentleys und Lamborghinis sowie um viele Audis handelte. (smt/SDA)