Auf einen Blick
- Roberto Martullo rettet Künzli-Schuhmarke
- Die Marke begleitet den Blocher-Schwiegersohn seit seiner Jugend
- Er plant, den Turnschuh-Bereich auszubauen
Das Aus der Kult-Schuhmarke Künzli ist abgewendet. Unternehmer Roberto Martullo (62) übernimmt die 98-jährige Traditionsfirma aus Windisch AG – samt Mitarbeitenden und Schuhfabrik in Albanien. Für den dreifachen Familienvater und Ehemann von Ems-Chemie-Chefin Magdalena Martullo-Blocher (55) ist die Rettung eine «Herzensangelegenheit». Er hat bereits erste Pläne, wie der frühere Ortspräsident der SVP Meilen im Interview mit Blick verrät.
Warum haben Sie die Sportschuhmarke Künzli übernommen?
Roberto Martullo: Mein Hauptbeweggrund ist der Erhalt der elf Arbeitsplätze in der Schweiz und jene der 24 Angestellten in der Schuhfabrik in Albanien. Und natürlich die Rettung der fast 100-jährigen Firma. Das angekündigte Aus hat mich emotional bewegt, denn Künzli hat meine Jugend begleitet.
Inwiefern?
Ich spielte in meiner Jugend Fussball und machte Leichtathletik – jeweils mit Schuhen von Künzli. Die Marke produzierte in den 80er-Jahren Schuhe für viele Sportarten. Und mit Künzli-Schuhen stach man heraus.
Sind Sie zufrieden mit den Konditionen für die Übernahme?
Es gab einige Bewerber für die Übernahme. Über den konkreten Verkaufspreis will ich nicht reden. Nur so viel: Ich lag mit meinem Angebot irgendwo im Mittelfeld. Das Investment muss sich schliesslich auch lohnen.
Warum bekamen Sie trotzdem den Zuschlag?
Wohl wegen meines Plans, der Kontinuität verspricht. Ich will die Firma so weiterführen, wie sie die bisherige Geschäftsführerin Barbara Artmann in den letzten 20 Jahren aufgebaut hat. Sprich: Ich übernehme alle Mitarbeiter und führe auch die Fabrik in Albanien weiter. Mit den Angestellten habe ich bereits gesprochen, sie sind voll motiviert. Und die Qualität der Schuhe stimmt auch.
Unabhängig vom Kaufpreis: Haben Sie die Künzli-Übernahme mit Ihrer Frau abgesprochen?
Natürlich habe ich das Investment mit der Familie besprochen. Der Tenor war: Mach es doch, wenn es das Richtige ist. Künzli ist jetzt meine Aufgabe.
Was reizt Sie an der Aufgabe, bisher sind Sie nicht im Schuhgeschäft tätig gewesen?
Klar, ich bin wie die Jungfrau Maria zu diesem Kind gekommen. Ich habe aber jahrelange Erfahrung in der Personalvermittlung und -entwicklung. Verkauf und Marketing sind meine Stärken.
Sie werden Künzli «zunächst persönlich operativ führen». Welche ersten Schritte wollen Sie unternehmen?
Künzli hat zwei Standbeine, den Ortho-Bereich und den Turnschuh-Bereich. Das Geschäft mit den Turnschuhen möchte ich ausbauen, da sehe ich Potenzial. Denn die Marke ist in den Köpfen der Schweizer Bevölkerung etabliert.
Welche Pläne haben Sie konkret?
Künzli-Sportschuhe sind sehr vintage, das ist zwar jetzt sehr beliebt. Trotzdem wollen wir die Marke verjüngen, damit auch Junge Künzli-Sneaker tragen möchten. Wie genau, werden wir sehen.
Apropos Zukunft: Werden Sie mittelfristig die operative Führung abgeben?
Da bin ich noch unentschlossen. Ich werde Künzli sicher ein, zwei Jahre selber führen. Dann schaue ich weiter. Barbara Artmann bleibt uns ja für einen geordneten Übergang bis Mitte 2025 erhalten. Und wer weiss: Vielleicht habe ich an der neuen Aufgabe so viel Spass, dass ich ewig CEO bleibe.