Julens Nachfolger heisst Victor Duran (50). Sein grosser Wunsch, sollte er auch einmal beschenkt werden: «Ein Autogramm von Roger Federer, ich bin ein Riesenfan», sagt er. «Wenn ich im richtigen Moment mehr trainiert hätte, hätte ich vielleicht sogar Tennisprofi werden können.»
Zum Interview-Termin mit BLICK im achten Stock des Radisson-Blu-Hotels am Flughafen Zürich hat Duran sogar ein Federer-Leibchen mitgebracht. Bei den grossen Auftritten des Baslers wie jetzt in Wimbledon fiebert Duran vor dem TV mit. Zeit, einem Match beizuwohnen, hat er nicht.
Mann von Welt
Duran hat die Nacht vor dem Termin im Flughafen-Hotel verbracht. Am Vorabend ist er aus London angereist. Heimfahren an den Genfersee lohnte sich nicht. Weil gleich nach dem Gespräch der Flieger nach China auf ihn wartet.
Sein Vorgänger Julen hat Intersport seit Ende der 1990er-Jahre von einer mittelgrossen Einkaufsorganisation zum weltgrössten Sportfachhändler ausgebaut. Umsatz in 65 Ländern: 11,5 Milliarden Euro. Duran tritt in grosse Fussstapfen: «Ich bin Franz dankbar. Er hat Intersport ganz oben im Markt positioniert.»
Julen, der Zermatter, war ein Mann alter Schule. Duran, wenn auch nur acht Jahre jünger, steht für eine neue Generation, ist ein Mann von Welt. Er ist viersprachig, geboren in Mexiko, die Eltern Amerikaner. Als der Eiserne Vorhang fiel, diente er der US-Armee als Panzerkommandant in Deutschland. Und vor ein paar Wochen hatte er an seinem Wohnort Genf den Einbürgerungstest für den Schweizer Pass. Duran beantwortete 43 von 45 Fragen richtig.
Problemmarkt China
Steigt er in China aus dem Flieger, wartet eine noch grössere Hürde: die Volksrepublik ist einer der Problemmärkte von Intersport. «Wir haben in den letzten Jahren ein bisschen zu schnell expandiert», sagt Duran. Damit sei vorerst Schluss. «Wir müssen schauen, dass wir in den bestehenden Märkten stärker wachsen.»
Die andere grosse Herausforderung: Intersport hat beim Wandel zu einem digitalen Unternehmen einen Fehlstart hingelegt. Viel zu spät, erst im Frühling, wurde der Onlineshop in der Schweiz aufgeschaltet. Konkurrent Athleticum tat das schon 2008. Während in den USA ein Fünftel aller Sportartikel im Internet verkauft werden, ist es bei Intersport erst ein Prozent.
«Intersport hat sehr spät angefangen und ein paar unglückliche Entscheidungen getroffen», sagt Duran. Das heisst: Die Zentrale in Bern überliess es den Länderorganisationen, sich um ihr jeweiliges Internetgeschäft zu kümmern. Duran: «Einige davon haben das nicht gut gemacht.» Das Hauptproblem: Intersport hat mit seinen vielen Franchisenehmern und Länderorganisationen eine komplizierte Struktur.
Entscheidende Zeit
Duran prophezeit: «Wenn wir jetzt nicht die richtigen Dinge tun, haben wir bald ein riesiges Problem und werden uns nicht mehr davon erholen können.» Darum arbeitet er jetzt an einem einheitlichen Internet-Auftritt, einer besseren Vernetzung zwischen Internet und Fachgeschäften und einem modernen Laden-Design.
«Franz Julen hat diesen Wandel schon vor Jahren eingeleitet. Ich bin überzeugt: Intersport wird es in fünf Jahren super gehen.»