Nach neun Monaten und Zehntausenden falschen Rechnungen schien die Lösung für das Serafe-Adresspuff im September gefunden zu sein. Mit einem Formular soll die Billag-Nachfolgerin Fehler zur Korrektur an die zuständigen Ämter bei Kanton und Gemeinden melden. Doch wie sich zeigt, kommt dies nur langsam in die Gänge.
Denn nur einen Monat später flattert bei BLICK-Leser Roman Britt (48) aus Bad Zurzach AG eine Serafe-Teilrechnung über 182.50 Franken ins Haus. Sofort wird er stutzig. «Ich beziehe Ergänzungsleistungen und bin deshalb von den Gebühren befreit», erklärt er BLICK. Das weiss die Gemeinde und das wusste die Billag. Auch die Serafe weiss das eigentlich, denn diese Daten hat sie von ihrer Vorgängerin erhalten.
Unbekannter Mitbewohner
Das ist aber nicht der einzige Fehler. Auch die aufgeführte Strasse stimmt nicht. Britt hat da nie gewohnt. Schliesslich ist die Rechnung auch noch an einen zweiten Herrn adressiert. Auch dieser wohnt in Bad Zurzach. Aber nicht an der angegebenen Adresse und auch nicht zusammen mit Britt. «Da ist wirklich alles falsch», ärgert sich Britt.
Bei Serafe landet er aber erst in der Warteschleife und dann bei einem Mitarbeiter, der ihm nicht helfen kann. Auf ein E-Mail bekommt er eine automatisierte Antwort. Weiter nichts.
Schwierige Fehlersuche
Der Zurzacher wendet sich an seine Einwohnerkontrolle. Das wird auf der Rechnung bei Fehlern von Personendaten, Adressierung «und/oder» Haushaltsbildung empfohlen. Das Resultat: Im Verzeichnis der Gemeinde ist alles richtig erfasst. «Der Fehler liege beim Kanton und dessen Personen- und Einwohnerverzeichnis, wurde mir gesagt», so Britt.
Der direkte Weg zur Gemeinde steht den Gebührenzahlern seit Juni wieder offen. Zuvor war die Serafe einzige Anlaufstelle bei Problemen. Das wurde Ende Januar so bestimmt. Um mit den vielen Anfragen klarzukommen, musste das Unternehmen sein externes Callcenter um etwa 30 Personen ausbauen. Inzwischen wurde die Zahl der Telefonierer wieder auf 65 reduziert.
Bald gehen erste Mahnungen raus
«Es handelt sich hier um einen Einzelfall», sagt Erich Heynen, Geschäftsleitungsmitglied bei Serafe, auf BLICK-Anfrage zum Fall Britt. Anfang Jahr habe der Gebührenzahler zu Recht keine Rechnung erhalten, weil er Ergänzungsleistungen beziehe. «Im Oktober wurden uns aber neue Personen- und Haushaltsdaten zum Betroffenen gemeldet. Deshalb ging die Rechnung in dieser uns neu gemeldeten Zusammensetzung des Haushalts raus. Aus unserer Sicht war das korrekt», so Heynen.
Die Fehlermeldung des Gebührenzahlers habe Serafe erfasst. «Anfang November haben wir zum ersten Mal unsere gesammelten Kundenreaktionen an die Einwohnerdienste rückgemeldet. Dort müssen die Daten jetzt korrigiert werden, denn selber dürfen wir an gelieferten Daten keine Änderungen vornehmen.» Britts Korrekturanmerkungen würden mit der nächsten Datenlieferung im Dezember rausgehen.
«Eine gewisse Fehlerquelle wird bei der Erhebung einer flächendeckenden Abgabe nie ganz ausgeschlossen werden können», warnt Heynen. Doch Fehler sind seltener geworden. Schlechte Nachrichten sind dies für säumige Gebührenzahler. «Der Mahnprozess wird noch in diesem Jahr gestartet», kündigt Heynen an.