Touristen warten in Rom auf ein Taxi. Sie warten. Und warten – bis zu einer Stunde. In grosser Hitze. Denn ausgerechnet in der jetzigen Sommersaison herrschen in der italienischen Hauptstadt grosse Missstände bei den Taxis. Besonders am Abend ist es schwierig, eine Fahrt zu bekommen. Und bei Regen ist es praktisch unmöglich.
Das Problem kennen nicht nur die Touristen. Auch die römische Bevölkerung leidet, wie die österreichische Zeitung «Standard» berichtet. Demnach bleiben Einheimische oft lange in einer Warteschleife stecken, bis sie aufgeben. Und in Apps von Taxidiensten lautet die Antwort auf eine Anfrage immer wieder: «kein Auto».
Taxilobby ist besonders einflussreich
Untersuchungen der Marktaufsichtsbehörde zeigen laut dem Bericht auf, wie schwer die Probleme wiegen: Tausende potenzielle Kunden bekommen jeden Monat kein Taxi. Fast jeder zweite Anruf geht ins Leere, Termine platzen, die Bürger sind verärgert. Und der öffentliche Verkehr ist so ineffizient, dass er keine wirkliche Alternative zu Taxis ist.
Die Hoffnung auf eine schnelle Lösung ist ziemlich aussichtslos. Die Taxifahrer gelten in Italien als eine der einflussreichsten Berufsgruppen. Und diese stellen sich schon seit Jahren gegen eine Liberalisierung der Branche – und zwar im ganzen Land. Sie verhindern, dass sich Uber im Markt ausbreiten kann. Bisher gibt es in Städten wie Mailand und Rom bloss die teure Variante Uber Black.
Gleichzeitig wehren sich die Taxifahrer gegen höhere Konzessionszahlen. Die Folge: In den italienischen Grossstädten gibt es vergleichsweise viel weniger Taxis. Die Drei-Millionen-Stadt Rom lässt laut dem Bericht beispielsweise maximal 7600 Taxis zu. Zum Vergleich: Madrid, mit 3,3 Millionen Einwohnern nur leicht grösser, stellt doppelt so viele Lizenzen aus.
Regierung kriegt keine Reformen hin
Die Taxibranche schmettert jeden Reformversuch ab. Im Sommer 2022 wollte schon der damalige Premierminister Mario Draghi (76) für mehr Wettbewerb sorgen. Doch Taxifahrer blockierten aus Protest tagelang die Strassen Roms, bis Draghi aufgab. Auch die Nachfolgeregierung unter Giorgia Meloni (47) hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Konkurrenz zuzulassen und die Taxilizenzen zu erhöhen. Zu Änderungen ist es bisher aber nicht gekommen.
Die Taxilobby schiebt die Schuld für die Missstände in Rom auf das ineffiziente ÖV-Netz. Es brauche mehr Busse und U-Bahnen und nicht mehr Taxis, so das Argument.
Kommt's im Winter zum noch grösseren Chaos?
In den nächsten Wochen wird sich das Taxi-Chaos wohl zuspitzen. Denn Rom erlebt einen Touristen-Boom, die Hauptstadt Italiens zählt aktuell so viele Besucher wie nie zuvor. Und zum Exodus könnte es dann im Winter kommen. Am 24. Dezember beginnt nämlich das katholische Jubiläumsjahr. Für die Feierlichkeiten werden 30 Millionen Pilger erwartet.