Die ersten sechs Börsenmonate des Jahres sind vorbei – Zeit für einen Kassensturz. Eines kann bereits gesagt werden: Die Rekordkurse der letzten Monate und Wochen versprechen saftige Renditen.
Allerdings profitieren nur jene, die seit Anfang Jahr investiert sind. Zur Veranschaulichung wählt BLICK einen Betrag in der Höhe von 30'000 Franken, der, statt auf dem Sparbuch brachliegend, imaginär in verschiedene Anlagen gesteckt wurde (Kosten für Kauf- und Verkauf, Gebühren etc. wurden nicht berücksichtigt).
Aktienindex SMI über 17 Prozent im Plus
2019 ist für den SMI ein Spitzenjahr. Am 18. Juni knackte der Leitindex erstmals in seiner Geschichte die magische Grenze von 10'000 Punkten. Der wichtigste Schweizer Index ist seit Jahresbeginn um 17,43 Prozent gestiegen. Er hat damit den namhaften US-Index Dow Jones (+14 Prozent) hinter sich gelassen. Mit dem deutschen DAX-Index liegt der SMI gleichauf.
Mit einem Investment von 30'000 Franken in SMI-Aktien hätten Kleinanleger im Schnitt 5229 Franken verdient. Hätte man mit dem Einsatz nur Papiere von Bauzulieferer Sika ins Depot gelegt, fielen 10'112 Franken an. Ein Nestlé-Investment hätte unter dem Strich 7991 Franken eingebracht.
Achtzehn von 20 SMI-Aktien weisen ein Kursplus seit Jahresbeginn aus. Buchverluste schauten einzig bei der Swatch Gruppe und der Grossbank UBS raus. Die Grossbank lieferte mit einem Minus von 5,2 Prozent die schlechteste SMI-Performance ab.
Kursraketen im breiten SPI-Index
Der breiter gefasste Schweizer Aktienindex SPI notiert seit Jahresbeginn 17 Prozent im Plus. Hier finden sich einige Kursraketen, die allerdings deutlich riskanter sind und deutlich mehr schwanken als schwergewichtige SMI-Titel.
Zum Beispiel die Bio-Techfirma Santhera. Deren Kurs stieg in diesem Jahr um 131,5 Prozent. Aber auch der Weltlogistiker Panalpina kletterte um 71,6 Prozent. Bei einem Investment von 30'000 Franken hätten 39'429 Franken respektive 21'479 Franken Rendite rausgeschaut.
Geld verlocht – und zwar nicht wenig – hätte man bei Asmallworld, dem Facebook für Reiche. Aus den 30'000 investieren Franken wären bei heutiger Auszahlung 15'920 Franken geworden.
Bitcoin-Anleger brauchen starke Nerven
Die einstigen Rekordhochs von gut 20'000 Franken sind zwar noch in weiter Ferne. Dabei gibt es zu bedenken: Der Bitcoin-Kurs lag Anfang Jahr bei etwas über 3800 Franken. Heute steht er wieder bei rund 11'000 Franken. Tendenz schwankend, aber steigend. Ein Investment ins Kryptogeld ist mit hohen Risiken verbunden und nichts für Kleinanleger.
Aufwind gabs für das Kryptogeld vor allem durch Facebooks Ankündigung, eine eigene Kryptowährung (Libra) im nächsten Jahr zu lancieren.
Gold und Öl gefragter als auch schon
Mit Anlagen in Gold kann man derzeit nichts falsch machen. Das Edelmetall ist ein stabiler Wert. Kaum Kosten hat, wer das Gold zuhause statt im Bankschliessfach aufbewahrt, wovon aber abzuraten ist. Der Kilopreis Gold beträgt umgerechnet in Schweizer Franken aktuell rund 43'884 Franken. Der Höchstkurs im laufenden Jahr lag sogar bei 44'995 Franken.
Die Performance von Gold seit Jahresbeginn: plus 8,7 Prozent. Das entspräche beim Einsatz der 30'000 Franken einem Buchgewinn von 2610 Franken.
Öl ist etwas schwieriger zu handeln als der Kauf von Gold über einen guten Händler oder seine Hausbank. Der Fasspreis von Rohöl der Sorte Brent notiert aktuell bei rund 66 Dollar. Das Kursplus seit Jahresbeginn: 23,25 Prozent. Hier macht sich der Anstieg vor allem im Portemonnaie der Autofahrer bemerkbar. Denn der Rohölpreisanstieg treibt mit Verzögerung auch die Preise an den Zapfsäulen in die Höhe.
Kurzfristig Kurssprünge, langfristig Fragezeichen
Kurzfristig dürften die Börsen wieder Fahrt aufnehmen und zulegen. So auch der SMI, der im grünen Bereich in den Juli startete. Der Grund: Die Wiederaufnahme der US-chinesischen Handelsgespräche. Am Samstag haben sich US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping darauf geeinigt, wieder an einen Tisch zu sitzen und Gespräche zu führen.
Für Thomas Stucki (55), Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, ist aktuell klar: «Die Kurse werden durch die Erwartung getrieben, dass die Zinsen in den USA und möglicherweise auch in Europa in diesem Jahr sinken. Das macht zum einen andere Anlagen wie Obligationen unattraktiv. Zum anderen schürt es die Hoffnung, dass die Weltwirtschaft weiterhin zügig wächst.»
Geht es nun im laufenden Jahr in diesem Stil weiter – oder wars das mit dem Feuerwerk an der heimischen Börse? «Die Kurse sind in diesem Jahr stark gestiegen. Das wird die Anleger dazu veranlassen, Gewinne mitzunehmen. Vorübergehende Rückschläge werden daher folgen», sagt Stucki zu BLICK.
Jetzt noch in Aktien einsteigen?
Diese könnten dann auch Ausmasse von fünf bis sogar zehn Prozent annehmen. «Solche Korrekturen gehören jedoch zur Börse und bieten auch wieder neue Möglichkeiten zum Kaufen.»
Aber soll man jetzt überhaupt noch einsteigen? «Schweizer Aktien werden in den nächsten Jahren ein gutes Investment bleiben, insbesondere jene von Firmen, die hohe und stabile Dividenden zahlen», glaubt Stucki.
Es mache deshalb Sinn, einen Teil seines Geldes in Aktien zu halten.